Novizin der Liebe
tun. Sie können es nicht sehen.“
Cecily war, als müsse sie zerfließen vor Wonne. Es verlangte sie danach, die Hand über Adams breite Brust gleiten zu lassen und zu erkunden, wie seine Haut sich anfühlte. Sie biss sich auf die Lippe und versuchte, ihr sündhaftes Begehren zu verbergen. Rief Judhael solche Gefühle in Emma hervor? Wenn es so war, dann verstand sie allmählich, warum ihre Schwester ihn zu ihrem Liebhaber gemacht hatte – auch wenn es Sünde war und sie Gefahr lief, ein uneheliches Kind zur Welt zu bringen.
Adams Berührungen erfüllten sie mit glühendem Verlangen. Er war noch ein Fremder für sie, und es war ihr ein Rätsel, warum ihr beinahe die Sinne schwanden, wenn er sie küsste. Ja, sie konnte sich sogar vorstellen, dass der Mann Mutter Aethelflaeda den Kopf verdrehen könnte! Die Vorstellung war so grotesk, dass ihr ein glucksendes Lachen entfuhr.
„Was ist jetzt los?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nichts. I…ich habe nur gerade an Euch und Mutter Aethelflaeda gedacht.“
Eine dunkle Augenbraue zuckte. „An mich und Mutter Aethelflaeda?“ Er schüttelte verständnislos den Kopf und ließ die Hand an Cecilys Rücken emporgleiten. Ein Schauer der Wonne rieselte durch ihren Körper. Dort, wo es nicht mehr zum Zopf geflochten war, schob er die Finger in ihr Haar. „Einen Kuss noch“, murmelte er.
„Vergesst nicht, wo wir sind …“
„Das sind Mutter Aethelflaedas Worte, nicht Eure.“ Lächelnd drückte er ihr einen festen, allzu flüchtigen Kuss auf den Mund. „Doch seid ohne Sorge, kleine Cecily, Ihr werdet Eure Jungfräulichkeit nicht in einem Saal voller Krieger verlieren.“
„Adam!“ Sie schlug ihm mit der Faust auf die Brust. „Wenn das jemand hört!“
Er griff nach ihrer Hand und spielte mit ihren Fingern. Wenn er mit dem Daumen über ihre Handfläche strich, spürte Cecily das Kribbeln bis in die Zehenspitzen.
„Entspannt Euch, Liebste. Ich habe Besseres mit Euch vor – wenn Ihr meine treue und aufrichtige Gemahlin sein wollt.“
Seine Worte ließen sie aufhorchen. Treue und aufrichtige Gemahlin . Hatte er nicht gestern Abend etwas Ähnliches gesagt?
„Sir?“
„Mmm?“ Gemächlich ließ er einen Finger über ihre Wange und ihren Hals bis hinab zum Ausschnitt ihres Gewandes gleiten.
Als seine Finger dort verweilten, begann ihr Puls zu rasen. Sie wollte fortlaufen. Sie wollte bleiben. Sie versuchte verzweifelt, einen klaren Kopf zu behalten. „Eure Gattin – Gwenn …?“
Er hielt in der Bewegung inne. Sein Blick wirkte abwesend, als habe er für einen Moment lang vergessen, dass er eine Gattin gehabt hatte. „Mmm?“
In Cecilys Kopf überschlugen sich die Fragen. Was war mit Gwenn geschehen? Hatte er sie verstoßen? Hatte er Kinder? Die Fragen brannten ihr in der Seele, denn die Antworten darauf würden viel über Adams Wesen offenbaren.
War sie im Begriff, einen Mann zu heiraten, der seine Gemahlin bei der ersten Unstimmigkeit verstoßen würde? Gewiss, Adam Wymark konnte mit seinem Charme die Vögel von den Bäumen locken, wenn er es darauf anlegte, doch wie würde er reagieren, wenn er von ihrem neugeborenen Bruder erfuhr? Wie, wenn er herausfände, dass sie ihm ihre gestrige Begegnung mit Emma verschwiegen hatte? Wenn er wüsste, dass sie ihre Schwester mit einem der Leibwächter ihres Vaters in der Kathedrale gesehen hatte und …
Plötzlich war Cecily, als schlösse sich eine eisige Faust um ihr Herz. Sie wusste , wohin Emma und Judhael gegangen waren! Warum war ihr das nicht früher eingefallen?
Hastig schlug sie die Augen nieder, da Adams aufmerksamer Blick auf ihr ruhte und er die unheimliche Gabe zu besitzen schien, ihre Gedanken lesen zu können. Judhaels Schwester Evie hatte einen Goldschmied aus Winchester geheiratet – Leofwine. Judhael würde Emma ins Haus seiner Schwester bringen, zu Evie und Leofwine …
Dies war ein weiteres Geheimnis, das sie vor Adam verbergen musste. Cecily entschlüpfte ein leises Stöhnen. Noch ein Geheimnis – als trüge sie nicht bereits mehr Geheimnisse mit sich herum als jede andere in der gesamten Christenheit!
Falls Adam hinter eines dieser Geheimnisse kommen sollte, wie würde er reagieren? Bisher hatte er sich ihr nur von seiner freundlichen Seite gezeigt, doch er war einer von Herzog Wilhelms Rittern. Würde er sie kurzerhand verstoßen? Sein Vertrauen in sie wäre mit Sicherheit für immer dahin.
Cecily holte tief Luft, sah auf und zwang sich zu einem Lächeln. Sie würde sehr umsichtig
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