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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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Sprecher begann seinen Bericht von einer Bundestagsdebatte und Neuverschuldung. Jedenfalls waren dies die Bruchstücke, die Fritz auf die Schnelle erkennen konnte .
    » Du bist spät dran! Ich habe schon angenommen, du hättest es vergessen!« Mit einer Handbewegung bat Rosi den Polizisten hinein und schloss die Tür .
    » Vergessen? Nein, wie könnte ich? Den ganzen Tag habe ich an euch gedacht.« Fritz sah Rosi an und just in diesem Moment war eines für ihn gewiss: Am heutigen Tag, so schwierig er für ihn auch gewesen sein mag, hatte er wesentlich mehr erreicht, als in den gesamten Untersuchungen im Mordfall Heinrich Kreismüller. Ihm war plötzlich klar wie Kloßbrühe, dass er es nun in der Hand hatte, vielleicht nicht nur den aktuellen Mord, sondern auch endlich den Tod an Manfreds Vater aufzuklären .
    » Jetzt oder nie! Zuneigung hin oder her! Entweder verdächtige ich sie zu Unrecht, oder …« Weller entschloss sich kurzerhand, sie mit den Fakten zu konfrontieren und nicht lange um den heißen Brei herum zu reden .
    » Wir sind heute ein gutes Stück weitergekommen. Wir sind uns ziemlich sicher, dass er in Mayberg in der Nähe dieses Reinigungsschachtes umgebracht und dort in den Bach geworfen wurde. Außerdem haben wir einen Hammer gefunden, der so wie es aussieht, das Mordwerkzeug war. Er lag versteckt und eingewickelt in eine alte Uniformjacke im Kanal. Zurzeit untersuchen wir alles auf Fingerabdrücke und analysieren das Blut, das daran klebte. Es kann nicht mehr lange dauern, dann haben wir endlich Klarheit.« Bewusst erhöhte Weller nun den Druck auf Kreismüllers Schwester und war auf ihre Reaktion gespannt. Aber sie verharrte emotionslos. Seine Worte schienen an ihr abzuprallen wie Wasser auf Fels .
    » Wir untersuchen auch das Gitterschloss und den Schlüssel dazu. Den haben wir übrigens von eurem Bürgermeister. Der sagte uns auch, dass außer ihm eigentlich niemand Zugriff darauf hatte. Außer vielleicht der Reinigungskraft, die regelmäßig sein Büro säubert.« Weller legte nun gezielt nach und fixierte Rosi mit seinen Augen. Beim Wort Schlüssel bemerkte er bei ihr ein leichtes Zucken der rechten Schläfe. Hatte er tatsächlich ihren Abwehrriegel geknackt und sie aus der Reserve gelockt? So als sei es das Selbstverständlichste auf der ganzen weiten Welt antwortete sie: »Dass ich putzen gehe, um uns über Wasser zu halten, habe ich als wenig wichtig in der Sache angesehen. Deswegen habe ich darüber auch nichts erzählt. Und wegen dem blöden Schlüssel … beim Saubermachen bin ich gegen das dämliche Schlüsselkästchen gestoßen. Das Ding fiel natürlich auf den Fußboden und ich musste alle Schlüssel wieder zusammensammeln und aufhängen … kann schon sein, dass ihr meine Abrücke darauf findet.« Diese Antwort klang aus ihrem Munde für Weller durchaus plausibel und zudem ließe es sich leicht feststellen, da ihre Abrücke schließlich seit damals in der Polizeidatenbank hinterlegt waren .
    » Aber bist du nicht hier, um mit meiner Tochter zu sprechen? Sie ist oben in ihrem Zimmer.« Kaum hatte Rosi dies ausgesprochen, ertönte schrille, elektrische Gitarrenmusik im gesamten Treppenhaus, die einen bis ins Mark erzittern ließ .
    » Du brauchst nur dem Lärm nachzugehen!«, fügte sie sogleich kopfschüttelnd hinzu, drehte sich um, ließ ihn alleine im Hausflur zurück und verschwand in der Küche. Jeder Andere hätte sich wegen Rosis seltsamen Verhaltens wahrscheinlich verwundert die Augen gerieben. Jeder Andere – Fritz jedoch nicht mehr.
    »Sie werden sicherlich überrascht sein.«
    Mit diesem Satz Pohlerts im Kopf erklomm er müde die Treppe in den ersten Stock. Mit jeder genommenen Stufe stieg seine Anspannung. Gleich würde er es mit seinen eigenen Augen sehen, was der alte Wirt mit seiner Geheimniskrämerei gemeint hatte. Erwartete ihn wirklich seine Tochter, von deren Existenz er bis vor kurzem überhaupt noch keinen Schimmer hatte. Und welche Rolle spielte sie in diesem Fall?
    Die dunkelbraune Holztür des Zimmers gegenüber Heinrich Kreismüllers altem Büro war nur angelehnt. Fritz war aufgeregt wie ein grüner Junge, als er pro forma an die Tür klopfte und sie dann langsam aufstieß. Im faden Schein einer 25-Watt-Birne erblickte er eine zierliche, dunkelhaarige Frau in hellblauem Jogging-Anzug, die, ihren Rücken dem Eingang zugewandt, am Schreibtisch saß und in ein Buch vertieft schien. Jedenfalls reagierte sie nicht auf sein Anklopfen.
    Der kleine Raum, dessen

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