Nuerburghoelle
verängstigen und zugleich abzulenken, indem er meine Frau schädigt, war die größte Unverschämtheit, die er begehen konnte. Dafür wird er büßen müssen.«
»Wie kam er denn auf Sie?« Kurz blickte Bahn nach rechts auf den gelassen und ruhig wirkenden Kommissar.
»Über den Nürburgringnewsletter hat er von meinem Hauptgewinn in der Erlebnis-Welt gelesen und von meinem Interesse an Ihrem Rennunfall. Als ich zum ersten Mal bei der Werkstatt in Vaalserquartier war, hat er mich wohl aus seinem Haus heraus beobachtet und sich das Kennzeichen notiert. Er selbst hat mir erklärt, wie leicht es für ihn ist, anhand des Kennzeichens den Halter eines Fahrzeuges zu ermitteln. Er ging davon aus, dass der Wagen meiner Frau auch mein Wagen sei, und hat sie deshalb schikaniert. Er wollte wohl ablenken und mich auf eine andere Fährte führen.«
»Und welche?«
»Nun, ich sollte wohl glauben, dass der Kerl, der es auf Sie abgesehen hat, es jetzt auch auf mich absehen würde.« Böhnke lächelte grimmig. »Ganz so abwegig ist es nicht, einen Journalisten zu bedrohen. Es gibt wohl genügend Leute, die nicht unbedingt gut auf diese Berufssparte zu sprechen sind. Dazu gehörte dann auch die Attacke mit den Pflastersteinen auf Ihr Haus und wenig später auf die Apotheke. Die Reihenfolge der Steinwürfe spricht dafür, dass Theberath dahintersteckt. Erst Düren, dann Aachen.«
Bahn schwieg dazu. Er hatte Mühe, bei dem leicht anwachsenden Verkehr die Balance zu halten zwischen zu nah und zu fern.
Lange Minuten fuhren sie schweigend durch die dicht bewaldete Region auf den Straßen abseits der Ortschaften, ohne dass sich etwas änderte.
»Was hat der Kerl bloß vor?«, knurrte Bahn.
»Garantiert etwas Plötzliches und Unerwartetes«, antwortete Böhnke mit scheinbarer Gelassenheit.
Sie waren auf einer langen Geraden unterwegs, leicht ansteigend und beiderseits von Wald umsäumt, sodass die Sonne Mühe hatte, die Straße hell zu bescheinen. Es war still, von den Motorengeräuschen auf der Rennstrecke war nichts zu vernehmen.
Theberaths Wagen verschwand hinter einer Kuppe und für etliche Sekunden aus ihrem Blickfeld. Intuitiv beschleunigte Bahn und erreichte ebenfalls die Kuppe, hinter der die Straße wieder elend lange geradeaus führte.
»Der ist weg!«, jaulte Bahn in einer Mischung aus Wut, Verzweiflung und Fassungslosigkeit auf und stieg vehement auf die Bremsen. »Ich sehe den Scheißkerl nicht mehr.«
Er hatte recht, wie Böhnke zugeben musste. Er blieb sachlich und kühl. Er blickte nach links, erkannte dort einen schmalen, an der Zufahrt zur Straße fast zugewachsenen Weg, auf dem entfernt etwas kurz aufblinkte.
»Links!«, brüllte Böhnke. »Auf den Waldweg!«
Vielleicht irrte er, aber es war wohl die einzige Chance. Wenn das Blinken nicht von Theberaths Wagen ausgegangen war, dann hatte er sie abgehängt.
Mit einem heftigen Ruck riss Bahn sein Fahrzeug nach links und schoss viel zu schnell auf den unbefestigten Weg.
»Weiter so und die Achse kracht«, schimpfte er mit sich selbst.
»Langsamer, mein Freund«, mahnte Böhnke. »Und denken Sie daran, nach allen Seiten die Augen offen zu halten. Nicht, dass uns die beiden gleich entgegenkommen und wir können uns nicht mehr verstecken.«
Sie waren schon sehr weit in den dichten Wald hineingefahren, als sie ein Hinweisschild lasen: ›Schranke in 500 Metern‹.
»Was heißt das?«, fragte Bahn verblüfft.
»Was darauf steht«, antwortete Böhnke, um sachlich zu ergänzen: »Da geht es offenbar nicht mehr weiter, sodass wir davon ausgehen müssen, dass Theberath, falls er vor uns unterwegs ist, anhalten muss und umkehrt. Was wiederum für uns bedeutet, dass wir uns im Wald unsichtbar machen müssen.« Er deutete nach rechts.
»Hier ist eine schmale Einbuchtung. Da können wir uns verbergen.«
Bahn folgte dem Vorschlag mit Unbehagen. »Wir müssen auch noch mal hier raus«, grummelte er.
»Und jetzt?«, fragte er, nachdem er den Wagen abgestellt hatte.
»Jetzt steigen wir aus und gehen weiter in Richtung Schranke. Aber so, dass uns niemand bemerkt.«
Entschlossen stapfte Böhnke durch das Unterholz. Notgedrungen lief Bahn hinter ihm her.
»Wohin wollen Sie?«, flüsterte er, als er hinter Böhnke warten musste, weil diesem die Luft knapp geworden war.
Das fehlte ihm noch, dass sich ausgerechnet jetzt die vermaledeite Krankheit meldete, fluchte er innerlich.
»Immer in Richtung Schranke«, keuchte er. »Ich hoffe, wir stoßen bald auf die beiden.« Er
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