Nuerburghoelle
im und um das Café herrschte. Aber ein Krimicafé! Auf welche Ideen die Menschen bloß kamen, wunderte er sich.
»Was wollen Sie ausgerechnet in einem Krimicafé in Hillesheim in der Vulkaneifel?«, fragte er.
»Einen Kriminalfall klären beziehungsweise einer Lösung näherkommen«, antwortete Bahn. »Ich treffe mich dort mit meinem Freund Siggi aus der Schnee-Eifel. Sie wissen, der Typ vom Nürburgring.«
Böhnke nickte, obwohl ihn am Telefon niemand sehen konnte. An Siggi, der eigentlich Wilfried hieß, aber aus unerklärlichen Gründen von aller Welt Siggi genannt wurde, erinnerte er sich, auch wenn er von ihm nicht viel mehr gesehen hatte als von jedem beliebigen Autorennfahrer, der in voller Rennmontur und mit aufgesetztem Helm an ihm vorbeigelaufen war.
Bahn fuhr fort, ehe Böhnke eine weitere Frage stellen konnte. »Er hat mich um das Gespräch gebeten, weil er einige Neuigkeiten hat, die mich interessieren könnten.«
»Geht es auch konkreter?« Böhnke mochte die Allgemeinplätze nicht sonderlich. Er wollte brauchbare Fakten.
»Mehr hat mir Siggi nicht gesagt. Er hat nur gemeint, ich solle Sie mitbringen, dann bräuchte er die Geschichte nur einmal erzählen.«
Böhnke stutzte. »Wie kommt er auf mich?«
»Ich habe ihm gesagt, dass Sie für mich tätig sind«, bekannte Bahn. »Ich habe Sie als den besten Kripomann nördlich der Eifel bezeichnet.«
»Na, dann fahren Sie mal ohne den Spitzenmann in das schöne Hillesheim in der wunderschönen Vulkaneifel. Sie werden mir anschließend bestimmt brühwarm und ausführlich berichten, was Ihr Freund Siggi Ihnen berichtet hat.«
Böhnke hatte abends lange auf Bahn gewartet. Doch schlug das Handy ebenso wenig an wie das Festnetztelefon. Muss ich mir Sorgen machen, dachte er sich, verdrängte aber den trüben Gedanken. Wenn Bahn zwischenzeitlich etwas passiert sein sollte, hätte man ihn bestimmt benachrichtigt. Er war nach seiner Arbeit an den Hochbeeten rechtschaffen müde, hatte bereits den Fernseher ausgeschaltet, den Kontrollanruf in Aachen getätigt und das Licht im Wohnbereich ausgeschaltet, als es an der Haustür klingelte.
Der breit grinsende Bahn stand im Rahmen, vor dem Gesicht einen braunen Briefumschlag haltend. »Ich bin zwar nicht die Christel von der Post, aber ich bringe Ihnen die Unterlagen höchstpersönlich.« Er überreichte Böhnke den Umschlag.
»Ist von Siggi. Er hat Ihnen aufgeschrieben, was er mir gesagt hat.«
»Warum?«, fragte Böhnke erstaunt, während er den verklebten Umschlag langsam in den Händen drehte. »Muss ich das jetzt verstehen?«
Er bat Bahn ins Haus, der ihn fröhlich aufklärte: »Ich habe Siggi vor meiner Abfahrt Bescheid gesagt, dass Sie nicht mitkommen könnten, weil Sie unpässlich seien. Daraufhin hat er diesen Brief geschrieben und mich gebeten, ihn Ihnen zu geben. Pah«, schnaubte er. »Ich würde bestimmt das Wichtigste vergessen oder unterschlagen, wenn ich Ihnen von unserem Gespräch berichte. Er wollte, dass Sie alle Fakten bekommen. Als ob ich sie Ihnen vorenthalten würde!« Er regte sich künstlich auf und beruhigte sich schnell wieder. »Er hat es ja nur gut gemeint.«
»Was ist denn das Ergebnis Ihres Gesprächs mit ihm?«
Bahn kratzte sich am Kopf. »Eigentlich gibt es mehrere Erkenntnisse, aber das Wichtigste ist wohl, dass Sie oder wir uns bestimmt in Spa umsehen müssen.«
»Warum?«
Bahn winkte ab. »Lesen Sie erst«, schlug er vor. Er trat den Rückzug an. »Es ist schon spät, ich muss nach Hause. Ach, ja«, er drehte sich auf dem Weg noch einmal um. »Stellen Sie bitte den Blecheimer mit den Wildkräutern da vorne an der Straße weg, sonst könnte man den Eindruck gewinnen, sie hätten heute Gartenarbeit betrieben. Ich wäre beinahe darüber gestolpert.«
Böhnke nahm Siggis Brief als Bettlektüre mit ins Schlafzimmer. Nach dem Lesen des Textes leistete er Bahn Abbitte und zollte Siggi Respekt. Der Journalist aus der Schnee-Eifel schien einiges auf dem Kasten zu haben, schätzte Böhnke. Er las den in einer säuberlichen Handschrift geschriebenen Text ein zweites und ein drittes Mal.
›Sehr geehrter Herr Böhnke!‹, hatte Siggi geschrieben, der seinen Brief auch mit Siggi unterzeichnet hatte.
›Ich schreibe Ihnen diesen Brief, um sicher zu gehen, dass Ihnen mein Kollege Bahn nicht unabsichtlich einige Informationen vorenthält, von denen ich annehme, dass Sie diese kennen sollten, weil sie uns allen nützlich sein könnten. Ich schicke voraus, dass es
Weitere Kostenlose Bücher