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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROL TOWNEND
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Cecilys Bündel herunternahm, und fügte, während er sie durch den Regen zum Unterstand führte, hinzu: „Judhael hat darauf bestanden, dass Philip unsere Galionsfigur sein solle. Dass unsere Sache einen Mittelpunkt braucht, werdet Ihr gewiss verstehen.“
    Ehe sie sich beherrschen konnte, warf Cecily ihm einen scharfen Blick zu und schnaubte verächtlich. „Einen Säugling? Ist eure Sache so verzweifelt, dass ihr einen Säugling braucht?“
    „Ja.“ Edmund lächelte, doch der Blick seiner grauen Augen war hart wie Flintstein. „Die Männer hatten den Mut verloren. Euer Bruder – der rechtmäßige Erbe eines der größten Landgüter in Wessex – wird als Banner dienen, um das sie sich scharen können. Mehr Männer werden sich uns anschließen. Wir wollen nur die Chance haben, den normannischen Bastard zu stürzen, ehe er sich endgültig hier einnistet.“
    Er hat sich bereits hier eingenistet, dachte Cecily. Wenn er in Winchester ungestraft die Häuser braver Leute abreißen lassen kann, wenn er Erdhügel aufschütten lässt, um Burgen zu errichten … Doch sie wollte Edmund nicht noch stärker gegen sich aufbringen, indem sie ihm dies sagte. „Wie füttert ihr ihn?“
    „Haben eine andere Amme für ihn gefunden – Joan.“
    „Oh?“
    „Kommt und lernt sie kennen.“ Edmund zog den Kopf ein und trat unter das Regendach. „Joan? Joan?“
    Als sie eintraten, verstummten die Menschen im Unterstand, sodass nur noch das Prasseln des Regens auf das Segeltuch zu hören war. Eine in schlichtes Grau gewandete Frau trat vor. Sie hatte einen Säugling über der Schulter und klopfte ihm auf den Rücken, damit es aufstieß. Ihr Gesicht war verhärmt und von Kummer gezeichnet. Sie war mitleiderregend dünn.
    „Philip! Oh, lass mich ihn nehmen, bitte!“
    Die Frau gab das Kind widerspruchslos her und beobachtete schweigend und mit ausdrucksloser Miene, wie Cecily sich vergewisserte, dass es wohlauf war. Philip war gerade gestillt worden, wie sein schläfriger, satter Gesichtsausdruck zeigte, doch die Feuchtigkeit seiner Windeln deutete darauf hin, dass diese den ganzen Vormittag über nicht gewechselt worden waren.
    „Wat, bring mir bitte mein Bündel … vielen Dank“, sagte sie, als Wat es ihr zuwarf.
    „Seht Ihr, Cecily“, unterbrach Edmund. „Es ist, wie ich gesagt habe. Eurem Bruder geht es gut.“
    Cecily verkniff sich die Bemerkung, dass es ihm noch viel besser gehen würde, wenn er in Gudruns kundiger Obhut geblieben wäre, statt wie ein Mehlsack durch das Hügelland geschleppt zu werden, um dann in nassen Windeln unter einem Segeltuchdach zu liegen.
    Die Umstehenden nahmen ihre Gespräche wieder auf. Als Cecily mit dem Wickeln fertig war, bemerkte sie, dass Edmund in der Nähe auf einem Holzklotz saß und die Klinge seines Sax an einem Stein schärfte. Bewachte er sie?
    „Dein Bein scheint auf wundersame Weise geheilt zu sein“, sagte sie leise, um sich ihre Verärgerung nicht anmerken zu lassen.
    Edmund besaß den Anstand, zu erröten –, ein Zeichen, so hoffte Cecily, dass es ihm nicht völlig gleichgültig war, was sie sagte, dachte und fühlte. „Es tut mir leid, dass ich Euch derart getäuscht habe, Cecily. Judhael hielt es für das Beste so. Er brauchte mich in Fulford.“
    „Du hast spioniert!“
    „Ich habe auf Euren Bruder aufgepasst.“ Seine Züge verhärteten sich. „Es war leichter, wenn dieser fremde Rohling, mit dem Ihr das Bett teilt, mich für harmlos hält …“
    „Ich habe Adam geheiratet, damit ich auf Philip acht geben kann! Auf euch alle!“, rief Cecily ihm scharfzüngig in Erinnerung. Die Wut, die in ihr aufgewallt war, als Edmund Adam einen „fremden Rohling“ genannt hatte, brachte sie dazu, sich über Philip zu beugen und an seiner Decke herumzuzupfen. Adam. Was hatten die Aufständischen mit ihm vor? Die Antwort war rasch gefunden. Sie würden ihn umbringen, wenn sie konnten.
    In der Hoffnung, dass Edmund ihr jähes Luftholen nicht bemerkt hatte, brachte Cecily ein Nicken zustande. „D…das hier ist kein geeigneter Ort für Philip“, sagte sie, um die Unterhaltung von Adam abzulenken. Sie wollte nicht, dass er umgebracht wurde. Allein der Gedanke daran ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Doch es bestand keinerlei Hoffnung, dass Edmund oder irgendein anderer dieser verzweifelten Sachsen Verständnis für ihre Sichtweise zeigte. Als Angelsächsin, die einen von Herzog Wilhelms Männern geheiratet hatte, duldete man sie in diesem Lager nur aufgrund einer aus

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