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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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mit Zuversicht. Es war eine gespielte Zuversicht.
    Was er Bahn nicht sagte, war das Ergebnis eines Telefongesprächs, das er am Vorabend mit Küpper geführt hatte.
    Sie waren beide zu der Einschätzung gekommen, dass der Journalist durchaus in Gefahr schwebte.
    Küpper hatte ihm zugesichert, er würde dafür sorgen, dass die Polizei in Düren etwas intensiver auf Bahn schauen würde, als dies üblich gewesen wäre. Davon brauchte der junge Mann nichts zu wissen, hatten sie beschlossen. »Sonst dreht der noch mehr am Rad, wenn er mitkriegt, wie viel Sorgen wir uns um ihn machen«, hatte der Bernhardiner abschließend gesagt.
    Böhnke war froh, als seine Besucher abgefahren waren. Er musste sich beeilen, um die Spuren zu beseitigen, die sie hinterlassen hatten. Aufräumen und Abwaschen waren angesagt und mussten erledigt sein, bevor Lieselotte am Abend kam. Sie mochte es überhaupt nicht, wenn es in ihrem Hühnerstall nicht sauber und ordentlich aussah und sie die Arbeiten erledigen musste, die sie nicht verursacht hatte.
    »Hast du etwa keinen Besuch bekommen?«, fragte sie erstaunt bei ihrem Rundblick, nachdem sie eingetreten war. Ein größeres Kompliment für seine Reinigungsbemühungen hätte sie ihm gar nicht machen können. »Es sieht ja hier sauberer aus als wie bei meiner Abfahrt.«
    Sie habe ihm übrigens etwas zu lesen mitgebracht, damit ihm die Zeit nicht zu lange werde oder für die gemütlichen Stunden am Abend vor dem Kachelofen.
    »Die Rentner-Bravo.«
    »Die was?«
    »Na, die Apotheken-Umschau.«

10.
    Der Alltag konnte ganz schön stressig sein, wie Böhnke merkte. Nachdem die Abwechslung durch Besuche oder Telefonate fehlte, machte ihm der tagtägliche Trott zu schaffen. Hausarbeit, Spaziergang, Mittagsschlaf, ein zweiter Spaziergang durchs Dorf, abends ein Buch bei klassischer Musik, sein Leben war schon zu ruhig und gesund, um tatsächlich gesund zu sein.
    Gesund, das war auch das Stichwort, das sein Hausarzt bei einer der routinemäßigen Untersuchungen gebrauchte, für die Böhnke seinen Alltagstrott unterbrochen hatte und für die er nach Aachen gefahren war.
    »Sie sehen so fit und munter aus, dass ich mir fast schon Sorgen um Sie mache«, hatte der Mediziner gemeint. Sie verloren kein Wort darüber, dass er gefährlich nahe über dem Abhang schwebte, in den er irgendwann einmal in kurzer oder späterer Zeit tödlich abstürzen würde.
    »Dann will ich meinen gesunden Lebenswandel fortführen«, hatte Böhnke entgegnet, auch wenn er eintönig und ermüdend war. Die einzige Abwechslung hätte Bahns Geschichte bringen können, aber sie schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Böhnke wurde weder von dem Journalisten noch von Küpper mit neuen Erkenntnissen versorgt, sodass er daraus folgerte, es gebe nichts Neues. Weitere Drohungen blieben offenkundig aus und wurden auch nicht umgesetzt. Wegen des tragischen Unfalls auf dem Nürburgring gab es keine neuen Anhaltspunkte; jedenfalls wurden keine genannt. Die Geschichte hatte damit ein, wenn auch für Bahn unbefriedigendes, Ende gefunden. Bahn hätte schon gerne gewusst, wer ihm die Fensterscheibe demoliert hatte, um sich von dem Steinewerfer die Reparaturkosten zurückzuholen.
    Mit der Alltagsruhe war es am nächsten Mittag allerdings vorbei. Mit einem stürmischen Geläut an der Haustür wurde Böhnkes Schlummerstunde jäh unterbrochen. Da musste etwas passiert sein, wenn derart drängend die Klingel bearbeitet wurde, statt es bei einem einmaligen, sanften Druck auf den Knopf zu belassen.
    Schneller, als es seinem Kreislauf guttat, sprang Böhnke von der Wohnzimmercouch auf und stolperte mit einem leichten Schwindel zum Hauseingang.
    Küpper war der Störenfried, und sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
    »Komm!«, sagte er bestimmend und ohne Begrüßung. »Wir müssen sofort nach Düren.«
    Böhnke reagiert sofort, ohne zu zögern oder gar zu fragen. Er klaubte noch ein Jackett von der Garderobenstange und eilte Küpper hinterher. Der Bernhardiner saß schon wieder in seinem Wagen, der mit laufendem Motor in der Einfahrt stand.
    »Wenn du die Güte hättest, mir zu sagen, was los ist, wäre ich dir sehr verbunden«, bemerkte Böhnke ausgesprochen höflich und gestelzt, während er sich anschnallte. »Und außerdem möchte ich dir dringend empfehlen, etwas langsamer zu fahren. Sonst kommen wir garantiert nicht in Düren an. Langsamer ist auf den Straßen der Eifel nicht nur meistens erheblich sicherer, sondern im Endeffekt auch

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