Nuerburghoelle
in der Auslage gefunden.«
»Und was stand auf dem Blatt?«
»Das ist die allerletzte Warnung. Beim nächsten Mal gibt es einen Toten. Hört auf zu schnüffeln.« Sie hustete laut. »Rudolf-Günther, was hat das zu bedeuten?«
»Ich weiß es nicht. Ich kann mir nur vorstellen, dass es einen Zusammenhang mit Bahn gibt. Man will wohl, dass ich mich nicht mehr darum kümmere.« Das Gegenteil würde der Fall sein. Wie konnten die Idioten nur so dumm sein, Lieselotte in die Sache hineinzuziehen? Dadurch würde er doch noch mehr angetrieben, die Angelegenheit zu klären. Oder? Langsam keimte in ihm eine ganz andere Überlegung. Aber es war zu früh, darüber zu reden.
»Soll ich kommen?«, fragte er. »Ich könnte unsere Nachbarn fragen, ob sie mir ein Auto leihen, oder ein Taxi nehmen.«
»Bleib, wo du bist. Ich bin über Nacht in der Apotheke und passe auf, dass mir niemand etwas aus den Medikamentenschränken klaut. Und ich habe eine Bewachung durch die Polizei. Da wird mir nichts passieren.« Sie beruhigte sich langsam. »Ich wollte dir nur Bescheid geben.«
Schön, dachte er sich, das hätte dann auch noch Zeit bis morgen gehabt. Dann hätte er wenigstens ruhig schlafen können. Aber so würde er sich das Gehirn zermartern und wahrscheinlich zu keinem Ergebnis kommen.
»Wann ist es denn genau passiert?«, fragte er.
»Eben, vor einer knappen halben Stunde, denke ich mal.«
Kaum hatten sie das unerfreuliche Gespräch beendet, meldete sich das Telefon erneut, wieder hektisch, wieder nervend, wieder drängend.
»Was ist noch?«, fragte Böhnke, davon ausgehend, sie hätte noch etwas auf dem Herzen.
»Was ist, fragen Sie«, hörte er die aufgeregte Stimme von Bahn. »Was ist wohl? Ich habe eben einen neuen Liebesbeweis bekommen. Sie glauben es kaum.«
»Doch«, entgegnete Böhnke knapp. Er war wieder die Ruhe selbst. »Sie haben eine demolierte Fensterscheibe, weil jemand einen Pflasterstein hineingeworfen hat.«
»Woher wissen Sie?« Bahn war verblüfft.
»Ich ahne es, weil Sie nicht der Einzige sind, der heute Steinpost erhalten hat. Ihr Stein war in Papier eingepackt, auf dem wohl sinngemäß gestanden hat, dies sei die allerletzte Warnung, beim nächsten Mal gäbe es einen Toten. Und die Forderung, mit dem Schnüffeln aufzuhören.«
Das Erstaunen machte Bahn sprachlos. »Woher wissen Sie?«, fragte er erneut und erfuhr von der Geschichte in Aachen.
Eine Frage habe er noch, meinte Böhnke: »Wann ist das passiert?«
»Vor knapp eineinhalb Stunden. Ich war gar nicht zu Hause. Nachbarn haben die Polizei alarmiert«, antwortete der Journalist. »Ich habe Sie sofort angerufen, aber Sie führen ja immer Dauergespräche.« Er würde die Nacht in der Küche verbringen. »Das fehlt mir noch, dass mir jemand etwas klaut«, schimpfte er. »Schlafen Sie gut.«
Daran war zunächst nicht zu denken. Böhnke versuchte, objektiv Fakten zu sortieren. Es gab zwei: die Pflastersteine mit der identischen Drohung und der zeitliche Aspekt; erst Bahn und eine Stunde später seine Liebste. Warum diese Reihenfolge? Hätte es nicht auch umgekehrt sein können? Ließ die Reihenfolge Schlüsse auf den Steinewerfer zu? Dass es sich um ein und dieselbe Person handeln würde, war wohl wegen des gleichlautenden Textes und der Vorgehensweise anzunehmen.
Ich glaube schon, sagte er sich, und langsam, ganz langsam glaubte er, den Vorhang lüften zu können, hinter dem sich das Drama abspielte. Noch war es zu früh, offensiv zu werden. Das Puzzle hatte noch mehr leere Stellen als zusammengefügte Teile. Aber Böhnke ahnte den Inhalt des Bildes, das vor seinen Augen an Kontur gewann.
Gespannt war er darauf, ob die Puzzlesteine, die ihm Küpper liefern wollte, ins Bild passen würden. Viel zu lange dauerte es für ihn, bis sich der frühere Weggefährte endlich meldete.
»Böhnke, wen hast du denn da wieder ausgegraben«, sagte der Kriminalrat nach der kurzen Begrüßung durchaus anerkennend. Er habe nicht lange suchen müssen, um fündig zu werden. »Da ist einiges zusammengekommen bei diesem Früchtchen. Großes Bedauern wegen seines Todes wird es wohl nicht geben.«
»Zur Sache, bitte«, brummte Böhnke. »Ich will Fakten, kein Gelaber.«
»Na, gut, ich mache es kurz. Wolfgang Schulz, genannt Wolle, war mehrfach vorbestraft. Er ging wohl gerne auf die Jagd, obwohl er keinen Jagdschein besaß. Und er jagte Wild, obwohl es sich in der Schonzeit befand. Mit anderen Worten: Schulz ist mehrfach wegen Wilderei erwischt und verurteilt
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