Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
Vom Netzwerk:
Wagen nicht erwarten. Das ist im Prinzip ein rollender Käfig, in dem Sie sicher und geschützt jeden Salto überleben können.«
    »Wenn die Kiste nicht gerade Feuer fängt«, warf Böhnke ein, das mulmige Gefühl in der Magengegend unterdrückend.
    Hans-Joachim ging auf die Bemerkung nicht ein. Er hatte sich zu Böhnke hinübergebeugt, der verkrampft in der Sitzschale hockte.
    »Ist kein Sofa«, lachte der Mann, »aber durchaus bequem, wenn Sie erst einmal die Hosenträgergurte angelegt haben. Dann kann Ihnen fast nichts mehr passieren«, versicherte er zuversichtlich, während er die Schlösser der Gurte einschnappen ließ.
    »Wenn Sie wollen, kanns losgehen.«
    Böhnke nickte ergeben. Worauf ließ er sich da bloß ein? Er redete sich Zuversicht ein. Man würde ihm bestimmt keinen Anfänger als Fahrer ausgewählt haben.
    Als Hans-Joachim anfuhr, glaubte Böhnke, er würde in den Sitz und durch ihn durchgepresst werden, von Schraubzwingen umklammert.
    »Keine Panik, mein Herr«, meinte Hans-Joachim vergnügt. »Es ist alles ganz harmlos. Ehrlich gesagt sind wir noch gar nicht richtig losgefahren. Ich habe nur ein wenig auf der Geraden beschleunigt«, behauptete er und schoss mit quietschenden Reifen erst in eine scharfe Rechtskurve und dann sofort in eine Linkskurve, der eine weitere folgte.
    Eine im Bogen gebaute Tribüne war förmlich an Böhnke vorbeigeflogen. Er klammerte sich an seinem Sitz fest und erkannte mit aufgerissenen Augen, dass Hans-Joachim mit scheinbar steigendem Tempo auf die nächste Kurve zuraste. Sie war so schnell verschwunden, wie sie gekommen war. Böhnke wusste nicht mehr, wo er sich befand. Erst links, dann rechts, dann wieder links entlang der Strecke huschten Gebäude und Tribünen vorbei. Eine letzte Linkskurve, fast schon eine Spitzkehre, nach der Böhnke das Dorinthotel an der Seite erkannte, und Hans-Joachim drosselte die Geschwindigkeit.
    »So, das war jetzt eine Einführungsrunde über die Grand-Prix-Strecke. Sehen Sie den Turm rechts von uns?« Er deutete auf das Gebäude vor ihnen, in dem Böhnke die Rennjury hatte sprechen wollen. »Dieser Turm ist, ehrlich gesagt, im Prinzip das letzte Überbleibsel vom ursprünglichen Nürburgring. Auf den Zahlentafeln des Turms wird bei einem Rennen immer der aktuelle Rennstand angezeigt.«
    »Aha«, kommentierte Böhnke uninteressiert.
    »Wenns Ihnen recht ist, fahre ich etwas schneller über den Grand-Prix-Kurs.« Hans-Joachim wartete eine Erwiderung gar nicht erst ab. Er tippte wieder auf das Gaspedal und das Fahrzeug schoss nach vorne. Wieder flogen die Kurven auf sie zu, wieder quietschen unablässig bei jedem Richtungswechsel die Reifen. Hans-Joachim kuppelte und schaltete schneller, als es sein Beifahrer nachverfolgen konnte.
    Langsam wich in Böhnke die Anspannung. Mehr noch, er hatte Vertrauen in Hans-Joachim und dessen Fahrkünste.
    Ehrlich gesagt glaubte er nicht, dass der Fahrer sein Leben riskieren würde, nur um einem alten Mann zu imponieren.
    »Sie fahren auch Rennen?« Er musste laut sprechen, um die Fahrgeräusche zu übertönen.
    »Nicht mehr. Ich bin, ehrlich gesagt, zu alt für die jungen Spunde in den rasenden Kisten. Ich gebe nicht mehr 100 Prozent und gehe nicht mehr ans Limit. Dann ist es besser aufzuhören, als einmal zu weit gegangen zu sein. Du musst immer vor deinem letzten Unfall aufhören, nicht nach deinem letzten, ist eine alte Weisheit im Motorsport. Denn dein letzter Unfall kann tödlich sein. Ich probiere nur noch für andere aus. Ich bin jetzt quasi Testfahrer und Entwickler.« Hans-Joachim sah Böhnke von der Seite an.
    »Wir wärs mit der Nordschleife. Immer nur Formel-i-Strecke ist doch langweilig, ehrlich gesagt.«
    Böhnke sparte sich die Antwort. Er war nur Gast und Beifahrer. Der Mann hinter dem Steuer hätte ohnehin das getan, was er machen wollte.
    Und so bog er hinter dem Fahrerlager urplötzlich in der Rechtskurve nach links in eine lang gezogene aufsteigende Kurve ab.
    Böhnke sah den Wald auf sich zufliegen. Wo sollte hier die Strecke sein?
    »Willkommen in der grünen Hölle!«, rief Hans-Joachim jauchzend. Er führte sich auf wie ein Kind, das zu Weihnachten die sich sehnlichst gewünschte Autorennbahn erhalten hatte. »Juhu!«
    Er beruhigte sich wieder. »Ich lasse es, ehrlich gesagt, in der ersten Runde etwas langsamer angehen, damit Sie etwas von der Landschaft mitbekommen«, erklärte er, während er im Getriebe mischte. »Die Landschaft hier ist nämlich verdammt schön.«
    Was

Weitere Kostenlose Bücher