Nubila 01: Das Erwachen
wühlte sie sehr stark auf, Blut zu sehen und das machte die Sache gefährlich.
„ OH GOTT!“, schluchzte Cynthia, als sie neben Violette auftauchte. „Jason ist doch nicht... Er kann doch unmöglich...“
„ Nein“, sagte Violette überzeugt und kniete sich neben Jason. „Hol Antonio. Jason hat viel Blut verloren.“
Keine Minute später erschien Antonio mit seiner Arzttasche. Er untersuchte Jason schnell und gründlich und konnte der besorgten Familie schnell Entwarnung geben.
„ Er ist sehr geschwächt“, sagte er deutlich. „Aber er hat einen starken Willen. Er wird es schaffen, wenn er in den nächsten Tagen genug Ruhe bekommt.“
Violette nickte. Sie hatte keinen Augenblick daran gezweifelt dass ihr Bruder überleben würde, denn allein der Gedanke daran ihn zu verlieren war für sie so schrecklich, dass es körperlich schmerzte. Doch sein Atem ging wieder gleichmäßig und er hatte einen regelmäßigen Puls. Es würde eine Weile dauern, bis sein Körper das Blut wieder nachgebildet hatte, aber danach würde er wieder ganz der Alte werden.
Doreen trat mit Laney auf dem Arm dazu und betrachtete ihren Sohn mit Sorge. Laney ging es gut. Doreen hatte sie unter ihrem Bett gefunden, wo sie hinter ihren Spielzeugen versteckt hockte und sich so unauffällig wie möglich verhielt. Es war ein Wunder, dass die Wilden sie dort nicht entdeckt hatten, denn auch wenn sie nicht zu sehen war, so hätten die Wilden sie doch mit Sicherheit riechen können.
„ Du hast uns wieder ganz schön viel Ärger eingehandelt“, sagte Violette vorwurfsvoll und Laney verbarg verschämt ihr Gesicht an Doreens Hals. Offenbar war ihr die Sache ziemlich unangenehm.
„ Lass sie in Ruhe“, schalt Viktor seine Stieftochter. „Laney ist noch ein Kind. Du hingegen solltest eigentlich längst erwachsen sein und benimmst dich manchmal trotzdem noch wie eins.“
Violette schnappte nach Luft. Sie respektierte Viktor sehr und hielt sehr viel von seiner Meinung. Von ihm gemaßregelt zu werden, war für sie deswegen doppelt hart.
„ So. Und jetzt sollten wir uns wirklich ans Aufräumen begeben, bevor die Sonne wieder aufgeht“, bestimmte Viktor. „Es sei denn, ihr wollt diese Aufgabe lieber ohne die Hilfe der Diener erledigen.“
Als es Jason wieder etwas besser ging, war seine erste Handlung einen Käfig für Kathleen in Auftrag zu geben. Es war klar, dass es noch Wochen dauern konnte, bis sie sich frei bewegen durfte und solange wollte Jason nicht mehr riskieren sie einfach im allgemeinen Schutzraum zu lassen. Er erholte sich erstaunlich schnell und war unendlich erleichtert, als er erfuhr, dass es Laney gut ging.
In den nächsten Tagen verbrachte viel Zeit damit Kathleen in ihrem Käfig zu beobachten und manchmal leistete Laney ihm dabei Gesellschaft. Es war ein ziemlich einfacher Käfig, der mehr auf Stabilität, als auf Schönheit ausgerichtet war und es war wichtig, dass er komplett im Schatten stand. Jason wollte nicht riskieren Kathleen dem Sonnenlicht auszusetzen und sie damit noch mehr zu verstören, als es ohnehin schon der Fall war. Er wollte, dass sie möglichst bald ein aktives Mitglied des Hofes wurde und er war bereit einiges dafür zu tun.
„ Und? Wie geht’s unserem Sorgenkind heute?“, fragte Violette von hinten und Jason drehte sich lächelnd um.
Sein Arm lag immer noch in der Schlinge, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis er wieder voll einsatzfähig war.
„ Das interessiert dich doch gar nicht“, sagte er kopfschüttelnd.
„ Wo du recht hast, hast du recht“, gab Violette zu und stellte sich neben Jason ans Gitter, hinter dem Kathleen wie wild auf und ab sprang.
„ Wird sie eigentlich nie müde?“, fragte Violette verwundert und handelte sich damit einen fragenden Blick von Jason ein.
„ Na gut“, gab sie zu. „Das interessiert mich auch nicht wirklich.“
„ Hatte ich auch nicht erwartet“, sagte Jason nickend und betrachtete weiter Kathleen. Ihr Herz hatte inzwischen längst aufgehört zu schlagen und damit war theoretisch die Verwandlung bereits abgeschlossen. Da Kathleen jedoch immer noch nicht klar denken konnte, war sie noch keine vollwertige Dienerin. Meistens konnte man davon ausgehen, dass eine Neue die Phase des Wahnsinns hinter sich gelassen hatte, sobald sie ihren ersten, vollkommen verständlichen Satz geäußert hatte.
„ Also“, sagte Jason. „Wie kann ich dir behilflich sein, Schwesterchen.“
Violette zögerte einen Moment und strich sich die glatten
Weitere Kostenlose Bücher