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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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Ecke: »Mit der Erkältung gehören sie doch normalerweise ins Bett und nicht hier hin.«
    »Das, so oder ähnlich, höre ich mir schon den ganzen Tag an. Aber ich muss durchhalten, denn schließlich habe ich noch genügend Arbeit vor der Brust. Und bevor die nicht erledigt ist, brauche ich übers Ausruhen nicht nachzudenken.« Fritz dachte zunächst »jetzt der auch noch« bei sich. Aber er fand es auch rührend mit anzusehen, wie besorgt alle um ihn waren .
    » Anscheinend sehe ich wirklich so erbärmlich aus, wie ich mich fühle?« Tohn schlurfte zurück hinter die Theke und bückte sich kurz. Fritz vernahm das leise Klirren von Flaschen, die leicht aneinanderstießen. Einen Moment später tauchte Tohn wieder mit hochrotem Kopf aus der Versenkung auf und stiefelte zum Polizisten .
    » Hier, für Sie! Einfach in einen Topf mit Wasser stellen und auf dem Herd aufwärmen, dann in einem Zug hinunter mit der Brühe, gut einpacken und ab ins Bett. Sie schwitzen zwar dadurch wie ein Schwein, doch am nächsten Morgen geht es gleich besser, sie werden schon sehen. Na ja, bei mir hilft es jedenfalls immer.« Mit diesen gut gemeinten Ratschlägen drückte der Wirt dem angeschlagenen Polizisten eine Flasche Bier, in Form eines Stubbies, in die Hand und fügte anschließend noch hinzu: »Das Burgstädter Katzenbräu hat seinen Namen nicht zu unrecht. Diese Plörre kannst du wirklich nur bei medizinischen Notfällen saufen. Ansonsten kommt mir nur unser gutes Sankt Josef Pilsener ins Haus, besser gesagt ins Glas. Aber zum Aufwärmen ist das einfach zu schade. Ach ja, und dieses Mal kostet es wirklich nichts. Und der Klare geht auch aufs Haus.« Augenzwinkernd beendete Tohn seine gesundheitstechnischen Ausführungen unter Zuhilfenahme von heimischen Brauereiprodukten.
    Weller bedankte sich artig. Er hatte zwar schon davon gehört, dass warmes Bier bei Erkältungen hilft, doch den Selbstversuch bislang noch nicht unternommen. Nun endlich, nachdem Fritz aufgrund eines dringenden Bedürfnisses die sanitären Einrichtungen des Lokals auf Herz und Nieren getestet hatte, verabschiedete er sich herzlich von Pohlert.
    Auf Wellers »bis demnächst« antwortete der alte Wirt: »Da müssen Sie sich aber beeilen, denn nächstes Jahr nach der Fastnacht ist endgültig Schluss für uns.« Er werde im Dezember schließlich schon 73 und seine Frau quengelte auch schon die ganze Zeit an ihm rum, den Laden an Günther, einen seiner Zwillinge, zu übergeben. Der habe das Hotelfach gelernt und zusammen mit dessen Frau brächten sie die Wirtschaft bestimmt wieder auf Vordermann.
    Denn die alten Zeiten, in denen alle noch regelmäßig in die Dorfkneipe gingen, seien längst vorbei. Heutzutage würden die jungen Leute lieber in die Discos fahren und die Alten so allmählich wegsterben. Und zum Beleg für Tohns Feststellung war während Wellers Besuch nicht auch nur ein weiterer Gast im Lokal aufgetaucht. Wehmütig verließ Fritz das Lokal und eilte geschwind zurück zu seinem Dienstwagen.
    Denn er hatte schließlich neue Anweisungen für seine Kollegin, deren Erledigung weiß Gott keinen Aufschub duldeten. Mittels seines Autotelefons erreichte er Kommissarin Franck. Sie hockte missmutig am Schreibtisch in ihrem Büro und brachte via mechanischer Schreibmaschine den Tagesbericht zu Papier.
    Dabei tippte sie die Tasten so energisch, dass die Typenhebel krachend auf dem eingespannten Papier aufschlugen. Hätte das Papier eine eigene Sprache gehabt, es hätte bei jedem Schlag vor Schmerzen laut aufgeschrien .
    » Manfred Kreismüllers Ford Capri muss unbedingt heute noch untersucht werden, denn er könnte damit am Tatort gewesen sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir die auffällige goldene Kiste in einer der Scheunen auf dem Hofgelände finden!«
    Wellers Nervenkostüm war bis aufs Äußerste angespannt. Obwohl Steffi Franck ihm nicht persönlich gegenüber stand, fühlte sie alleine durch den Klang seiner Stimme und die Betonung seiner Worte, welche Höllenqualen er momentan durchlitt .
    » Allem Anschein nach kannte der Täter Manfreds Angewohnheiten und lauerte ihm deshalb an den Gleisen auf!« Seine sonst so ruhige Stimme überschlug sich fast bei jedem Wort, als er von der Aussage des alten Wirts, bezüglich Manfreds geheimen Parkplätzen berichtete .
    » Gibt es schon Ergebnisse, was die Fingerabdrücke auf Schloss, Schlüssel und Hammer angeht?« Der Kommissar rang gierig nach Sauerstoff wie ein 100 Meter Läufer, der soeben nach absolviertem

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