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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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zu diesem Mord hatte.
    Denn als Maier von seinem Küchenstuhl aufsprang, uns beschimpfte und die Faust ballte, hätte ich ihn am liebsten sofort gepackt und mit dem richtigen Griff ganz fix ruhig gestellt. Und deswegen war ich auch zunächst ziemlich sauer auf dich, als du mich zurückgehalten hast und nur mit scharfen Worten auf den tobenden Querulanten einschlugst«, beschrieb Weller seine Eindrücke .
    » Doch es hat ja funktioniert!«, warf Schuster kurz in die Ausführungen seines Kollegen ein .
    » Ja, stimmt. Ich kann doch noch was von den alten Kollegen lernen«, nickte Fritz seinem Gegenüber zu und fuhr mit seinen Ausführungen fort: »Ich befürchtete, dass er im nächsten Augenblick einen Herzinfarkt bekommt. Wie er dann da stand, schwer atmend mit hochrotem Kopf über den Küchentisch gebeugt und sich mit den Händen darauf abstützend. Aber wie gesagt, deine Worte haben zum Glück bei ihm gewirkt. Und wie er dann weiter erzählte, dass sie ihr gesamtes Vieh durch die Maul- und Klauenseuche verloren hatten und auch die Getreideernten in den letzten beiden Jahren sehr mager waren, taten er und seine Frau mir fast ein bisschen leid. Sag mal, welchen Eindruck hattest du eigentlich von seiner Frau?«, spielte Fritz nun den Ball seinem erfahrenen Kollegen zu .
    » Ihr Verhalten kann ich noch nicht richtig einschätzen. Denn sie hielt sich die ganze Zeit über merkwürdig passiv im Hintergrund auf und erst als ihr Mann ausrastete, musste sie ja zwangsläufig ihr Schneckenhaus verlassen und helfen ihn zu besänftigen. Auch ihre Aussagen zum Alibi ihres Mannes bezüglich der letzten Abende wirkten auf mich, als wenn da noch was fehlte und sie innerlich mit sich ringen würde, ob sie es uns nun mitteilen sollte oder nicht. Ich persönlich halte den Maier zwar für einen aufbrausenden Choleriker, aber ob er auch zu einem Mord fähig ist, ich weiß nicht, ich weiß nicht«, grübelte Hauptkommissar Schuster, indem er seine Stirn in Falten legte und seinen jungen Kollegen mit erwartungsvollem Blick ansah. Winfried wurde nachdenklich und nach einer kurzen Pause sagte er noch: »Ich glaube, der Maier ist nervlich einfach nur fertig. Wenn dem finanziell betrachtet das Wasser wirklich bis zum Halse steht und der Verkauf der Felder an die Gemeinde der letzte Strohhalm war, an den er sich klammerte, um aus dieser Misere wieder herauszukommen, könnte ich seinen Gemütszustand sogar nachvollziehen. Na, auf jeden Fall müssen wir Kontakt mit seiner Hausbank aufnehmen, um uns ein genaues Bild darüber machen zu können.« Das rege Gespräch wurde durch den schrillen Klingelton des Telefons jäh unterbrochen. Beide Polizisten langten nahezu zeitgleich nach dem Hörer, doch Fritz war etwas schneller. Er drehte den Auszieharm einfach mit einem raschen Griff zu sich, sodass sein Gegenüber sich schon mit einem Hechtsprung über den Tisch hätte werfen müssen, um daran zu gelangen, und hob dann den Hörer aufreizend langsam ab. Nach dem kurzen Telefonat berichtete er seinem Kollegen, dass es die Gerichtsmedizinerin gewesen sei und der Todeszeitpunkt gegen Mitternacht vom 23. auf den 24. November, das bedeutete von gestern auf heute, festgelegt werden konnte. Spuren oder Hinweise auf einen möglichen Täter hätten die Untersuchungen zwar noch nicht erbracht, sie würde sich jedoch wieder bei ihnen melden, sobald es was Neues gäbe .
    » Na ja, wenn dem so ist und die Aussage von Maiers Frau stimmt, könnten wir den als Täter ausschließen. Bliebe also noch die Familie des Opfers. Was sagte die Tochter noch? Ach ja, sie bedient in der Dorfkneipe, und was ist mit der Mutter? Der Sohn kann es eigentlich nicht gewesen sein, der scheint doch ein wasserdichtes Alibi zu haben, das aber sicherheitshalber noch überprüft werden muss. Oder vielleicht gibt es ja noch jemanden, dem Kreismüller ein Dorn im Auge war? Fragen über Fragen!«, fasste Schuster die Lage resümierend zusammen .
    » Ja, in der Tat, Fragen über Fragen. Ist nur reichlich seltsam, dass die Tochter uns erzählt, ihr leiblicher Vater sei im Krieg gefallen und man im Dorf hinter vorgehaltener Hand tuschelte, er sei erst nach dem Krieg auf mysteriöse Weise verschwunden. Aber vielleicht habe ich mich ja auch nur verhört, als Rosi davon sprach.« Fritz grübelte für einen kurzen Moment wegen dieser scheinbaren Ungereimtheit vor sich hin. Überhaupt missfiel ihm die bloße Vorstellung, dass Rosi auch nur das Geringste mit dem Mord an ihrem Stiefvater zu tun haben

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