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Nr. 799 (German Edition)

Nr. 799 (German Edition)

Titel: Nr. 799 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuna Stern
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lange?«, konnte ich mir die nächste Frage nicht verkneifen.
    Auch diesmal rührten sich meine Mitschüler nicht, blickten den Ausbilder aus fiebrigen Augen an, als wären sie unter- oder überzuckert.
    »Wie lange?«, wiederholte er.
    »Ja, wie lange müssen wir hier bleiben? Irgendwann müssen auch wir ins Licht, oder nicht?«
    Er klappte den Mund zu, als hätte er diese Frage überhaupt nicht erwartet. Das Lächeln wich aus seinem Gesicht, abrupt stand er wieder auf und wandte sich von uns ab, als wollte er uns nicht mehr ansehen. Oder als sollten wir ihn nicht mehr ansehen.
    Irgendwann räusperte er sich und schien sich wieder gefasst zur Klasse zu drehen. Er sah mich mit freundlicher, aber distanzierter Miene an und sagte: »Da hast du ja eine Frage gestellt, Nummer Siebenhundertneunundneunzig. Auf die weiß selbst einmal ich keine Antwort.« Er rieb sein Ziegenbärtchen und stöhnte laut hörbar auf. »Also, meine lieben Schüler. Für heute ist euer Unterricht beendet. Mir ist leider etwas dazwischen gekommen.« Ohne uns einen weiteren Blick zu schenken, schnappte er sich seinen Rucksack, verstaute seine Unterlagen darin und stürmte aus der Tür.
    Von draußen war noch seine hysterische Stimme zu hören. »Was tu ich hier, Mist, was tu ich hier«, wiederholte er fünf Mal, bis die Tür hinter ihm zufiel.
    Die anderen Schüler erhoben sich und taten so, als hätten sie nichts gehört. Sie packten ihre Taschen ein, verglichen ihre Stundenpläne und machten sich auf den Weg zu ihren nächsten Kursen. Niemand sprach an, was gerade passiert war.
    Sagt mal, was stimmt nicht mit euch? Ich wollte aufschreien, sie wachrütteln, aber sie waren zu schnell draußen. Es war einfach nur seltsam. Als wären sie alle betäubt, als hätten sie Medikamente genommen.
    Destiny stand ebenfalls auf und murmelte: »Wir sollten auch weiter.« Und Mia zupfte an meinen Haaren und zwinkerte mir mit ihrem Zahnlückenlächeln zu.
    »Ja, ich komm schon.«
    Während die anderen vorausliefen, spürte ich wieder einen Arm auf meiner Schulter.
    »Ja, David?«, fragte ich müde.
    Noch wollte ich keine meiner Erkenntnisse mit ihm teilen, doch er ließ sich nicht abwimmeln. Er brannte offensichtlich darauf, meine Neuigkeiten zu erfahren.
    »Wir kommen gleich nach«, rief er den anderen zu, die an der Tür stehen geblieben waren und auf uns warteten.
    »Wir dürfen uns nicht trennen«, warf Achilles vorwurfsvoll ein.
    »Jetzt haut schon ab«, zischte David und wies sie mit beiden Händen an, endlich den Raum zu verlassen.
    Missmutig gehorchten die beiden Erwachsenen, während Mia mir noch ein zaghaftes Lächeln zuwarf und mir zuwinkte.
    »Ich bin gleich da«, rief ich ihr erneut zu. »Das hier dauert nicht lange.« Dann wandte ich mich wesentlich unfreundlicher an David. »Was willst du schon wieder? Warum lässt du mich nicht einmal in Frieden?«
    »Das möchtest du also?« Er riss seine Augen auf und sah mich erstaunt an.
    »Ja«, nickte ich, obwohl ich gleichzeitig dachte: Nein, nein, nein. Ich kann dir jetzt einfach noch nichts verraten. Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann.
    »Also ... wenn es das ist.« Er zog seine Hand von mir weg, als hätte er sich verbrannt und trat einige Schritte zurück, den Blick gesenkt.
    Oh, Mann. Er wusste ganz genau, wie er sich verhalten musste, damit ich ihn schnell trösten und in den Arm nehmen wollte. Aber ich ließ mich davon ganz sicher nicht beirren. Auf keinen Fall.
    David fuhr sich mit der Hand durch die Haare und verzog missmutig das Gesicht. »Ich sollte jetzt wohl besser gehen«, murmelte er. »Wenn du nicht mit mir ...«
    Nein, ganz sicher ließ ich mich nicht ... Als er seinen ersten Schritt tat, seufzte ich und hielt ihn auf. »Okay, was willst du wissen?« Wow. Ich war wirklich schwach. Enttäuscht von mir selbst blinzelte ich ihn an und wartete auf seine Frage. Meine Wangen fühlten sich seltsam erhitzt an.
    »Du, du erinnerst dich«, stellte er fest, ohne mich anzusehen. Er warf sich seine Tasche über die Schulter. »Nicht wahr? Du verbirgst etwas.« Die letzten Worte hauchte er nur, damit niemand außer mir sie hören konnte.
    Bevor ich ihm antworten konnte – ich wusste noch gar nicht, was ich überhaupt sagen oder zugeben wollte – zuckte er zusammen und wies auf die gläserne Zimmerwand.
    »Sag nichts, dort steht jemand.«
    Ich drehte mich um und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. An der Glaswand kauerte eine Gestalt in einem schwarzen Kapuzenumhang, ihre

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