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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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mitbekommen?«
    Der Reporter nickte betroffen. »Sie meinen Theberath?«
    »Richtig. An diesem Unfall war auch ein Kollege von Ihnen und zugleich der Bekannte von mir beteiligt. Vielleicht kennen Sie ja Helmut Bahn aus Düren?«
    Er kenne ihn nicht, antwortete Brennicke. »Ich kenne nur Siggi, der kommt aber aus der Schnee-Eifel.«
    »Ist aber auch egal«, meinte Böhnke. »Bahn jedenfalls behauptet steif und fest, Schüsse gehört zu haben, unmittelbar, bevor der Rennwagen von Theberath ihn überholt hat, ins Schleudern geriet und danach ausbrannte. Er glaubt felsenfest, dass die Schüsse ihm gegolten haben, und jetzt versuche ich herauszufinden, ob das stimmen könnte.« Die Anschläge in Düren und die Drohbriefe wollte er nicht aufführen, um den Reporter nicht zu überfordern. »Wissen Sie vielleicht etwas davon?«
    »Nein, äh, ja, äh, vielleicht«, stammelte Brennicke. »Offiziell handelt es sich um einen Rennunfall. Das habe ich auch überall geschrieben. Hinter den Kulissen wird aber gemunkelt, es könne sich um einen gezielten Anschlag gehandelt haben. Aber darüber werde ich natürlich nichts schreiben. Das wäre imageschädigend. Aber Genaues weiß ich nicht. Ich will auch nicht zu viel verraten.« Er blickte sich nahezu Hilfe suchend um. Seine Miene hellte auf, als er einen heranschleichenden livrierten Senior erblickte.
    »Da kommt Ihr Führer, Herr Böhnke. Mit dem können Sie sich weiter unterhalten.« Er war froh, sich verabschieden zu können. Er winkte kurz und verschwand.
    Böhnke war noch nicht einmal dazu gekommen, ihn erneut nach dem Namen zu fragen. Er hatte ihn nicht richtig verstanden. Es war etwas mit brennen und Ecke gewesen. Oder so.
    Der Livrierte gab seinen Namen noch vor der Begrüßung preis. »Ich bin Ottmar Frings. Guten Tag, Herr Böhnke. Es ist mir eine Freude, Sie heute durch die Erlebnis-Welt Nürburgring führen zu dürfen.«
    Begeistert klang Frings nicht gerade. Die Sätze schienen auswendig gelernt zu sein, was Böhnke ihm auch sagte. Der Senior mit der großen, dickglasigen Brille war ihm durchaus sympathisch, auch wenn er nörglerisch und lustlos daherkam.
    »Da haben Sie vollkommen recht. Das frühere Rennmuseum war mir viel lieber als das neue, hochmoderne Gelände der Erlebnis-Welt hier am Nürburgring. Aber das ist wohl der Lauf der Zeit. Da passe ich nicht mehr ins Bild der modernen Spaßgesellschaft. Die kann ich ebenso wenig aufhalten, wie Sie es nicht können. Was möchten Sie denn sehen?«
    Böhnke überlegte. Da er ja eigentlich eine Jahreskarte bekommen sollte, hatte er jederzeit die Möglichkeit, sich in der Erlebnis-Welt umzusehen und nach dem zu suchen, was ihn interessierte. Da ihn aber nichts interessierte, würde er sich auch nichts ansehen wollen. Insofern könnte Frings durchaus auf die angebotene Führung verzichten.
    »Wie wärs, wenn wir uns erst einmal eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen gönnen«, schlug er vor. »Dann können wir besser nachdenken.«
    »Einverstanden«, freute sich der Senior. »Geht ja alles auf Kosten des Hauses. Da bin ich dabei.« Frings schien Böhnkes Vorschlag durchaus gelegen. »Um ehrlich zu sein, weiß ich mit dem modernen Schnickschnack nicht viel anzufangen. Ich habe zwar eine Einweisung bekommen, aber in meinem Alter will man vieles gar nicht mehr wissen und lernen. Früher, im Rennmuseum, da war alles einfacher. Da gab es Rennwagen, Bilder und Pokale, um es verkürzt zu sagen. Da konnte ich Ihnen zu jedem Rennwagen etwas sagen, besonders zum legendären Silberpfeil. Und die Geschichte der großen Fahrer, beispielsweise Caracciola oder Fangio, die kenne ich auswendig. Die musste ich immer wieder erzählen.
    Jetzt gibt es Audio und Video, virtuell und Action, dafür bin ich wohl zu alt.« Nahezu versonnen rührte er in seinem Kaffee. »Wolfgang Graf Berghe von Trips, Rolf Stommelen und Jochen Maas liegen mir ehrlich gesagt näher als unser Formel-i-Dauerweltmeister Michael Schumacher, sein Bruder Ralf oder Heinz-Harald Frentzen. Von den ganz jungen Spunden will ich gar nicht erst reden.«
    »Wenn Sie die alten Hasen so gut kennen, dann kennen Sie bestimmt auch Berthold Theberath oder seinen Vater.« Böhnke nahm die Vorlage dankend an.
    »Ja, sicher doch. Die Theberaths, die vorherige Generation, meine ich, das waren noch echte Kerle. Und der Bert und der Tünn, die sind schon als Kleinkinder mit auf dem Ring gewesen. Die habe ich aufwachsen gesehen. Die ganze Familie schraubte immer Tag und Nacht an ihren Wagen.

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