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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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war.

14.
    Sollte er warten auf das, was geschehen würde? Sollte er seine bescheidenen Ermittlungen einstellen?
    Weder noch, sagte sich Böhnke während seines Spaziergangs, der dieses Mal über den Huppenbroicher Friedhof führte, auf dem er wohl auch begraben werden würde. Ich zäume das Pferd einmal von hinten auf, beschloss er für sich. Ausschlussverfahren kam ihm als Methode in den Sinn; alles ausschließen, das für oder gegen eine Attacke auf Bahn auf dem Nürburgring sprach, beispielsweise, weil es sich um einen Anschlag auf Theberath gehandelt haben sollte. Wie er allerdings die Kurve zu den mysteriösen Ereignissen in Düren bekommen sollte, darüber machte er sich noch keine Gedanken. Einen Schritt nach dem anderen, redete er sich ein.
    Seine Frau staunte nicht schlecht, als er sie nach dem gemeinsamen Wochenende im Hühnerstall am Montag nach Aachen begleitete.
    »Willst du etwa wieder meinen Internetanschluss blockieren?«, hatte sie skeptisch gefragt.
    Er hatte schnell verneint. »Ich will bloß nach Vaalserquartier.«
    »Aha«, hatte sie verständnislos kommentiert. »Du hast mitbekommen, dass es keine Straßenbahnverbindung dorthin mehr gibt?«, lästerte sie. »Ich vermute, du willst dir mein Auto ausleihen.«
    »Richtig«, bestätigte Böhnke.
    »Und was treibt dich ausgerechnet an die holländische Grenze?«
    »Theberath«, antwortete Böhnke knapp. Er schaute demonstrativ aus dem Seitenfenster. Für ihn war das Gespräch damit beendet.
    Nachdem er an der Apotheke das Fahrzeug übernommen hatte, machte er sich auf der langen Vaalser Straße auf den Weg aus der Stadt vorbei am Westfriedhof in Richtung Grenze. Sollte er vor oder nach dem Sportplatz links nach Vaalserquartier abbiegen, um zur Eburonenstraße zu gelangen? Dort betrieben die Brüder Berthold und Anton Theberath ihre Kfz-Werkstatt, wie Böhnke dem Telefonbuch entnommen hatte. Ziemlich entlegen kam ihm dieser Betrieb in einem alten Gebäude vor, vor dem auf einer asphaltierten Fläche einige Fahrzeuge abgestellt waren. Fernab von der Durchgangsstraße war die Werkstatt für einen Autofahrer, der einen Reparaturbetrieb suchte, nicht leicht zu finden. Aber offensichtlich legten die Brüder gar keinen großen Wert auf diese Kundschaft. Sie waren mit dem Auto-Tuning und dem Bearbeiten von Rennwagen ausgelastet, erinnerte sich Böhnke, ohne konkret zu wissen, was genau damit gemeint war. Er konnte auch niemanden fragen, worin genau die Arbeit dieser Kfz-Werkstatt bestand. Denn ein handgeschriebenes Schild an der verschlossenen Eingangstür zum Büro gab die plausible Erklärung für die Menschenleere auf dem Gelände: »Wegen Betriebsferien geschlossen«.
    Langsam ließ Böhnke seinen Blick schweifen. Ungeniert lief er zwischen den Wagen herum, beobachtet von einer demonstrativ für jeden erkennbar angebrachten Kontrollkamera am Gebäude, die ihn aber nicht störte. Er bezweifelte, ob sie überhaupt in Betrieb war. Falls ihn jemand ansprechen sollte, hätte er immer noch sagen können, er wäre wegen einer Reparatur vorbeigekommen. In dieser Werkstatt, so sein Eindruck, würde er jederzeit sein Auto warten lassen. Die abgestellten Fahrzeuge waren gewaschen und poliert, das Betriebsgelände frei von Abfall und aufgeräumt. Hier herrschten die Ordnung und Sauberkeit, die erforderlich waren, um effektiv arbeiten zu können.
    Er entdeckte ein zweites, kleineres Schild an der Bürotür. Es enthielt den Hinweis, dass außerhalb der Geschäftszeiten in dringenden Fällen im Haus gegenüber auf der anderen Straßenseite geklingelt werden könnte.
    Aber auch dieses Haus machte auf Böhnke einen nicht belebten Eindruck. Wahrscheinlich war das aus rotem Backstein gemauerte Gebäude das Wohnhaus der Theberaths und stand leer, weil seine Bewohner tot oder in Urlaub waren.
    Böhnke sah es als nicht ergiebig an, die Klingel zu drücken, die sich unter dem Namensschild neben dem Eingang befand. Er wusste, dass jedes Klingeln überflüssig war.
    Auf der Rückfahrt kamen der Hunger und zugleich die Idee, für die er sich selbst beglückwünschte. Wenn er schon einmal auf der Vaalser Straße war, was sprach eigentlich dagegen, in der Imbissstube, die fast schon ein ausgewachsenes Restaurant war, den weithin bekannten und beliebten Sauerbraten mit Pommes zu essen? Große Portionen, kleiner Preis, so hatte es in dem Betrieb immer geheißen. Und so hieß es fast immer noch, wie er feststellte, als er das Lokal betrat. Er hatte Mühe, einen Platz zu finden, und

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