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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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Brief, nichts von ihm. Ich wartete und bangte Stunde um Stunde, tagein tagaus, dass uns irgendein Lebenszeichen von ihm erreicht. Doch irgendwann war meine Kraft aufgebraucht und ich hörte auf zu hoffen. So sagte ich Rosi, dass ihr Vater nun im Himmel wäre. Wenn sie weinte, tröstete ich sie und zeigte ihr abends den Mond und die Sterne und ich erzähle ihr, dass er uns jetzt von oben sieht und immer aufpassen würde, dass uns nichts geschieht. Sie können sich sicher vorstellen, dass es sehr schwer für eine Sechsjährige war, den Tod des über alles geliebten Vaters zu verkraften.«
    Fritz nickte entgegnend: »Sicher kann ich mir das gut vorstellen und der Kreismüller nahm sie beide schließlich bei sich auf. Doch plötzlich tauchte Ihr Mann unerwartet auf und was passierte dann? Wäre das nicht die Gelegenheit gewesen, ihr die Wahrheit zu sagen?«
    »Nichts haben Sie verstanden! Rein gar nichts!«, schrie Maria den eingeschüchterten Polizisten an und fuhr nach einer Atempause in gemäßigter Tonlage fort: »Entschuldigung, aber woher sollten SIE das auch wissen? … Tja, vielleicht haben Sie sogar Recht. Doch ich entschied mich zum Wohle der Kleinen für einen anderen Weg. Und so ließ ich sie im Glauben, ihr Vater sei tot. Denn Heinrich sorgte doch gut für uns. Und Michael … er verschwand … und ich dachte, er hätte es eingesehen … bis ein guter Freund mir diesen Brief hier gab.«
    »Handelte es sich bei dem guten Freund zufälligerweise um den, der gestern beerdigt wurde? Wie hieß er noch gleich?« Fritz hatte sich unterdessen wieder sortiert und hakte nun behutsamer nach .
    » Ja, Matthias Elzer war wahrhaftig ein Mensch, dem man vertrauen konnte. Und ja, er wurde gestern unter die Erde gebracht!«
    »Haben Sie eine Ahnung, warum er den Brief denn solange für sich behalten hatte, wenn er doch ein so guter Freund war, wie Sie behaupten?« Die Stimme des Kommissars wurde fordernder.
    Kreismüllers Witwe vernahm zwar die Worte des Polizisten, blieb aber zunächst stumm. Erst nach wiederholter, energischer Ansprache seinerseits, reagierte sie und wirkte mit einem Mal ziemlich niedergeschlagen auf Weller. Jedoch gab sie ihm mit keiner Silbe eine Antwort auf seine Frage: »Sie müssen entschuldigen, aber ich brauche nun Ruhe. Bitte gehen Sie jetzt.«
    Ergriffen vom offensichtlichen Schmerz der Witwe, verzichtete der junge Kommissar darauf, weiter nachzubohren. Außerdem war Maria für übermorgen nach Burgstadt einbestellt. Sollten bis dahin neue Fakten vorliegen, konnte man die Frau dann mit diesen konfrontieren.
    Beim Verlassen des Büros fasste sie ihn am Arm und sagte mit eindringlicher Stimme: »Ich habe nur die eine Bitte an Sie, dass Sie Rosi gegenüber nicht erwähnen, was mit ihrem leiblichen Vater wirklich geschah. Sie lebt noch immer im Glauben, er sei im Krieg gefallen. Oft war ich knapp davor ihr die Wahrheit zu erzählen, doch Furcht vor den Folgen und Angst, sie auch noch zu verlieren, hielten mich stets davon ab … aber ich hole es irgendwann bei passender Gelegenheit nach … ganz bestimmt.« Weller hatte nicht den Eindruck, dass die Frau ihre eben gemachte Ankündigung allzu schnell in die Tat umzusetzen gedachte .
    » Hier nehmen Sie, für ihre Ermittlungen.« Maria drückte dem jungen Kommissar den Abschiedsbrief ihres ersten Mannes in die Hand .
    » Wie soll das Geschmier eines Verschollenen oder gar Toten mir in diesem Mordfall weiterhelfen?? Na egal, schaden kanns auch nicht!« Fritz maß dem Brief eigentlich keine Bedeutung zu. Vielmehr tat ihm die Alte leid und er wollte ihr in ihrem Kummer nicht wegen solch einer offensichtlichen Belanglosigkeit widersprechen. Maria Kreismüller rang Weller schließlich das Versprechen ab, dass ihre Kinder nichts über den Inhalt dieses Gesprächs und den Brief erfahren durften. Denn schließlich sei der Verlust EINES Vaters schon schlimm genug für Manfred und Rosi, auch wenn sie es nach außen nicht so direkt zeigen würden. Beim Verlassen des Hauses war bis auf Rosi von den übrigen Bewohnern niemand zu sehen. Sie stand im Hof vor den Stallungen und striegelte eifrig das schwarze Pferd, auf dem Weller am Vormittag geritten war .
    » Soll ich Ihnen helfen?«, wollte Fritz teilnahmsvoll wissen .
    » Vielen Dank, aber das kriege ich schon alleine hin. Die Pferde zu versorgen wird sicher in Zukunft das kleinste Problem sein.« Die Stieftochter des Toten drehte sich kurz zu ihm um und setzte sogleich ihre Arbeit weiter fort .
    » Katharina ist

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