Nuerburghoelle
hatte der Laden der Theberaths Betriebsferien und ist Schulz allein in Urlaub gefahren. In Hotels in Belgien und Luxemburg ist er abgestiegen. Dort hat er die Nächte meistens mit Frauen verbracht, die er vor Ort über Kontaktanzeigen gebucht hatte. Er hat auch beim Schützenfest in Schalkenmehren eine Frau an seiner Seite gehabt, mit der er am ersten Abend zurück nach Belgien gefahren ist. Ob er auch beim Preisschießen mit der Perle in Schalkenmehren war und wo sie dann eventuell nach dem Preisschießen abgeblieben ist, war nicht herauszufinden. Was mit ihr ist, kann niemand konkret sagen. Es gibt da zu viele unterschiedliche Aussagen. Der Gutschein über die Reise ist unauffindbar, vermutlich hat er sich in dem Maar aufgelöst. Für euch da oben am Ende der Welt ist die Geschichte damit vielleicht noch nicht zu Ende. Ihr könntet ja noch ein wenig nachhaken (vergesst das Infohonorar für mich nicht). Ich jedenfalls bin jetzt raus aus dem Spiel. Wenn ich wild spekulieren würde, wie mein oft zu forscher Kollege Bahn aus der Sackeifel (sprich Düren), könnte ich behaupten, dass mein Freund Helmut nicht mehr belästigt worden ist, seitdem Schulz tot ist. Aber ich spekuliere nicht und wünsche euch frohes Schaffen.‹
»Das ist ein Blödmann. Der hat keinen blassen Schimmer!«, keifte Bahn. »Schulz ist seit Wochen tot, und wenn die Daten stimmen, war er wahrscheinlich schon tot, als ich den Knüppel über den Schädel gezogen bekommen habe. Oder sehen Sie das anders?« Nachdenklich betrachtete Bahn den pensionierten Kommissar.
»Der will uns foppen«, antwortete Böhnke. »Ich finde es nur gut zu wissen, dass sich das Schicksal von Wolle Schulz geklärt hat. Ich wundere mich nur, dass Anton Theberath von dem Tod seines Angestellten nichts gewusst haben soll. Er muss doch informiert worden sein. Oder?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe doch nicht mit ihm gesprochen.« Bahn zuckte verständnislos mit den Schultern. »Sie können ja noch einmal dorthin fahren und ihn fragen«, schlug er vor.
Warum? Ändert das was? Er hatte festgestellt, dass Bahn nicht mehr in der Schusslinie stand und die Schüsse auf dem Nürburgring nicht ihm gegolten hatten. Damit war der Fall im Prinzip geklärt.
»Im Prinzip schon«, pflichtete ihm Bahn bei. »Aber ich habe noch einige Fragen, auf die ich gerne Antworten hätte, beziehungsweise, ich sehe einen Haken an der Geschichte, den ich unbedingt noch geradebiegen möchte. Vorher habe ich keine Ruhe.«
»Und das wäre?« Böhnke hatte selbstverständlich auch noch offene Fragen, aber er wollte zunächst wissen, was der andere meinte.
»Laut Siggi ist Schulz wohl ein verdammt guter Schütze gewesen. Auf dem Nürburgring wurde auf rasende Autos scharf geschossen und es wurde auch getroffen. Kann es nicht sein, dass Schulz auch dort während des Rennens geschossen hat?«
Und auch in Spa, ergänzte Böhnke für sich. Aber was brachte es, darauf eine Antwort zu finden? Theberath war tot, der andere Theberath hatte zweimal Glück gehabt, einmal in Spa, als er im Rennen fuhr, und einmal auf dem Nürburgring, als er entgegen der Planung kurzfristig den Platz hinter dem Lenker mit seinem Bruder tauschte. Und Schulz war auch tot.
Da blieb ohnehin nur noch Platz für Vermutungen. Beweise gab es nicht.
»Wir klappen die Akte zu«, sagte er entschlossen. »Das Thema ist durch.«
Und dennoch würde er nicht aufhören. Irgendetwas störte ihn, und solange er nicht mit sich selbst im Reinen war, würde er die Sache nicht als erledigt betrachten. Das war er auch seiner Liebsten schuldig, die mit in den Strudel der Ereignisse hineingerissen worden war. Was sprach eigentlich dafür, dass es keine Drohbriefe und keine Drohgebärden oder gar Angriffe mehr geben würde? Vielleicht gab es gar keinen Zusammenhang zwischen Theberaths Tod, dem Tod von Schulz und den Angriffen auf Bahn und seine Apothekerin?
Böhnke reckte sich und schob die Gedanken beiseite. »Wissen Sie was, junger Freund. Jetzt lade ich Sie einmal ein. Schauen Sie, dass Sie freihaben, wenn das Formel-I-Rennen auf dem Nürburgring stattfindet. Da fahren wir beiden Hübschen nämlich hin. Sie sind für unseren Transport zuständig. Ich habe zwei VIP-Karten.«
21.
Böhnke hatte nicht ahnen können, wie sehr er mit dem Geschenk einer Eintrittskarte Freude bereiten konnte.
Bahn war schier aus dem Häuschen, nachdem er seine erste Überraschung verdaut hatte. Nur stammelnd konnte er sich für das Geschenk bedanken. Freudentränen hatte
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