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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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es um eine
Auftragsbestätigung ...? Drücken Sie die 1 ... sagen Sie jetzt >Ja< ...«
    Mein Körper sitzt. Soweit ich beurteilen kann, lebt er
noch. Aber ich habe ihn trotzdem verlassen, ich bin in der Warteschleife,
zwischen zwei Leben. Und ich weiß, das kann 49 Tage dauern. Bis dahin höre ich
das Summen der Mantras: »Leider sind alle unsere Mitarbeiter im Gespräch.«
Ommmm. Ich glaube, bei der Telekom arbeiten ausschließlich Buddhisten, falls
denn da überhaupt jemand arbeitet. Denn auf lebende Menschen bin ich noch nicht
gestoßen. Sind sie wirklich im Gespräch? Oder schweben auch sie vom Körper
erlöst im endlosen Raum des Glasfasertelefonnetzes?
    Plötzlich ertönt eine Stimme: »Mein Namme is Radjib Binjalship.
Was kann ich für Sie tun?« Ich höre mich sagen: »Wiedergeburt, ich möchte gerne
wiedergeboren werden!«
    Radjib, der Körperlose, antwortet: »Da müssen Sie die Störungsstelle
anrufen.« Klack. Er ist weg. Ich lebe. Danke!
     
    Weihnachtszeit 8 . Dezember
2006
    In drei Tagen ist erster Advent. Es ist Weihnachtszeit,
kaum zu fassen. Haben die Freibäder überhaupt schon zu? Wie auch immer, ich
freue mich auf Weihnachten, wenn man das heute noch so sagen darf. Es handelt
sich ja um ein christliches Fest, und vielleicht empfinden das unsere
radikal-islamischen Freunde im Nahen Osten dann gleich wieder als Provokation,
und zack! Schon brennen da wieder die Flaggen. Bei den Islamisten brennen ja
immer gleich Flaggen und Botschaften. Die haben da offenbar ganzjährig Lichterfest.
    Überhaupt ist ein unbeschwertes Weihnachtsfest weltweit
eher die Ausnahme. Auch im buddhistischen Bereich spielt Weihnachten keine
Rolle. Der Buddhist sucht zwar die Erleuchtung, aber er meint damit keine
Lichterketten. Gut, auch bei uns gibt es zu Weihnachten geistige Erleuchtung.
Man gießt sich mit Glühwein und Punsch ordentlich einen auf die Lampe und watet
auf dem Weihnachtsmarkt knietief durch Erbrochenes, weil der Heiland geboren
wurde. So etwas Schönes gibt es in Tibet gar nicht. Tibet liegt auch viel zu
hoch für Weihnachtsbäume. Da gibt es keine Tannen. Ohne das richtige
Nadelgehölz hat Weihnachtsstimmung keine Chance.
    Wir holen unseren Weihnachtsbaum immer am 24.12. Da
kriegen wir immer wenigstens noch eine Krüppelkiefer, wie sie in den Alpen an
der Waldgrenze in einer Höhe um 2000 Meter vorkommen. Um auf so eine Höhe zu
kommen, muss man in Tibet tief bohren.
    Bei uns funktioniert das Fest ohne Baum nicht, zumindest
für Frauen. Männer tendieren eher dazu, die Abwesenheit eines Baumes gar nicht
zu bemerken. Für sie liegt der Vorzug des Festes eher in seiner Eigenschaft als
Feiertag. Viele schauen am 23. Dezember in den Kalender und denken: »Ach, da
ist ja Feiertag! Wahrscheinlich Fronleichnam oder so.«
    Frauen hingegen denken schon im Juli an Weihnachten. Denn
es muss ja dekoriert werden. Man kann ja nicht dieselben Kugeln im nächsten
Jahr einfach wieder dranhängen. Frauen erinnern sich nämlich daran, wie der
Baum im letzten Jahr ausgesehen hat. Das ist für Männer unvorstellbar. Männer
wissen nicht einmal mehr, ob er Nadeln oder Blätter hatte. Liebe Männer,
sollten Sie in diesem Jahr für den Weihnachtsbaumeinkaufsdienst eingeteilt
sein: Kaufen Sie einen Nadelbaum! Der Verkäufer ist ein Betrüger, wenn er
Ihnen ein völlig kahles Exemplar andrehen will, mit dem Argument: Der hat keine
Blätter, es ist ja Winter!
    Team 11.
Dezember 2006
    Der Mensch ist faul. Da kann man nichts machen. Und wissen
Sie, seit wann wir das wissen? Seit 1883. Da hat nämlich einer ein Experiment gemacht.
Mit Tauziehen. Da hat einer die Kräfte gemessen, mit denen ein Einzelner an
einem Seil gezogen hat. Und dann wurde gemessen, mit welcher Kraft man zieht,
wenn mehrere an einem Seil ziehen. Und mit Abstand die größte Leistung erzielte
einer, wenn er allein zog. Wenn zwei am Seil zogen, dann brachte jeder Einzelne
nur noch 93 Prozent seiner Höchstleistung. Und bei Fünfen waren es nur 77
Prozent und bei acht Teilnehmern nur noch die Hälfte.
    Das ist der Grund, warum so viele an die DDR so eine gemütliche
Erinnerung haben. Es ist einfach weniger anstrengend, wenn andere arbeiten.
Dann kann man sich ausruhen. Das ist das Prinzip der Teamarbeit. Wir arbeiten
ja heute gerne im Team, zum Beispiel zu sechst, weil wir meinen, da nehmen uns
die fünf anderen Arbeit ab. Das stimmt auch - für fünf. Und der sechste ist der
Idiot. Ein Team ohne Idiot macht gar keinen Sinn.
    Der Mensch als Einzelner ist zur

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