Nuerburghoelle
in Urlaub gefahren oder so. Der muss ja wohl erst noch den Tod von Bert verkraften, wenn Se wissen, wat ich meine.«
Böhnke nickte wissend.
»Aber danach will er wohl mit einem Partner weitermachen. Wäre ja auch schade um die schöne Werkstatt, wenn die zubliebe. Wäre echt ’ne Schande, wa?«
Was sollte Böhnke dazu sagen? Er grinste in sich hinein und warf einen Blick auf den Studenten, dem unverkennbar das Vergnügen an dieser Unterhaltung ins Gesicht geschrieben stand. Böhnke freute sich, an einen der echten Öcher geraten zu sein, der zwar bisweilen aufdringlich, aber immer unbefangen und entgegenkommend war und zugleich bisweilen etwas zu viel plauderte, wenn er besser schweigen würde. Aber diese Eigenschaften machten den Senior in gewisser Weise sogar sympathisch.
»Wäre echt Mist, wenn wir jetzt mit unseren Autos woanders hinmüssten, wo wir doch die Werkstatt bei uns auf der Straße haben«, nannte der Alte weitere, für ihn pragmatische Gründe, weswegen Theberath die Reparaturhalle weiter betreiben sollte.
»Da ist doch noch die Witwe. Die hat doch bestimmt auch etwas zu sagen«, gab Böhnke zu bedenken. »Vielleicht will sie ja als Erbin von Bert die Werkstatt verkaufen.«
»Jlööf ich nit«, entgegnete der Senior schnell. »Dat mäkt dat Lilli nit. Ich kenn se zwar nicht, weil die nicht von hier ist, aber dat kann ich mir nicht vorstellen. Die klaut doch dem Tünn nicht, wie sagt man, die Grundlage von dem seine Existenz. Sie verstehen?«
»Und außerdem«, seine Gemahlin schaltete sich mit ernster Stimme ein, bevor Böhnke etwas fragen konnte, »hat die ja schon die Lebensversicherung kassiert. Jetzt hatse ja genug Geld, aber keinen Mann. Dat war ein gutes Paar, wa.« Die Frau blickte traurig in das fast leere Bierglas in ihrer Hand. »Die Lissi, die hat sich richtig vergraben nach dem Tod von dem Bert. Die lässt sich in ihrer Trauer nirgendswo mehr blicken. Das kann man doch verstehen, wenn man seinen Liebsten verliert. Oder?«
»Ach, Trin«, unterbrach der Senior, »lass dat sentimentale Gesuse. Meinste etwa, ich buddel mich ein, wenn du mal stirbst.«
»Nein«, konterte die Alte. »Du gehst dir höchstens eine Buddel holen, du Schnapsdrossel. Aber ich sag dir das eine, ich komme garantiert nicht zu deiner Beerdigung, denn du kannst ja auch nicht zu meiner kommen. Du hast dich ja längst totgesoffen, bevor ich sterbe, wa.«
15.
Übersetzen oder besichtigen? Diese Frage stellte sich Böhnke und er entschied sie schnell, nachdem er zum wiederholten Male am dritten Knopf gescheitert war. Da fahr ich doch lieber durch die Eifel, beschloss er für sich und schob die unverständliche Gebrauchsanweisung erneut beiseite. Die Wahrscheinlichkeit, auf dem Nürburgring Informationen zu erhalten, die mit Bahns Geschichte zusammenhingen, war zwar gering, dachte er sich, aber er wollte dem Journalisten zeigen, dass er zumindest gewillt war, ihm zu helfen. Obendrein hatte es ihm das Schicksal der Brüder Theberath angetan. Was veranlasste eine Familie, und das schon seit Generationen, sich voll und ganz dem Autorennsport zu verschreiben?
Der Weg zum Nürburgring kam ihm wesentlich schneller vor als bei der ersten Tour. Kein Wunder, schließlich war er zu dieser Zeit fast allein auf der Straße unterwegs und der Verkehr staute sich nicht langsam und zäh fließend vorwärts. Ich bin halt der bessere Autofahrer, schmunzelte er. Er hatte seine besser Hälfte nach Aachen gefahren und sich für den Rest des Tages den Wagen kurzerhand ausgeliehen.
In den Unterlagen, die ihm Bahn mit der Einladung zugeschickt hatte, hatte sich auch ein Prospekt über die neue Erlebnis-Welt Nürburgring befunden. Bislang hatte es ein Rennmuseum und andere Unterhaltungsmöglichkeiten rund um den Ring gegeben. Jetzt waren sie alle unter dem Dach der Erlebnis-Welt vereint, ein Komplex unter anderem mit Museum und Themenpark, Attraktionen und einer Kartbahn rund um Mythos, Motorsport und Mobilität.
»Erleben Sie Geschichte und Zukunft der legendärsten Rennstrecke der Welt«, hatte er dem Prospekt entnommen. Es sollte einen Blick hinter die Kulissen der Formel 1 ebenso geben wie ein Film über das 24-Stunden-Rennen in einem 4-D-Kino. Auch das Selberfahren in einem Renn-Truck und eine Sammlung der schönsten Autos aus über 80 Jahren Historie waren weitere Attraktionen. Unterhaltung für die ganze Familie wurde angepriesen.
Böhnke war gespannt, was ihn tatsächlich erwarten würde, unter anderem war auch ein 217
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