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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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hätte der Satz nicht sein können. Er war geradezu eine Steilvorlage für jeden Ganoven, der ihm etwas ans Zeug flicken wollte. Dabei blieb für Böhnke noch eine Frage zu klären: Woher wusste der Irre erstens, dass der Wagen der Apothekerin der Wagen war, mit dem er fuhr, und zweitens, dass der Wagen in Aachen geparkt war und nicht in Huppenbroich? Aber auf die Frage würde Dopplerkopf garantiert keine Antwort geben können.
    Außerdem konnte er dem jungen Journalisten nichts vorwerfen. Dopplerkopf hatte nichts hinzugedichtet, er hatte sogar etwas weggelassen: Huppenbroich war ihm wohl doch nicht geheuer gewesen, da hatte er lieber von der Eifel allgemein geschrieben.
    »Dann ist quasi die Zahl derjenigen, die über mich und meinen Besuch wissen, nahezu unermesslich?«
    »So können Sie es sagen. Ich weiß nicht, wie viele Tausend Leser die Printmedien haben und in welchen Fachblättern der Artikel noch stand. Und ich weiß auch nicht, wie viele Menschen unseren Newsletter abonniert haben. Aber selbst die Abonnentenliste ist wenig aussagekräftig, weil der Artikel ja auch an vorderster Stelle auf der Homepage unserer Erlebnis-Welt steht.«
    Von Datenschutz hatte Dopplerkopf wahrscheinlich wenig gehört, zürnte Böhnke, nahm sich dann aber zurück. Selbstverständlich war diese Berichterstattung kein Fall eines Verstoßes gegen den Datenschutz. Der Bericht machte nur wieder einmal deutlich, wie gläsern der einzelne Mensch in der Medienwelt geworden war.
    »Sie haben mir mit Ihren Auskünften sehr geholfen«, log er und drückte dem jungen Mann dankend die Hand. Zumindest hatte er ihm bei der Erkenntnis geholfen, dass jeder Beelzebub, der ihm etwas Schlechtes wollte, viele Informationen über ihn erhalten hatte.
    Und noch eine Erkenntnis wuchs in ihm. Er hatte eine Ahnung, wer wie auf das Auto seiner Liebsten gestoßen war. Bloß nicht vergessen!, mahnte er sich. Langsam war es an der Zeit, sich Notizen zu machen, nahm er sich zum wiederholten Male vor, wie immer, wenn die Zahl der Fakten bei der Untersuchung eines Falles gewaltig anstieg. Doch hatte er bisher auf einen Notizblock verzichtet.
    Je länger er sich mit seinem Ansatz befasste, umso deutlicher wurde für ihn die Lösung, abstrakt zwar und ohne Beweiskraft, aber immerhin. Er glaubte, den richtigen Weg gefunden zu haben, um wenigstens eines der Rätsel zu lösen.
    Tünn Theberath würde ihm dabei gewiss weiterhelfen. Glaubte er nicht nur, sondern war er sich sicher.

18.
    Er sei wohl ein Glückspilz, sprach ihn ein großer, schlanker Mann mit einer grauweißen, schulterlangen Mähne an. Er war in Böhnkes Alter, sofern der Kommissar den Riesen in der Rennmontur richtig einschätzte.
    »Ich bin Hans-Joachim und Ihr Fahrer, wenn es jetzt um den Ring geht.« Der Mann reichte Böhnke die Hand und lächelte: »Wir beide haben heute den ganzen Ring nur für uns allein. Die Strecke war bis eben wegen Reinigungsarbeiten gesperrt. Die Kehrmaschinen würden die Jungs stören, wenn die aufs Gaspedal drücken. Jetzt sind die Kisten im Stall und es ist niemand hier, der fahren möchte.«
    Er schob Böhnke aus der Cafeteria zur Piste und deutete auf einen Sportwagen. Ob es sich um einen Porsche oder um einen BMW handelte, hätte Böhnke nicht sagen können.
    »Wir beide dürfen uns heute richtig austoben«, frohlockte Hans-Joachim. »Wollen Sie fahren?« Er hatte unüberhörbar einen bayerischen Akzent, auch wenn er sich bemühte, Hochdeutsch zu sprechen.
    »Gott bewahre!« Abwehrend hob Böhnke die Hände. »Bloß nicht.«
    Hans-Joachim lachte. »Keine Sorge. Ehrlich gesagt, ich hätte Sie auch nicht ans Steuer gelassen. Ich bin doch nicht lebensmüde.« Der Wagen sei zwar aus Rennfahrersicht relativ langsam mit gerade einmal knapp 280 km/h in der Spitze, aber für einen Unerfahrenen auf dem Ring viel zu schnell.
    »Ich bin, ehrlich gesagt«, offenbar sein Lieblingswort, wie Böhnke annahm, »froh, dass wir die Strecke für uns haben und keine Touris darauf herumeiern. Da brauchen wir uns nicht auf Sonntagsfahrer konzentrieren und müssen auch keinem Stümper aus dem Graben helfen. Sie können sich, ehrlich gesagt, gar nicht vorstellen, wie viele Freizeit-Schumis oder Möchte-gern-Vettels ihre Familienkisten hier zu Schrott zerlegen, weil sie sich und ihre Autos überschätzen und den Nürburgring unterschätzen.« Er war in den dürftig ausgestatteten Wagen geklettert und forderte Böhnke auf, es ihm an der Beifahrerseite gleichzutun. »Luxus dürfen Sie in so einem

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