Nubila 05: Die letzte Schlacht
darüber nach. Doch bevor sie dazu kam eine Entscheidung zu treffen, kam Jason plötzlich heran gerauscht und ließ sich mit Panik in den Augen neben seiner Tochter niedersinken.
„Laney! Laney!“, rief er. „Wer hat das getan? Welcher Wahnsinnige hat meiner Tochter das angetan?“
„Das können wir nicht genau wissen“, erklärte Kathleen. „Sie wurde aus einem Helikopter gestoßen, aber wir müssen überlegen, was jetzt zu tun ist.“
„Daddy“, flüsterte Laney in diesem Moment und Jasons Wut schmolz dahin, als er sich seiner Tochter zuwandte.
„Ich bin hier, mein Schatz. Ich bin hier.“
„Es tut … mir alles … so leid … Daddy“, keuchte sie.
Es war eindeutig, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde, wenn sie nicht bald etwas unternahmen.
„Jason, wir müssen etwas tun“, sagte Kathleen. „Ich fürchte, dass Anisia und die beiden Heiler zu lange brauchen werden.“
„Ja. Dann verbinden wir sie eben mit irgendjemandem“, erklärte Jason mit fester Stimme. „Du kannst sie doch später wieder trennen.“
Kathleen wurde blass und sah dann zu Boden.
„Du kannst sie doch wieder trennen, oder?“, fragte Jason, etwas unruhiger geworden, nach.
„Du wolltest doch, dass ich meine Gabe abgebe“, erklärte Kathleen. „Und da habe ich …“
„Moment mal. Du warst bei Hildis und hast mir nichts davon erzählt?“
Kathleen nickte. Jasons Gesichtsausdruck spiegelte seine Fassungslosigkeit wieder, und Kathleen wäre am liebsten im Boden verschwunden.
„Wie wäre es, wenn ihr später darüber streitet?“, schlug Thabea vor. „Wir sollten Laney verbinden. Und zwar sofort.“
Jason nickte.
„Ja, das wird wohl das Beste sein. Einar? Habe ich gerade richtig mitbekommen, dass du dazu bereit wärst?“, fragte er an Einar gewandt.
Dieser warf den Damen hinter ihm einen letzten Blick zu und nickte dann.
„Wenn es ihr das Leben rettet, dann ja.“
„Guter Junge. Komm her.“
„Nein, wartet“, ging Kathleen dazwischen. „Das ist nicht richtig. Wir können Laney nicht einfach so von dieser Entscheidung ausschließen. Es geht immerhin um ihr Leben.“
„Ja. Und sie wird bald keins mehr haben, wenn wir nichts unternehmen. Also los jetzt“, forderte Jason. „Wir müssen uns beeilen.“
Einar straffte die Schultern und trat dann vor. Kathleen sah ihm an, dass er alles andere als begeistert von der Aussicht auf eine Verbindung war, aber er würde tun, was getan werden musste. So wie sie selbst damals, als es um Jasons Leben gegangen war. Kathleen biss sich auf die Zunge, um nicht wieder zu protestieren.
„Das wird nicht nötig sein“, ertönte in diesem Moment die Stimme von Anisia, und Kathleen stieß einen erleichterten Seufzer aus. Ihr entging nicht, dass Einar genauso erleichtert wirkte.
„Wo hast du solange gesteckt?“, zischte Jason wütend, aber Anisia beachtete ihn gar nicht, sondern hockte sich sofort neben Laney und begann zu singen.
Kathleen, die immer noch den Kopf des Mädchens im Schoß hielt konnte spüren, wie Laneys Körper sich langsam entspannte und sie nach wenigen Minuten in einen ruhigen Schlaf hinein glitt.
„Noch mal Glück gehabt, was?“, feixte Freia, als Einar sich wieder in die Reihe der Warmblüter einordnete, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.
„Ich hätte es wirklich getan“, erklärte er. „Um sie zu retten, hätte ich es getan.“
„Das wissen wir zu schätzen“, sagte Jason ernst und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß, dass Laney dich sehr gern hat. So wie es jetzt ist, ist es aber sicherlich besser für alle Beteiligten. Denn immerhin … ist die Entscheidung sich an jemanden zu binden eine endgültige Entscheidung.“
Kathleen spürte, wie Jasons Blick den ihren suchte, und sah ganz bewusst zu Boden. Nun hatte sie einmal genau das getan, worum sie ihn gebeten hatte, und ganz offensichtlich war das auch wieder nicht richtig gewesen. Dieser Mann würde irgendwann ihr Untergang sein, soviel war gewiss. Am besten sollte sie ihn einfach umbringen.
Kapitel 28
Die Erweckung
Die Erweckungszeremonie war bereits im vollen Gange, als Liliana den großen Raum betrat. Im Gegensatz zu vielen Familien versteckten sich die Ältesten bei ihrer Erweckung nicht. Im Gegenteil, sie machten daraus ein Spektakel, und jeder Angehörige des Hauses hatte dabei zu sein. Umso irritierter waren die Blicke einiger Warm- und Kaltblüter, als Liliana mit deutlicher Verspätung durch die Tür schlüpfte. Als Nichte von
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