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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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er in den Augen.
    »Sie können sich gar nicht vorstellen, was das für mich bedeutet. Einmal hautnah bei einem Formel-I-Rennen dabei zu sein und dann auch noch hinter die Kulissen blicken zu können, das ist für mich die Erfüllung eines Wunsches, den ich seit meiner Kindheit hege.«
    Am liebsten hätte ihm Böhnke auch noch die zweite Karte geschenkt, doch wäre diese Weitergabe gegenüber der Nürburgring-GmbH korrekt gewesen? Immerhin war er der 50.000 Besucher der Erlebnis-Welt gewesen und nicht ein anderer. Da gehörte es sich schon, das Geschenk anzunehmen.
    Das Schicksal des ertrunkenen Mechanikers ging ihm nicht aus dem Kopf. Er machte sich bei seinem Spaziergang lange Gedanken. Eine Frage hatte sich gewissermaßen von selbst geklärt, nachdem er Siggis Berichte noch einmal intensiv gelesen hatte. Es hatte einen Grund gehabt, weswegen Theberath ihm bei seinem letzten Besuch nichts über den Tod von Schulz gesagt hatte. Der Tote war erst am Nachmittag des Tages gefunden worden, an dem er in Vaalserquartier gewesen war. Theberath konnte ihm daher nichts anderes mitteilen, als er ihm gesagt hatte.
    Böhnke strich diesen Aspekt aus seiner gedanklichen Kramkiste.
    Und dennoch. Es interessierte ihn weiter, was es mit Schulz auf sich hatte. Ganz abwegig waren Siggis Gedankengänge nicht gewesen: Schüsse auf die Theberath-Brüder, Gewinn eines Preisschießens beim Schützenfest. Vielleicht gab es eine Verbindung.
    Kurzerhand wählte Böhnke nach der Rückkehr zum Hühnerstall eine Rufnummer in Düsseldorf.
    Wenn sein Gesprächspartner erstaunt sein sollte, so ließ er es sich dies genauso wenig anmerken wie eine etwaige Freude über den Anruf.
    »Böhnke, was willst du?«, brummte Küpper ins Telefon. »Du hast doch garantiert was auf dem Herzen, wenn du mich während meiner Arbeitszeit anrufst.«
    »Du meinst, während deines Büroschlafs«, lästerte Böhnke. »Du bist doch auf deine alten Tage zum Sesselfurzer mutiert, alter Freund.«
    »Und du zum Anwärter für das goldenen Wanderabzeichen des deutschen Wanderverbandes, wenn es so etwas geben sollte.«
    Damit waren die Höflichkeiten ausgetauscht worden.
    »Küpper, ich brauche deine Hilfe.«
    »Jederzeit«, antwortete der Kriminalrat, erwartungsgemäß mit der prompten Einschränkung: »Soweit es in meiner Macht steht.«
    »Es ist nicht viel«, versicherte Böhnke. »Ich möchte dich nur bitten, einmal in eurer Datei nachzuschauen, ob ihr etwas über einen gewissen Wolfgang Schulz, genannt Wolle, habt. Er war Kfz-Mechaniker in einer Werkstatt in Aachen-Vaalserquartier. Ich kann davon ausgehen, dass er auch in Aachen mit Hauptwohnsitz gemeldet ist.«
    »Wenns weiter nichts ist«, Küpper schien erleichtert. »Ich dachte, du hättest etwas Schwieriges für mich.«
    »Als da wäre?«
    »Herauszufinden, wer Bahn zusammengeschlagen hat etwa, oder wer die Drohbriefe geschrieben hat.«
    »Wenn du willst, kannst du dich ja auch noch darum kümmern«, schlug Böhnke vor, wissend, dass er sich eine Abfuhr einhandeln würde.
    »Da gibt es nichts zu finden«, antwortete Küpper wie erwartet. »Wir können nur hoffen, dass der Mist ein Ende hat.«
    Böhnke stimmte ihm schweigend zu.
    Auch er hoffte, vornehmlich wegen seiner Frau, dass der Mist aufhörte und dass es beim Aufschlitzen der Reifen blieb. Aber er hatte ein ungutes Gefühl. Er traute der Ruhe der letzten Tage nicht. Auf sein Gefühl konnte er sich üblicherweise verlassen, und er wünschte sich dieses Mal, dass es ihn ausnahmsweise trügen würde.
    Er hatte einen letzten Blick auf das Fernsehprogramm geworfen, den Apparat ausgeschaltet und den Weg zum Bett angetreten, als das Klingeln des Telefons die beschauliche Ruhe jäh unterbrach. Die Klingelzeichen kamen ihm aufgeregt und hektisch vor. Manchmal war das Klingeln wohltuend und harmonisch, aber jetzt empfand er es als dringend und unruhig.
    Auf sein zögerliches Melden reagierte seine Apothekerin mit einem verängstigten Schreien. »Rudolf-Günther, man hat mich überfallen und wollte mich ausrauben! Jemand hat die Fensterscheibe der Apotheke eingeworfen.«
    Augenblicklich wurde Böhnke ruhig und konzentriert, wie immer in Momenten höchster Anspannung schaltete er um auf ein absolutes inneres Gleichgewicht.
    »Ein Pflasterstein?«, fragte er sachlich. »Ein Pflasterstein, der in ein Blatt Papier eingewickelt war?«
    »Woher weißt du?«, schrie sie zurück. »So war es. Die Mieter über der Apotheke haben mich und die Polizei alarmiert. Wir haben den Stein

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