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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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greifen ließ.
    „Und das würde ich dir auch nicht empfehlen. Nimm die Hand da weg.“
    Der Mann war plötzlich nicht mehr dazu in der Lage, sich zu bewegen und sog ängstlich die Luft ein. Dann, langsam, ohne zu wissen, warum, ließ er das Messer los. Es fiel klirrend auf den Asphalt.
    „Jetzt hau ab. Sofort, bevor ich die Geduld verliere. Der Club ist sauber und bleibt es auch. Und wenn unsere Leute dich oder deine Freunde dabei erwischen, wie ihr versucht, hier auf dem Gelände etwas zu verkaufen, wird keiner von euch diese Nacht überleben.“
    Der Mann drehte sich um und stolperte in plötzlicher Panik davon. Blut. Blutstropfen, wusste er plötzlich. Dieser völlig durchgeknallte Türsteher hatte Blutstropfen eintätowiert.
    Daniel grinste, als der Türsteher ihn gutmütig musterte und die Augenbrauen erstaunt nach oben zog. „Warum stehst du an, Mann?“
    Daniel zuckte die Achseln. Er hatte einfach Lust dazu gehabt.
    Der Türsteher winkte ihn durch.
    Als Daniel eintrat, schlugen ihm die lauten Bässe der Live-Band entgegen. Die junge Frau an der Kasse nickte kurz, für eine Unterhaltung fehlte die Zeit, denn die Schlange von draußen setzte sich drinnen fort. Außerdem war der überfüllte Eingangsbereich für viele ein guter Platz zum Abchecken. Eine Gruppe kichernder Mädchen kam ihm entgegen. Touristinnen aus Italien, noch ganz verschwitzt vom Tanzen. Er nahm ihren Geruch in sich auf und bedauerte, dass sie weiterzogen.
    Gemeinsam mit Pierre durfte er schon einmal den Eingang kontrollieren, als Selecteur, wie Pierre es nannte. Pierre war bei einem personellen Engpass mit einem Schulterzucken eingesprungen, obwohl die Arbeit im Club wirklich nicht zu den Aufgaben eines Mitglieds des Inneren Kreises gehörte. Und er, Daniel, durfte ihn damals begleiten. In dieser Nacht hatte er sehr viel Spaß. Für die Eingangskontrolle benötigte man mindestens das dritte Arkanum. Soweit war er noch nicht. Leider. Aber später würde er selbst hier arbeiten, das hatte er sich ganz fest vorgenommen.
     
    Daniel erinnerte sich an Pierre und seine erste Zeit bei der Gemeinschaft.
    Durch einen Glücksfall war es ihm gelungen, Gregors „Familie“ zu entkommen, als sie sich für kurze Zeit in Berlin aufhielt und ihren Unterschlupf wechselte. Danach war er durstig und orientierungslos durch die Stadt geirrt. Er hatte Gregors Wut zu spüren bekommen, und es war ihm schwer gefallen, seinem Ruf zu widerstehen. Bis er zufällig von Murat entdeckt wurde, als er seinen Durst an einem schwachen und betrunkenen Obdachlosen löschte. Murat setzte sich mit Sam in Verbindung und brachte Daniel zur Zentrale nach Mitte. Daniel fragte sich, was ihn dort mehr ängstigte, die unglaublich weitläufige und moderne Zentrale, oder die vielen starken und machtvollen Vampire der Gemeinschaft, die sich so selbstverständlich darin bewegten und geschäftig ihren Aufgaben nachgingen. Immerhin konnte er das Haus beschreiben, in dem Gregor wohnte. Es lag außerhalb Berlins, in Falkensee, war aber längst verlassen, als die Nacht-Patrouille es stürmte. Gregor hatte keine Hinweise auf seinen neuen Aufenthaltsort hinterlassen.
    Daniel erhielt den Schutz der Gemeinschaft, und mit der Zeit war es gelungen, die Verbindung mit Gregor zu zerstören. Als der Innere Kreis darüber entschied, ob Daniel schon so weit war, gemeinsam mit den anderen jungen Vampiren in der Zentrale zu wohnen, bot Pierre an, Daniel für einige Zeit zu sich zu nehmen. Daniel, der sich völlig erschöpft und verloren fühlte, war sich nicht sicher, ob ihn das Angebot erleichterte, oder seine Angst vergrößerte. Und er fragte sich, wodurch er das Interesse dieses Vampirs geweckt hatte. Pierre war nicht besonders groß und auffällig, aber die Aura von Macht sehr stark. Vielleicht ebenso stark wie die von Gregor.
    Als Pierre ihn in seiner Wohnung am Kurfürstendamm herumführte, überlegte Daniel, wie es möglich war, dass jemand, der allein wohnte, eine so riesige Wohnung besaß.
    Es war eine Wohnung, wie er sie noch nie sah, mit modernen Designer-Möbeln und ausgesuchten Antiquitäten, kostbaren Teppichen, wertvollen Bildern in goldenen Rahmen. Pierre zeigte ihm ein luxuriöses Badezimmer aus schwarzem Marmor und ein großzügiges Gästezimmer nur für ihn allein.
    „Die Jalousien fahren automatisch bei Sonnenaufgang nach unten, aber wenn du magst und dich dann sicherer fühlst, kannst du zusätzlich die Vorhänge zuziehen.“
    Daniel nickte stumm. Er war gefangen in einem seltsamen

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