Nuerburghoelle
sein Handeln.
»Sehen Sie!«, rief er mit sich überschlagender Stimme und hielt Böhnke mit zittrigen Händen einen Pflasterstein hin. »Das Ding wurde mir heute gegen zwölf ins Küchenfenster geworfen. Ich saß gerade auf dem Klo. Ehe ich reagieren konnte, waren die Kerle auch schon weg. Aber das ist ja noch nicht einmal das Schlimmste. Der Stein war in ein Blatt Papier eingewickelt.«
Immer noch in Rage, fummelte Bahn in der linken Tasche seiner Jeans und zog ein zerknülltes Blatt Papier hervor. »Lesen Sie!«
»Das nächste Mal klappts«, las Böhnke stirnrunzelnd. Da schien doch mehr an der Angelegenheit dran zu sein, als er gedacht hatte.
»Was sagt Ihre Frau dazu?«
»Nichts. Sie weiß nichts von dem Brief. Sie ist nämlich vor ein paar Tagen nach Mallorca geflogen. Da will ich sie nicht beunruhigen. Und um Ihrer nächsten Frage zuvorzukommen, die Sie auch stellen werden: Meine Nachbarn haben alle nichts mitbekommen. Die habe ich selbstverständlich gefragt.«
»Sie waren schon bei der Polizei?«
»Natürlich«, schnaubte Bahn. »Und wissen Sie, was die Pflaumen gesagt haben? Ich solle eine schriftliche Anzeige aufgeben und detailliert darstellen, was sich alles ereignet hat. Ich glaube, die nehmen mich immer noch nicht richtig ernst.«
Böhnke wollte sich dieser Bewertung nicht anschließen. Wahrscheinlich hatten seine Kollegen Bahn beruhigen wollen, dieser aber ihre Absicht in seiner Aufregung falsch verstanden.
»Wie dem auch sei.« Er kratzte sich nachdenklich hinter dem rechten Ohr. »Wir sollten noch einmal intensiv überlegen, was war, was ist, damit es zu dem kam, was jetzt ist, und was wir tun können, damit es nicht mehr so ist, wie es momentan ist. Kurzum: Ich will Ihnen bei der Suche nach dem Steinewerfer helfen.«
»Und was ist mit dem Drohbriefschreiber, dem Katzenfreund und dem Attentäter auf dem Nürburgring?«
»Wenn wir den Steinewerfer erwischen, haben wir die Sache bestimmt geklärt. Oder glauben Sie etwa an unterschiedliche Typen?« Böhnke lächelte milde. »Je häufiger Ihr Feind tätig wird, umso größer ist unsere Chance, dass wir ihn erwischen.«
»Oh«, stöhnte Bahn, »dann muss ich also doch warten, bis er mich abmurkst. Schöne Aussichten!«
»Keine Bange«, versuchte Böhnke zu beruhigen. »So weit wird es nicht kommen.«
»Und was haben Sie jetzt vor?«
»Ich nicht, Herr Bahn. Wir werden ein intensives Gespräch führen müssen. Am besten zu dritt.«
9.
Der Dritte im Bunde, das war der langjährige Vertraute von Bahn bei der Kriminalpolizei in Düren, der inzwischen zum Kriminalrat beförderte Küpper. Böhnke würde den Dozenten am LKA als Freund bezeichnen, auch wegen oder trotz der Geschehnisse auf Fuerteventura und deren Vorgeschichte. Auf Böhnkes Wunsch hatte Bahn den Kriminalrat mit nach Huppenbroich gebracht.
»Hier könnte ich glatt mein Pensionärsdasein fristen, quasi mit Zweitwohnung«, meinte Küpper bei der Begrüßung.
Nicht doch, dachte sich Böhnke, es gab schon zu viele Zweitwohnungsbesitzer in Huppenbroich, die lediglich am Wochenende einfielen und sich nicht am Dorfleben beteiligten. Wie er zugeben musste, war er ursprünglich auch nur ein Gelegenheitsbewohner von Huppenbroich gewesen, doch hatte er sich im Laufe der vielen Jahre integriert und galt schon fast als Einheimischer, nachdem er die passive Mitgliedschaft im Mandolinenorchester angenommen hatte und sich bei den Jahreskonzerten bei seiner Spende nicht lumpen ließ. Aber es gab sicherlich auch andere Gründe, weshalb die Huppenbroicher stolz auf ihren Kommissar waren.
Ursprünglich hatte Böhnke seine Besucher bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse bewirten wollen. Doch hatte ihm das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war wieder normal geworden, was bedeutete, dass es trotz des späten Frühlings fast winterlich kalt war.
Notgedrungen, aber auch gerne, hatte Böhnke deshalb bereits am Morgen den mächtigen Kachelofen befeuert, der eine wohlige Wärme abstrahlte.
»Wenn nur das verdammte Eifelwetter nicht wäre«, fuhr Küpper fort, der sich vor dem Ofen die Hände rieb. Küpper, der wegen seines stets betrübten Hundeblicks im Kollegenkreis Bernhardiner genannt wurde, war der Einladung gerne gefolgt. Der Mann hätte als Böhnkes Bruder durchgehen können, fast gleich groß, im gleichen Alter, ebenfalls schlank und ebenfalls mit kurzem grauen Haar.
»Ich versuche doch lieber, Helmut zu helfen, als in Düsseldorf über aktuelle Entwicklungen bei
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