Nr. 13: Thriller (German Edition)
rieb sich Daniel über die geschlossenen Lider. „Die Wände sind nicht verputzt.“
„Dann existiert wohl unter dem Gebäude kein römischer Keller oder Rudimente der Kanalisation“, sagte Beti mit Bedauern in der Stimme. „Wenn es relativ neu ist, stehen die Chancen ohnehin schlecht …“
„Kein Neubau.“ Wie alt, wusste Daniel allerdings nicht. Vielleicht nicht alt genug.
„Tut mir leid.“
„Schon gut.“ In Gedanken hakte Daniel seine Theorie schon ab. Tom hatte recht gehabt, er gab sich Wunschdenken hin. Es wäre einfacher, das Suchgebiet auf ein Haus einzuschränken, als Beck, Engel und das Kinderbordell in ganz Köln ausfindig machen zu müssen. Eventuell wollte er sich nur profilieren, um den Kriminaldirektor mit einem weiteren Ermittlungserfolg in die Knie zu zwingen, damit er ihm nicht ständig Knüppel in die Speichen warf.
„Eine Möglichkeit gibt es allerdings noch.“
Daniel horchte auf. Sein Puls beschleunigte sich wieder.
„Die römischen Abwasserkanäle dienten im Zweiten Weltkrieg manchmal als Luftschutzbunker. In den Gewölben brachte sich die Bevölkerung vor den Bombardierungen der Alliierten in Sicherheit. Auch Juden wurden dort unten von mutigen Bürgern vor Hitlers Schergen verborgen.“ Sehr lange stieß Beti seinen Atem und, so vermutete Daniel, auch Rauch aus. „Gut möglich, dass Sie zwar keinen Hinweis auf die Römerzeit finden, aber auf das Dritte Reich.“
„Die Gedenkplatte!“ Daniel hatte sie bei seinem ersten Besuch gesehen, sie aber völlig aus seinem Gedächtnis gestrichen, da er fixiert auf die Römerzeit gewesen war. Er bedankte und verabschiedete sich von Abuu Beti.
„Dies ist ein geschichtsträchtiges Haus. Hier unten“ , hatte Schäfer gesagt, „haben mutige Menschen mein Volk vor der SS versteckt.“
Mein Volk, die Juden. Mit einem Mal wurde Daniel klar, warum die Leiche von Petra Schumann ausgerechnet in der Mikwe abgelegt worden war. Schäfer verabscheute das Lupanar. Uwe Beck hatte Schäfer erschlagen. Er musste die Studentin ermordet haben, nachdem sie Michael Engel, seinem Freund und einzigen Verbündeten, den Schwanz abgebissen hatte. Danach brachte er die Tote ins jüdische Ritualbad, um Schäfer zu warnen, dass, sollte er das Stillschweigen über das Kinderbordell brechen, er der Nächste wäre.
„Mut obsiegt!“, las er laut die Inschrift vor. „In Gedenken an die Helfer im Dritten Reich.“
Plötzlich wurde ihm klar, dass er noch einen Fehler begangen hatte. Mit „hier unten“ hatte Roman Schäfer nicht den Keller der Bruchstraße 13 gemeint. Nun, da sich Daniel die Situation genauer ins Gedächtnis rief, fiel ihm ein, dass Schäfer auf die Platte gezeigt hatte.
„Natürlich!“ Um den Tablet-PC zu sichern, schob er ihn unter sein Bein. Damit hatte es wenigstens ein einziges Mal einen Nutzen. „Wir suchen die ganze Zeit die Wände ab, dabei befinden sich die römischen Tiefgeschosse und Kanäle selbstverständlich nicht parallel zu den Kellern der heutigen Gebäude, sondern darunter !“
45. KAPITEL
Tomasz kam keinen Schritt näher. „Deine Ideen werden immer sonderbarer.“
„Wir müssen die Platte hochnehmen.“ Aufgeregt fuhr Daniel um sie herum. Er betrachtete sie von allen Seiten, konnte aber keinen Spalt entdecken. Sie schien sich homogen in den Boden einzufügen.
„Hast du eine Ahnung, wie schwer die ist?“
„Der Eingang zum Lupanar, er befindet sich direkt vor uns.“
„Da ist nicht einmal ein Griff dran“, stellte Tom fest und setzte sich auf die unterste Treppenstufe. „Wie sollen die Pädophilen denn geschafft haben, sie hochzuheben?“
Vor Nervosität waren Daniels Hände schweißgebadet. Er streifte seine Rollstuhlhandschuhe ab und wischte die Handflächen an den Oberschenkeln ab. „In Wahrheit handelt es sich um einen Deckel.“
„Eine Tür ohne Griff.“ Verächtlich schnaubte Tomasz. „Wie sinnvoll!“
Leander kam näher. Obwohl er skeptisch dreinblickte, bückte er sich und betastete den Boden. „Geheimverstecke kann man nie sofort erkennen.“
„Du bist in letzter Zeit gegen alles, was ich sage.“ Schwungvoll wendete Daniel seinen Bock und bugsierte ihn eine Radumdrehung auf Tom zu. „Hast du ein Problem mit mir?
Tomasz riss seine Arme hoch. „Natürlich nicht. Du bist mein Kumpel. Darf man jetzt nicht mehr Freunden gegenüber seine ehrliche Meinung äußern?“
„Bist du eifersüchtig, dass ich mich mit Leander gut verstehe?“
„Ich bitte dich! Red keinen Unsinn.“
„Bist du
Weitere Kostenlose Bücher