Nuerburghoelle
auch den Fernsehapparat ausgeschaltet hatte. »Wir brauchen keine der schwachsinnigen Gerichts-Shows im Fernseher, wir wollen Realität. Also erzähl uns, was mit dir geschehen ist.«
Bahn musste bei seiner Schilderung notgedrungen vage bleiben. »Ich gehe auf mein Haus zu, bin noch auf dem Bürgersteig, da spüre ich einen harten Schlag auf den Hinterkopf. Danach Filmriss.« So schnell gehe das, und man sei von der Welt, wenn man Pech habe. Bahn verzog seinen Mund zu einem gequälten Grinsen. »Im Krankenhaus bin ich dann aufgewacht. Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich zwei Schläge mit einem stumpfen Gegenstand abbekommen habe und einen Tritt in die Seite.« Er lüftete sein Unterhemd und zeigte auf eine blutunterlaufene, angeschwollene Stelle auf der rechten Seite seines Oberkörpers. »Ich habe verdammt viel Schwein gehabt. Der zweite Schlag hat wahrscheinlich nur deshalb meinen Kopf nicht getroffen, weil ich schon zusammengesackt bin. Deshalb ist er auf der linken Schulter gelandet. Und der Tritt, der ist knapp an der Leber vorbei und hat auch die Rippen verpasst. Die Jungs hier im Krankenhaus glauben, dass man mich so lange malträtiert hätte, bis ich abgenippelt wäre. Aber davor hat mich Gott sei Dank mein Nachbar bewahrt.«
»Was sagt die Polizei? Haben die was herausbekommen?«
Bahn verneinte. »Es gibt keine Hinweise auf irgendjemanden. Die hätten wahrscheinlich vermutet, ich sei im Dunkeln gestolpert und auf die Schnauze gefallen und hätte mich dabei selbst verletzt, wenn nicht mein Nachbar als Augenzeuge dabei gewesen wäre. Die Schnarchsäcke sind doch nur zu faul, sich um mich zu kümmern«, schimpfte er verächtlich. Bahn konnte es einfach nicht lassen, immer noch musste er eine bissige Bemerkung loswerden.
Böhnke hörte darüber hinweg. »Weiß die Polizei denn wenigstens, ob es einen oder mehrere Tatbeteiligte gibt?«, fragte er in der Vorahnung, keine tatsächlich aufhellende Antwort zu bekommen.
»Woher soll ich das wissen?«, antwortete Bahn. »Der Zeuge hat nichts gesehen. Spuren gibt es angeblich nicht, sehe ich einmal davon ab, dass ich einige Holzsplitter in der Schulter hatte. Ob da jemand allein unterwegs war oder ob er in Begleitung war, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Ich bin, wie gesagt, nachts allein die Straße entlanggelaufen, als man mich aus heiterem Himmel heraus in die Hölle versetzte.« Bahn wandte sich Küpper zu. »Bitte kein Wort zu Gisela. Ich will nicht, dass sie ihren Urlaub abbricht. Ich bin längst wieder okay, wenn sie zurückkommt.«
Dann schnaubte er wieder verächtlich. »Das größte Arschloch aber ist Krupp. Der hat wohl mitbekommen, dass ich Prügel bezogen habe, und meinte nur, der Schlag gegen den Kopf könne nur förderlich sein. Erstens sei kein lebenswichtiges Organ geschädigt und zweites erhöhten leichte Schläge auf den Hinterkopf mein schwaches Denkvermögen. Dieser Volltrottel nennt sich dann auch noch mein Freund.« Er lehnte sich kurz ins Kissen zurück und schloss die Augen. Danach rückte er sich ächzend im Bett zurecht.
»Na, glaubt ihr jetzt endlich, dass es ein Anschlag auf mich war auf dem Nürburgring?«
Glauben helfe in diesem Fall nicht weiter, meinte Böhnke. »Es spricht allerdings einiges dafür, dass ein Unbekannter es auf Sie abgesehen hat.« Die Indizien dafür würden sich ja häufen: »Der vermeintliche Rennunfall, die beiden Drohbriefe vor- und nachher und jetzt die Schläge mit dem Baseballschläger, das sind Fakten, die lassen sich nicht wegdiskutieren.« Böhnke musterte Bahn streng.
»Es wird langsam Zeit, dass Sie ein paar mögliche Kandidaten aus Ihrem Journalistenleben heraustrennen. Das bringt uns eventuell weiter.«
Zum Denken sei er viel zu schlapp, stöhnte Bahn. »Außerdem können wir davon ausgehen, dass ich bald wieder einen Drohbrief bekomme, da es wieder nichts geworden ist mit meinem gewaltsamen Dahinscheiden. Wollen wir wetten?«
»Wir sind doch nicht bei Gottschalk«, meinte Küpper ungehalten. »Hier im Krankenhaus bist du jedenfalls erst einmal sicher aufgehoben. Meine Kollegen werden alles tun, damit die oder der Kerl geschnappt werden.«
Bahn blinzelte ihn skeptisch von der Seite an. Darauf würde er seinen Kopf garantiert nicht verwetten.
11.
Zu den dummen Sprüchen, die er überhaupt nicht mochte, gehörte die Frage: Zuerst die gute Nachricht oder zuerst die schlechte? War das Glas halb voll oder war es halb leer? Es kam immer auf den Standpunkt an, und so konnte eine gute
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