Nubila 05: Die letzte Schlacht
Stunden nicht mehr geschlafen und in den letzten Tagen ohnehin kaum Zeit für irgendetwas anderes als die Neuankömmlinge gehabt. Umso mehr hatte er sich daher gefreut, als Laney ihm ihre Hilfe angeboten hatte.
Es war so schön, sie wieder bei sich zu haben, auch wenn er während des Trainings kaum Zeit hatte, sich mit ihr zu unterhalten. Aber allein sie in seiner Nähe zu wissen, war schon wunderbar. Es fiel Jason zwar immer noch schwer, sich an die kurzen Haare zu gewöhnen, aber mit der Zeit würde er sich wohl noch damit abfinden.
Das Einzige, was Jason Sorgen bereitete, war Laneys Schweigsamkeit. Es war zwar nicht so schlimm wie nach dem Tod ihrer Mutter, wo sie monatelang kein einziges Wort gesprochen hatte. Aber sie redete fast nur, wenn sie angesprochen wurde, und schien auch ansonsten häufig nicht ganz bei der Sache zu sein. Er hatte schon mehr als einmal versucht, sie darauf anzusprechen, aber sie hatte jedes Mal abgeblockt. Bei den Treffen im Speisesaal fehlte sie fast immer, und die meiste Zeit außerhalb des Trainings schloss sie sich in ihrem Zimmer ein.
Auf dem Weg zum Herrenhaus nahm Jason sich schließlich ein Herz und riss das Thema an.
„Du weißt, dass du immer mit mir reden kannst, nicht wahr Laney?“, begann er. „Was immer es ist, ich bin sicher, es lässt sich eine Lösung dafür finden.“
Laney sah auf und zog die Mundwinkel hoch, ohne dass das Lächeln ihre Augen erreicht hätte.
„Willst du also schon wieder damit anfangen, ja?“
Jason zuckte mit den Schultern.
„Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht möchtest. Aber ich muss gestehen, dass ich mir wünsche, du würdest es trotzdem tun.“
Laney strich sich nachdenklich über die Arme und betrachtete die vielen Zelte um das Herrenhaus herum.
„Hier hat sich ganz schön viel verändert“, sagte sie.
Jason seufzte.
„Ja“, gab er zu. „Wir mussten Platz schaffen für die ganzen Kaltblüter. Doreen hat zwar geweint, als wir die Parkanlage abgerissen haben, aber inzwischen geht sie völlig in ihrer Rolle als strenge Lehrerin auf. Du brauchst aber wirklich nicht vom Thema abzulenken, Laney. Wenn du nicht darüber sprechen willst, ist das vollkommen in Ordnung.“
„Ich will ja darüber reden. Am liebsten sogar den ganzen Tag. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es so klug wäre, es mit dir zu tun. Ich habe gehört, dass du nicht besonders gut auf Darrek zu sprechen bist.“
Sofort verfinsterte Jasons Gesichtsausdruck sich und er ballte die Fäuste.
„Darrek also, ja?“, fragte er in eisigem Tonfall. „Das hätte ich mir ja denken können. Was hat er dir getan, Laney? Hat er dir wehgetan? Hat er dich verletzt? Glaub mir. Wenn ich diesen Kerl in die Finger kriege, dann …“
„Dad. Er hat mir nicht wehgetan. Zumindest nicht körperlich.“
Verdutzt starrte Jason seine Tochter an. Laney errötete unter seinem Blick und es dauerte nicht lange, bis Jason die richtigen Schlüsse gezogen hatte.
„Du hast dich in ihn verknallt“, stellte er fest. „Laney. Wie konntest du nur? Darrek ist der größte Frauenheld auf diesem Planeten, und du hast es geschafft, Gefühle für ihn zu entwickeln? Jetzt sag mir bitte nicht, dass er dich auch noch verführt hat.“
„Nein. Ich … So war es nicht.“
„Ach nein? Du bist also nicht mit ihm in die Kiste gehüpft, ja?“
Empört blieb Laney stehen und funkelte ihren Vater an.
„Weißt du was?“, zischte sie. „Du hattest Recht. Ich will nicht darüber reden. Auf jeden Fall ganz sicher nicht mit dir. Ich hatte ja gedacht, dass inzwischen ein bisschen von Kathleens Offenheit auf dich abgefärbt hat. Aber da habe ich mich wohl geirrt. Weißt du, vielleicht wäre es doch besser, wenn ich morgen William assistiere.“
Mit diesen Worten drehte Laney sich herum und war zwischen den Zelten verschwunden, bevor Jason überhaupt auch nur die Gelegenheit hatte, sich zu entschuldigen.
Als Jason wenige Minuten später bei dem Zimmer ankam, das er mit Kathleen teilte, dämmerte es bereits, und die ersten Sonnenstrahlen fielen ins Treppenhaus. Dagegen sollten sie wirklich dringend etwas unternehmen. Es war gefährlich für Kathleen, wenn sie das Zimmer tagsüber nicht ohne ihren Kampfanzug verlassen konnte. Ganz zu schweigen von all den anderen Kaltblütern. Sie hatten zwar inzwischen einen Notfallplan, den sie einsetzen konnten, sobald es notwendig wurde, tagsüber zu fliehen. Aber für Kathleens persönliche Bewegungsfreiheit wäre es sicherlich schöner, wenn sie auch
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