Nr. 13: Thriller (German Edition)
Gedanken. Seine Knie waren weich wie Pudding. Natürlich, Beck hatte ihn ankommen sehen und dabei auch mitbekommen, dass er seine Tasche hinter den Mülltonnen versteckt hatte.
Roman, dessen Hand immer noch auf Bens Schulter lag, drehte Benjamin zu sich herum. Seine Finger bohrten sich in Bens Fleisch. „Sag mir, dass das nicht wahr ist. Dass du mich nicht nach Strich und Faden belogen hast.“
Ich bin am Arsch, dachte Ben und hielt den Atem an. Er wünschte sich, die Welt würde aufhören, sich zu drehen, und das Leben um ihn herum würde anhalten, sodass er sich von Roman losreißen, an Beck vorbeirennen und aus dem Haus flüchten könnte.
Geräuschvoll stieß er die Luft aus, ein Laut der Kapitulation. Alles drehte sich in seinem Kopf. Er ging die möglichen Antworten, die ehrlichen und die verlogenen, durch und keine hörte sich gut an. So oder so würde Roman sauer auf ihn sein. Würde er ihn dann Beck überlassen? Oder selbst mit ihm abrechnen?
Benjamin sah zwischen den beiden Männern hin und her, er überlegte, wie hoch seine Chance war, an ihnen vorbeizustürmen, und nannte sich selbst einen Idioten, weil er ein Real Life Superhero hatte sein wollen, aber keinerlei Waffen bei sich trug. Das Brotmesser hatte er nur am ersten Tag dabeigehabt, denn Roman hatte schon bei ihrem ersten Treffen sein Mitleid geweckt und Bens Vorurteil, Pädophile hätten nichts anderes in der Birne als Sex mit Minderjährigen, widerlegt. Doch jetzt erkannte Ben, dass die Sicherheit, in der er sich geglaubt hatte, trügerisch gewesen war.
Kinderschänder waren verletzlich wie jeder andere Mensch auch. Blieb abzuwarten, wie sie mit Enttäuschungen umgingen. Uwe Beck, so wusste Ben aus dem Kölner Stadtanzeiger, hatte zumindest schon getötet. Timmy Janke. Auf dem Schwarz-Weiß-Foto in der Zeitung hatte der Junge ein Loch im Pony gehabt und ein Kaninchen an seinen Hals gedrückt. Benjamin erinnerte sich haargenau. Ein verzweifelter Schluchzer blieb ihm im Halse stecken. Ben wollte nicht so enden wie der kleine Timmy.
Seine Sorge wuchs. Er beobachtete, wie sich Romans Miene verfinsterte. Es machte ihn verrückt, dass er den Ausdruck in Romans Augen nicht deuten konnte. War dieser traurig oder wütend? Ben kam zu dem Schluss, dass es eine Mischung aus beidem war. Was würde am Ende überwiegen? Würde Roman sich bekümmert in seine Wohnung zurückziehen oder zornig nach ihm schnappen wie eine Viper?
Unsanft schüttelte Roman ihn. „Sag schon! Bist du ein obdachloser Teenager oder nicht?“
„Wenn er die zwölfte Klasse besucht, muss Benni mindestens 18 Jahre alt sein“, legte Beck seinen Finger in die Wunde und bohrte tiefer. „Frag doch mal beim Leonardo-da-Vinci-Gymnasium nach einem Benjamin Mannteufel.“
Ben biss auf seine Unterlippe, bis es wehtat. Dieses Schwein hatte seine Tasche durchwühlt und nach Informationen über seine wahre Identität gesucht. Hilflos ballte er die Fäuste und wusste doch, dass er gegen die beiden kräftigen Männer nichts ausrichten konnte.
„Die Bullen müssen bald hier sein“, sagte Beck in geschäftsmäßigem Ton. „Bringen wir ihn rechtzeitig in unser Lupanar.“
„Was? Das kannst du nicht ernst meinen.“ Endlich nahm Roman die Hand von Benjamin.
Für Ben fühlte es sich an, als wäre eine schwere Last von seinen Schultern genommen worden. Jetzt musste er nur noch an einem der beiden Männer vorbeikommen. Vielleicht schaffte er es, wenn er sich beim Rennen duckte, um auszuweichen, wenn sie nach ihm griffen, oder wenn er antäuschte, er wollte rechts vorbei, und plötzlich links vorbeischoss.
Roman massierte seine Schläfen und stöhnte gequält. „Euer Lupanar.“
„Mitgefangen, mitgehangen. Es ist auch deins. Also kannst du es auch nutzen.“ Grinsend zwinkerte Beck. „Besonders jetzt, wo du nicht mehr die Depot-Therapie machst.“
Uwe Beck wusste wohl über alles Bescheid, das gefiel Ben nicht. Bisher dachte er, Roman Schäfer würde die Zügel dieser Hausgemeinschaft in der Hand halten. Vielleicht wirkte das aber nur nach außen hin so und intern war der Kerl mit der grobkörnigen Haut der Strippenzieher. Oder Roman versuchte mühsam, seine Vision einer Gemeinschaft von Ex-Knackis aufrechtzuerhalten, jedoch gab es einige Mitbewohner, die sich nicht kontrollieren ließen. Oder, was für Benjamin am wahrscheinlichsten schien, all diese Gründe hatten ihren Anteil daran, dass Roman die Situation entglitt.
Roman hauchte auf die Gläser der Brille, die an einem Band um
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