Nuancen der Lust (German Edition)
vollkommen, bis es endlich vorbei war.
Wie viel Zeit vergangen war, konnte Melanie nicht sagen, aber sie brauchte fünf Minuten, ehe sie sich wieder kräftig genug fühlte, sich endlich wieder selbstständig bewegen zu können. Mit wackeligen Knien stolperte sie aus der Kabine und zum Waschbecken. Aus dem Spiegel starrte ihr eine blasse Frau, mit dunklen Schatten unter den Augen entgegen.
Sie starrte sich an – auch wenn sie eindeutig erschöpft war, lag ein tiefes, zufriedenes … befriedigtes Lächeln auf ihrem Gesicht. Ja, befriedigt. Melanie konnte sich nicht erinnern, dass sie sich jemals so gefühlt hatte.
Erik stand wie ein Fleisch gewordener Rachegott vor der Tür der Toilette. Als Melanie heraus kam, stürmte er auf sie zu, zog sie an sich und musterte sie eindringlich. »Geht es dir gut? Alles in Ordnung?«
Der feste Druck seiner Hände sorgte für ein Aufblitzen der letzten Wellen ihres Orgasmus und unwillkürlich stöhnte sie auf. Erik interpretierte das als Schmerz und ließ sie hastig los. »Sorry, ich wollte nicht …«
Melanie winkte ab. »Es ist alles okay. Du musst dir keine Sorgen machen«, sagte sie mit einem tiefen Lächeln und zupfte ihren Pullover zurecht. »Komm, lass uns fahren.«
Erik musterte sie misstrauisch, doch den Rest der Fahrt sprach er sie nicht mehr auf den Vorfall an.
Am Abend setzte er Melanie wieder vor der Haustür ab. Die war mehr als verwundert über sein freundliches Verhalten – überhaupt hatte Erik sich den gesamten Tag über wie ein echter Gentleman verhalten und war auffällig besorgt um sie gewesen. Auch bei der Verabschiedung sah sie nicht die übliche Frotzelmaske von ihm, sondern nur die Sorgenfalte zwischen seinen sonst so geraden Augenbrauen. »Soll ich mit reinkommen? Oder jemanden anrufen, der nach dir sieht?«
Fast hätte Melanie gelacht. Sie legte ihre Hand auf Eriks und schüttelte den Kopf. »Ich sagte doch, es ist alles in Ordnung. Fahr ruhig nach Hause, wir sehen uns morgen in der Uni.«
Erik wirkte nicht besonders glücklich mit dieser Aussage, doch er ließ zu, dass sie sich abschnallte und aus dem Wagen stieg. Doch als sie sich umdrehen und gehen wollte, fassten seine großen, schlanken Finger ihr Handgelenk.
»Hey«, Erik beugte sich vor um ihr in die Augen zu sehen. Seine waren dunkel. »Falls irgendetwas ist, ruf mich an. Auch wenn es spät ist. Ich lasse mein Handy an.«
Melanie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Stattdessen entwand sie ihm sanft ihr Handgelenk und nickte. »Bis morgen.«
Erik antwortete nicht, sondern fuhr einfach in die Nacht davon.
Auf dem Weg zu ihrer Wohnung versuchte Melanie noch immer, Eriks seltsames Verhalten einzuordnen, als sie es auf dem Fußabtreter vor ihrer Wohnung sah: Ein weiteres Päckchen, hübsch eingeschlagen in Papier und mit einer Schleife verziert. Diesmal war kein Papierschild daran zu erkennen, aber es bestand kein Zweifel mehr, für wen das Geschenk bestimmt war.
Melanie nahm das Paket mit in die Wohnung und legte es, wie schon am Abend zuvor, auf dem Wohnzimmertisch ab. Diesmal zog sie sich aber einen Stuhl heran und setzte sich vor die bunte Schachtel. Die Angst war fort, alles was Melanie fühlte, war erregte Vorfreude, wie früher als Kind, wenn der Weihnachtsabend nahte. Das Erlebnis mit dem Plastikei, der Brief … Melanie zweifelte nicht mehr daran, dass ihr seltsamer Verehrer ihr tatsächlich nichts Böses wollte. Im Gegenteil, er tat, was er versprochen hatte – er zeigte ihr Lust, jenseits ihrer bisherigen Vorstellungskraft, die ihr eine Ekstase schenkte, von der sie bisher nicht einmal zu träumen gewagt hatte. Und was auch immer sich in dieser Schachtel verbarg, würde sie noch einen Schritt tiefer führen.
Ein wohliger Schauer lief ihr über den Rücken, als sie versuchte zu ergründen, worin diese siebentätige Reise münden würde. Würde sie ihrem Verehrer dann wirklich von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen? Und was würde er dann mit ihr tun?
Wohliges Prickeln wanderte über ihre Oberschenkel bis zwischenihre Beine, aber Melanie zwang sich zur Ruhe. Sie konnte doch nicht schon wieder …
Mit fahrigen Fingern griff sie nach dem Päckchen und öffnete es hastig, neugierig, was sie diesmal erhalten würde. Zu ihrer Überraschung handelte es sich dabei um ein Paar Handschellen Sie waren mehr wie Schmuck gearbeitet, mit eingeätzten Verzierungen in Form von Ranken. Auf jede Schelle war ein funkelnder Stein eingearbeitet – Melanie konnte sich nicht vorstellen,
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