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Nr. 799 (German Edition)

Nr. 799 (German Edition)

Titel: Nr. 799 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuna Stern
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Weitem konnte ich erkennen, dass ihr Nacken bleich angelaufen war. Und dass sie schwitzte. »Ich, ähm, Rosalinde«, antwortete sie und – er schlug mit seiner Handfläche auf den Tisch.
    »Rosalinde heißt du nicht. Nicht mehr. Wie heißt du, Pudelfrau?«
    »Ähm, also, Nummer ... Nummer ...« Sie überlegte angestrengt und ihr bleicher Nacken nahm nun eine rote Farbe an.
    »Nummer?«
    »Ah«, presste sie hervor, »ich erinnere mich nicht. Ich bin nicht gut mit Zahlen. Tut mir leid. Es fällt mir nicht ein.«
    »Eure Nummern dürft ihr niemals vergessen!«, brüllte der Ausbilder und schlug nochmals auf die Tischplatte, so dass die Frau diesmal aufsprang. »Bleib sitzen!«
    Sie drückte ihre Tasche wie ein Schutzschild gegen die Brust und atmete hektisch. »Es tut mir leid«, wimmerte sie. »Bitte. Tun Sie mir nichts .«
    Nummer Fünf zog die Augenbrauen hoch. »Dir nichts tun? Du fürchtest dich vor mir?« Seine Stimme verwandelte sich und wurde zuckersüß. »Ach, Schätzchen, ich tu dir doch nichts. Ich bin nur hier, um euch zu lehren .«
    Ich schnaubte.
    Und beging damit einen Fehler.
    Denn sein Blick wanderte zurück zu mir. Er sah mich lüstern an, wie ein Wolf, der ein Rehkitz beobachtet, bevor er es verspeist. Seine Hand legte sich wieder um die Plastiktüte, die in seiner Overalltasche verborgen lag. Ich fragte mich, was er damit anstellen wollte.
    »Setz dich«, bat er die Frau ungeduldig. »Sofort.«
    Sie nickte wieder und ließ sich auf der Kante ihres Stuhles nieder, bereit, erneut aufzuspringen, falls er ihr wieder zu nahe kommen sollte.
    »Ich werde dafür sorgen, dass du deine Nummer nie wieder vergisst«, lächelte er sie an und wandte sich ab.
    Rosalinde atmete erleichtert auf.
    Der Ausbilder trat zur Tafel und schrieb vier Worte hin: IHR SEID EURE NUMMER! Anschließend drehte er sich wieder zu uns um und wies uns mit seinen Händen an, aufzustehen. »Folgt mir«, befahl er und öffnete die Tür. Dort blieb er stehen und wartete, bis wir alle aufgestanden und an ihm vorbeigelaufen waren. Als ich in seiner Nähe war, spürte ich, wie seine Hand wieder über meinen Kopf strich.
    Er atmete laut hörbar ein.
    In diesem Moment trat ihm jemand – natürlich völlig versehentlich – auf den Stiefel.
    »Oh, 'tschuldigung«, murmelte David und schob mich an dem Ausbilder vorbei. Danach flüsterte er mir ins Ohr: »Da hast du ja gleich einen Freund gefunden.«
    »Ja, ich fühle mich sehr geehrt«, wisperte ich zurück und drehte mich zu Nummer Fünf um, der mir noch immer hinterher starrte.
    Wie es fast schon zur Gewohnheit für mich geworden war, hielt ich Mias Hand, während sie neben mir auf dem Glasboden herumhüpfte und das schimmernde, violette Wasser bestaunte.
    »Können wir darin schwimmen?«, fragte sie mich leise.
    »Das bezweifle ich«, musste ich sie leider enttäuschen. »Aber es wäre schon echt cool.«
    Nummer Fünf bahnte sich einen Weg durch unsere Gruppe und lief voran, während wir ihm schweigend folgten.
    Er führte uns leise summend zu einem Treppenhaus, das ich noch nicht kannte. Wir stiegen die Stufen hinunter, wie eine Einheit. Unsere Schritte hallten von den Wänden wider, sie waren ein fast gleichmäßiges Trommeln auf dem Boden.
    »Wohin führt er uns?«, fragte Mia mit piepsiger Stimme. Offenbar fürchtete sie sich ebenfalls vor ihm. »Wird er uns aufessen? Wie die böse Hexe bei Hänsel und Gretel?«
    »Nein.« Ich schüttelte beruhigend den Kopf. »Ganz sicher nicht. Und vergiss ja nicht: die böse Hexe bei Hänsel und Gretel ist am Ende selbst im Ofen gelandet. Sie ist besiegt worden, nicht wahr?«
    »Oh, das stimmt. Hatte ich vergessen.« Sie lachte mich fröhlich an. »Meine Mama hat mir das immer vorgelesen.«
    »Ah, schön«, sagte ich und wandte mich ab, um auf die Stufen zu schauen und weiter nach unten zu steigen. Ich wollte ja nicht stolp– Ich erstarrte und blieb stehen. »Deine Mama hat dir das immer vorgelesen?«, wiederholte ich ganz leise. »Du erinnerst dich an sie?«
    »Ja, klar.« Das Mädchen sah mich so ratlos an, als würde es meine Verwunderung gar nicht nachvollziehen können. »Du etwa nicht? An deine Mama?«
    Ich sah sie stumm an und schüttelte erneut – langsam – den Kopf.
    »Was ist los?«, fragte David, dem wir den Weg versperrten. »Was habt ihr?«
    »Ich habe Hanna erzählt, dass ich –«
    »Nichts«, warf ich schnell ein und sah sie warnend an.
    Sie war ein erstaunlich kluges Kind, schnell senkte sie den Blick und murmelte: »Ich fürchte

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