Nuerburghoelle
tatsächlich auf dem Nürburgring während des Rennens einen Anschlag gegeben hat. Davon ist inzwischen auch die örtliche Polizei in Mayen überzeugt, nachdem sie den Wagen von Theberath restlos auseinandergenommen hat und sie Löcher in der Karosserie fand, die von Geschossen herrühren könnten. Ich schreibe bewusst von Schüssen, später werden Sie noch lesen, weshalb. Allerdings reichen die vorliegenden Ermittlungsergebnisse nach Ansicht der Dienststelle noch nicht aus, um an die Öffentlichkeit zu treten. Man ermittelt lieber noch im Stillen, was zwei Dinge möglich macht: Zum einen werden mögliche Täter in dem trügerischen Glauben gehalten, es werde nicht ermittelt, zum anderen kann die Polizei jederzeit ihre Ermittlungsarbeit einstellen, ohne sich vor der Öffentlichkeit erklären zu müssen. Von einem Anschlag ausgehend, habe ich, selbstverständlich zuerst an mich denkend, überlegt, ob ich das Ziel des Anschlags war. Denn nach der ursprünglichen Rennplanung hätte ich zu diesem Zeitpunkt im Wagen gesessen. Also schloss ich zunächst nicht aus, dass ich getroffen und geschädigt werden sollte. Ich habe in meinem Umfeld recherchiert und einige Typen zur Rede gestellt, die ich in Artikeln an den Pranger gestellt habe. Aber ich habe keinerlei Anhaltspunkte dafür finden können, dass ich abgeschossen werden sollte. Gewissermaßen passe ich in kein Beuteschema. Wie die Sache mit Bahn oder unserem dritten Mann, Lars Krupp, aussieht, kann ich natürlich nicht bewerten. Aber ich glaube, dass Krupp völlig aus der Schusslinie ist. Und bei Bahn habe ich Zweifel, dass der Anschlag ihm gelten sollte. Ich vermute vielmehr, dass der Anschlag gar nicht unserem Fahrzeug galt, sondern dem Wagen des Theberath-Teams. Bahn hatte nur das Pech, dass er just in dem Moment an dieser Stelle von Theberath überholt wurde, an der der Schütze auf Theberath wartete. In diesem Zusammenhang dürfte es Sie bestimmt interessieren, dass es schon vor ein paar Wochen beim i.ooo-Kilometer-Rennen in Spa-Francorchamps einen Anschlag auf den Wagen des Theberath-Teams gegeben haben soll. Damals hat wohl Anton Theberath am Steuer gesessen. Wie ich aus Polizeikreisen erfahren habe, sei der Zwischenfall aber weder ermittelt noch protokolliert worden. Für die Schüsse spricht aber der Umstand, dass in dem Wrack mehrere Einschusslöcher gefunden wurden, wie ich oben bereits anmerkte. Ich hoffe, ich habe Ihnen ein wenig erklären können, dass wahrscheinlich weder Bahn noch ich gemeint waren. Bevor Sie jetzt fragen, wie unter diesen Begebenheiten und Erkenntnissen die Drohbriefe und die Attacke auf Bahn zu bewerten sind, sage ich Ihnen, was ich meine: Die Sache in Düren hat mit der auf dem Nürburgring überhaupt nichts zu tun. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren, wenn Sie überzeugende Argumente gegen meine Annahme haben. Und noch etwas, bevor Sie eine weitere Frage stellen: Ich selbst werde mich nicht weiter um diese Geschichte kümmern, da ich davon ausgehen kann, von meinen Informanten in Mayen informiert zu werden, wenn es handfeste Ergebnisse gibt. Die Sache mit Bahn in Düren ist nicht meine Baustelle. Was in der Nordeifel und darüber hinaus geschieht, ist für mich beruflich nicht sonderlich interessant. Und damit habe ich auch schon ein drittes Argument angedeutet, weswegen ich mich ausklinke: Ich bin an einer verdammt heißen Dopinggeschichte bei der Fernmeldeausbildungskompanie in Gerolstein dran, da möchte ich meine Zeit nicht mit anderen Dingen vergeuden. In der Hoffnung, Sie nicht noch mehr verwirrt, sondern Ihnen im Gegenteil neue, wegweisende Erkenntnisse geliefert zu haben, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen.‹
Nachdenklich legte Böhnke das gut leserliche Schreiben auf die Konsole und löschte das Licht. Was nun, fragte er sich mit geschlossenen Augen. Was war der Knackpunkt?
Er zweifelte nicht an Siggis Erkenntnissen, auch wenn er sicherlich nachhaken würde, wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Jetzt hatte er im Prinzip zwei neue Ansätze beziehungsweise neue Wege, die vielleicht in unterschiedliche Richtungen führten, vielleicht nebeneinanderher liefen oder die sich vielleicht ja, wenn auch nach seinem derzeitigen Wissensstand wenig wahrscheinlich, wieder zu einem Weg vereinigten.
Da war zum einen das angebliche Attentat während des Autorennens mit der Vorgeschichte in Belgien und da war der Terror gegen Bahn in Düren, der nicht damit geendet hatte, dass ein Kleinkrimineller festgenommen worden
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