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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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hölzerner Boden mit einem braungemusterten Teppich nahezu vollständig ausgelegt war, strahlte aufgrund der in einem matten Orange-Ton gestrichenen Zimmerwände eine unverhoffte Behaglichkeit aus. Für Fritz glich es einer Oase im sonst alles überlagernden Dunkel des kalten, ungastlichen Gemäuers. Die rechte und linke Wand des Zimmers zierte je ein großes, waagerechtes Bild im Poster-Format, deren auffällige Motive ihm sofort bekannt vorkamen.
    So zeigte das Gemälde links Elvis Presley als lächelnden Barkeeper, der Marilyn Monroe, James Dean und Humphrey Bogart gut gelaunt ihre bestellten Getränke servierte. Das rechte, eine schwarz-weiß Fotografie vermutlich aus den USA der 20er Jahre, stellte eine Gruppe von Männern dar, die bei Arbeiten an einem Wolkenkratzer in schwindelerregender Höhe auf einem Stahlträger sitzend ihre Mittagspause genossen.
    Links vom Schreibtisch, mit dem Rücken zur Wand, stand ein einfaches grau-violett gemustertes Ausziehsofa mit davor befindlichem kleinem, rundem Glastisch und rechtsseitig, mit der Stirnseite zur Außenwand, ein schmales Bett. Gut einen halben Meter rechts neben der Eingangstür waren in Augenhöhe mehrere dunkle Holzbretter regalartig auf die Wand montiert. Schon ein Blick in den Raum genügte und jedem Gast war direkt klar, welchem Hobby hier leidenschaftlich gefrönt wurde.
    Denn alles war üppig dekoriert mit Elefanten aus fast allen nur erdenklichen Materialien, in den verschiedensten Größen, Formen und Farben. Selbst auf dem beigefarbenen Bettzeug prangte unübersehbar ein orientalisch anmutendes Motiv der gutmütigen Dickhäuter.
    Fror man im Treppenhaus noch jämmerlich, so war es hier nun aufgrund einer kleinen, mobilen Elektroheizung mollig warm. Fritz öffnete den Reißverschluss seiner Winterjacke und trat ein. Behutsam, um die junge Frau nicht unnötig zu erschrecken, jedoch laut genug um gegen das Musikgeplärre anzukommen, räusperte sich der Polizist.
    Doch seine Vorsicht war vergebene Liebesmüh. Denn von seinem Hüsteln aufgeschreckt, drehte sich die Frau ruckartig um. Quasi von 0 auf 100 hatte sich ihr Pulsschlag beschleunigt. Ihr Herz pumpte das Blut mit Hochdruck durch die Adern. Sie riss ihre Augen weit auf .
    » Oh sorry, das wollte ich nun wirklich nicht!« Fritz entschuldigte sich promt bei ihr und stellte sich vor. Der alte Wirt hatte tatsächlich nicht zu viel versprochen. Denn augenscheinlich gab es, wenn überhaupt, nur geringe äußerliche Gemeinsamkeiten mit ihrer Mutter. Vielmehr erinnerte sie ihn stark an ein Jugendfoto seiner Mutter, welches so um 1925 irgendwo am Landwehrkanal im Stadtbezirk Tiergarten aufgenommen wurde. Aber vielleicht war es auch ein Anflug von Fieberwahn, der ihm diese unverhoffte Übereinstimmung vorgaukelte. Ihr schwarzes, leicht gewelltes Haar reichte bis zu ihren Schultern.
    Während Rosis stahlblaue Augen zumeist eine intensive Kälte ausstrahlten, so zeigten ihre braunen, rotunterlaufenen Augen nur die Anzeichen echter Trauer. Die blasse junge Frau hatte in den letzten Stunden offensichtlich so manche Träne vergossen, denn rechts neben ihrem Buch türmte sich ein Berg von gebrauchten Papiertaschentüchern auf dem Schreibtisch.
    Wenn es überhaupt äußerliche Gemeinsamkeiten mit ihrer Mutter gab, so waren es die schmale Gesichtsform und die schlanke Figur. Obwohl man bei näherem Betrachten feststellte, dass Rosis Tochter etwas zierlicher und geringfügig kleiner war als sie selbst. Sandra reduzierte die Lautstärke der Musik nun deutlich .
    » Danke oh Herr, welch eine Wohltat!« Fritz seufzte erleichtert in sich hinein, denn sein Schädel dröhnte ohnehin schon genug und hätte dieser Dauerbeschallung vermutlich nicht mehr lange standgehalten .
    » Meine Mutter hatte bereits angekündigt, dass Sie heute noch mit mir sprechen wollen!«
    Die junge Frau hatte sich von Wellers unbeabsichtigtem Begrüßungsschreck augenscheinlich wieder erholt. Doch vollständig abgelegt hatte sie ihre Unsicherheit noch lange nicht. Denn nur mit größter Mühe gelang es ihr, das nervöse Zittern ihres angewinkelten rechten Beines zu unterdrücken und sie strengte sich an, halbwegs ihre Fassung zu wahren. Fritz bemerkte dies deutlich und sein Unterbewusstsein scheute sich nun davor, Sandra so knallhart anzugehen, wie es die Sachlage von ihm als Kommissar erforderte .
    » Ich will Sie einfach nicht leiden sehen«, schoss ihm wiederholt durch den Sinn. Schließlich sollten die ersten Worte, die er mit seiner möglichen

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