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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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ließ sich schließlich an einem einfachen Tisch nieder, an dem schon ein älteres Pärchen und ein junger, langhaariger Mann, wahrscheinlich ein Student, saßen.
    Kaum hatte Böhnke Platz genommen, da fragte ihn der Senior schon, ob er das erste Mal in diesem Restaurant sei, er und seine Frau hätten ihn noch nie hier gesehen. Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte er sich dem Studenten zu, dem eine Serviererin gerade das Essen servierte, selbstverständlich Sauerbraten mit Pommes frites.
    »Lass es dich schmaake, Jung«, sagte der Alte. »Dat Zeuch ist juut. Das schmaat.«
    Böhnke orderte ebenfalls die Spezialität des Hauses.
    »Echt Päed«, kommentierte der redselige Tischnachbar, »auch wenn et nit von der Tschio is.«
    Allein der Gedanke, der Sauerbraten aus Pferdefleisch könne im Zusammenhang stehen mit dem Reitturnier in der Soers, war despektierlich, empfand Böhnke, aber er hielt sich mit seiner Einschätzung zurück.
    »Wat maatse hier?«, fragte ihn der Senior unbekümmert.
    Er wolle essen, antwortete Böhnke einsilbig, um sich dann doch zu einer längeren Antwort zu bequemen. Der Alte würde ohnehin in seiner Respektlosigkeit keine Ruhe geben. Fast schon bereute er seine Idee, überhaupt hierhin gegangen zu sein.
    »Ich hatte in Vaalserquartier zu tun und wollte auf dem Rückweg in die Eifel gerne die Gelegenheit wahrnehmen, endlich einmal wieder den legendären Sauerbraten essen zu können.« Böhnke gab sich sehr reserviert und förmlich, blieb mit seiner abweisenden Haltung allerdings erfolglos.
    »Und wat häste in Vaalserquartier jemaakt?« Ziemlich dreist hakte der Senior nach, kopfnickend unterstützt von seiner längst nicht mehr taufrischen Begleiterin.
    Das ginge ihn ja wohl gar nichts an, hätte Böhnke am liebsten gesagt. Er bemerkte das Grinsen des Studenten, der sich offenbar über die Unterhaltung amüsierte.
    »Ich wollte in eine Autowerkstatt«, antwortete Böhnke langsam, in der Hoffnung, damit genug gesagt zu haben, und sehnlich darauf wartend, dass ihn endlich das Essen von dem Gespräch erlöste. »Ölwechsel.«
    »Bei Theberaths. Die sind doch nicht da. Dat hätte ich Ihnen sagen könne«, sagte der Mann, nunmehr bemüht, vom fast schon gesungenen Öcher Platt ins Hochdeutsche zu wechseln.
    Böhnke wusste nicht, ob er über diese Erwiderung staunen oder lachen sollte. Er ging in die Offensive. »Kennen Sie Theberaths?«
    »Ja sicher doch.« Der Alte und mit ihm seine Frau nickten heftig. »Dat sind doch unsere Nachbarn. Echte patente Jungs. Aber der eine, der Bert, der ist jetzt tot. Schlimm, wa!«
    Böhnke sah ihn nachdenklich an und freute sich über das dampfende Essen, das ihm endlich aufgetischt wurde. »Was ist denn passiert?«, fragte er, nach der kurzen Unterbrechung den Unwissenden mimend, und machte sich über das zarte, in dunkelroter Soße gelegte Fleisch her. Es schmeckte einfach köstlich.
    »Der Bert ist auf dem Nürburgring vor zwei, drei Wochen verunglückt«, hörte er den Senior. »Schlimme Geschichte. Jetzt ist der Tünn ganz allein.«
    »Und die Lissi«, mischte sich die Alte ein. »Sie müssen wissen, die Lissi, das ist die Frau vom Bert und von dem Tünn seine Schwägerin.«
    »Die beiden Brüder haben den Laden zusammen gemacht«, fuhr der Senior mit einem mahnenden Blick an seine Gemahlin fort. »Die haben dat echt gut gemacht. Der Jupp, der wo der Vater war, ist auch auf dem Nürburgring gestorben, wa.«
    »Dat war nicht der Vater, dat war der Onkel, der Vater war der Fritz, der ist im Bett gestorben«, wollte die Alte korrigieren, doch winkte der Alte brüsk ab.
    »Ich doch ejal, ob Jupp oder Fritz, die sind doch beide tot«, meinte er pragmatisch. »Der Vater kann jedenfalls da oben im Himmel stolz auf seine Kinder sein. Die haben beide gutes Geld verdient, auch wenn man das nicht so direkt gesehen hat. Aber die hatten die Werkstatt immer voll und immer viel zu tun.« Er stöhnte. »Aber so ist dat nun mal im Leben. Wennse Pech hast, bisse schneller tot, als wie du denken kannst.«
    »Dann ist die Werkstatt also wegen des Todesfalls geschlossen?«, vermutete Böhnke, ungeniert dabei kauend.
    »Nee, nee, dat hat damit überhaupt nichts zu tun. Die machen immer um diese Zeit Betriebsferien. Immer vom Rennen auf dem Nürburgring an vier bis fünf Wochen am Stück.«
    »Macht denn der eine Theberath jetzt allein weiter?«
    »Der Tünn, meinen Sie? Wie ich bei uns im Dorf gehört habe, sucht der wohl einen Kompagnon, wa. Aber jetzt ist der wohl erst einmal

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