Nuerburghoelle
er und versuchte, zuversichtlich zu klingen. »Was ist mit dem Auto?«
»Ist schon repariert«, antwortete sie nun wieder gefasst. »Dafür haben deine Kollegen schon gesorgt. Ist doch gelegentlich ganz von Vorteil, wenn man einen alten Kommissar persönlich kennt.« Sie gab sich munter. »Ich komme heute Abend nach Huppenbroich und bleibe morgen bei dir.«
»Was machen Sie bloß, Herr Böhnke?«
Kaum hatte er das eine Telefonat beendet, da meldete sich schon der Nächste, der ihn unbedingt sprechen wollte.
Auch Bahn hörte sich angespannt und aufgeregt an. »Wissen Sie, was passiert ist?«
»Was?« Böhnke gab sich kurz angebunden. Er verarbeitete noch das vorausgegangene Telefonat und hatte keinen Sinn für eine weitere Unterhaltung.
»Ich habe heute wieder einen Liebesbrief erhalten. Und ich dachte schon, es wäre vorbei.«
»Weiter«, drängte Böhnke. Bahn sollte gefälligst nicht ausschweifend bei seiner Geburt anfangen, sondern zur Sache kommen. »Was steht denn in dem Brief?«
»Wörtlich steht da: Passen Sie nicht nur auf sich auf, sondern passen Sie auch auf Ihren Freund Böhnke auf.«
Bahn lachte gequält auf, während Böhnke schluckte. Was hatte das schon wieder zu bedeuten, verflucht noch mal?
»Herr Böhnke, die Arschlöcher haben es jetzt auch auf Sie abgesehen. Können Sie das verstehen?«
Ja, hätte Böhnke antworten können, ja, ich kann es verstehen, weil ich einem Journalisten helfen möchte. Den Namen Krupp, der ihm durch den Kopf flog, schob er wieder beiseite. Darum würde er sich eventuell später kümmern. Aber er sagte es nicht, weil es wieder viel zu viele Fragen gab, auf die er keine Antworten kannte.
»Nein«, antwortete er. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat. Haben Sie die Polizei alarmiert?«
»Selbstverständlich. Sie können sich vorstellen, was die mir gesagt haben. Man werde den Brief protokollieren, ihn auf Hinweise untersuchen, etwa auf Fingerabdrücke. Es sei aber im Prinzip ebenso müßig, wie es bei den anderen Briefen war. Ich solle auf mich aufpassen. Das wars dann auch schon.«
Schnell beendete Böhnke das Telefonat mit der Behauptung, er sei müde und müsse sich ausruhen.
Doch war an Ruhe nicht zu denken. Die Fragen schwirrten ihm durch den Kopf, den er bei einem zusätzlichen Spaziergang freibekommen wollte. Zwei blieben, die für ihn die entscheidenden waren: Woher wussten die unbekannten Briefeschreiber, dass es ihn treffen könnte, wenn sie das Auto der Apothekerin beschädigten? Und: Woher wussten die Arschgesichter von seiner Beziehung zu Bahn?
Lange grübelte er über die Fragen, fand auch Antwortmöglichkeiten, die aber allesamt einen großen Fehler hatten. Sie waren zwar theoretisch plausibel, es fehlten die handfesten Beweise in der Praxis. Wieder kam ihm Krupp in den Sinn. »In der Theorie«, sagte er zu sich, »in der Praxis habe ich nichts in der Hand.«
Endlich wusste er, was er als Nächstes tun würde. Da passte es ganz gut, dass seine Liebste nach Huppenbroich kam. So schnell, wie es sein körperlicher Zustand zuließ, kehrte er zum Hühnerstall zurück, suchte, natürlich da, wo er sie geglaubt hatte, hingelegt zu haben, zunächst vergeblich nach der Visitenkarte und schaffte es dann noch nach erfolgreicher Suche an einer unmöglichen Stelle neben dem Kühlschrank, wenige Minuten vor Büroschluss, Szymkowiak in der Erlebnis-Welt Nürburgring an die Strippe zu bekommen.
Ihre Begeisterung hielt sich in Grenzen, als er Lieselotte bat, ihn an ihrem freien Tag zum Nürburgring zu begleiten.
»Was willst du da?«, hatte sie ihn lustlos gefragt. »Haben wir momentan nicht andere Probleme?«
»Ich will versuchen zu verhindern, dass uns ein Irrer noch einmal die Reifen zersticht oder uns das Haus über dem Kopf anzündet«, hatte er geantwortet. Er hatte keine Zeit für feinfühlige Spielchen, er wollte sein Ziel erreichen.
Nun saßen sie, sich anschweigend, im Polo mit dem Ziel Nürburgring. Ob er dort tatsächlich eine Lösung finden würde?
Er hatte seine Zweifel, aber er hatte auch das Gefühl, auf dem Nürburgring Informationen zu erhalten, die zu diesem Irren führen könnten. Einen Fehler, einen verdammt großen Fehler hatte dieser nach Böhnkes Auffassung gemacht. Er hatte die Apothekerin in sein schändliches Treiben verwickelt. Dafür würde er zahlen, nahm sich Böhnke entschlossen vor.
Wie auch immer.
Die Fahrt durch die Eifel kam ihm noch kürzer vor als die letzte, die er allein unternommen
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