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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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Weil sich geheime Mächte gegen uns verschworen haben.
    Hierzulande werden derlei Phänomene gern bespöttelt und
wegerklärt. In Afrika hingegen würde an so etwas niemand zweifeln. Wenn der
Afrikaner eine Krankheit bekommt, glaubt er, es handele sich um einen Fluch
oder um Hexerei. Wir glauben an »Bakterien«. Als ob das ein Unterschied wäre.
    Warum kommen Zahnschmerzen immer pünktlich an Karfreitag?
Wir warten ja praktisch schon am Gründonnerstag darauf, dass es losgeht, wenn
nicht schon Aschermittwoch. Gut, vielleicht stimmt das auch alles gar nicht.
Zahnschmerzen ereilen uns schließlich nicht immer am Karfreitag, sondern gern
auch Heiligabend.
    Dasselbe gilt für Todesfälle. Todesfälle könnten genauso
gut am 20. Mai kommen. Aber sie passieren Heiligabend. Meine Tante Marita ist
wirklich exakt an Heiligabend gestorben. Wir haben es kaum fassen können! Schon
weil sie uns zu Weihnachten sonst nie eine Freude gemacht hat.
    Überhaupt sterben immer die falschen Leute. Unsere Friedhöfe
sind voller netter Menschen. Aber schalten Sie mal samstags abends den
Fernseher ein. Da sehen Sie zahlreiche Gestalten, deren vorzeitiges Ableben
ein ästhetischer Gewinn für alle gewesen wäre. Achten Sie vor allem auf Sänger
und Quizmaster!
    Aberglaube ist es übrigens auch, wenn man glaubt, dass das
Fernsehprogramm immer nur dann schlecht sei, wenn man gerade eingeschaltet
hat. Man kann das Fernsehen ausschalten, wann man will, das Programm wird nicht
besser dadurch. Aber es ist leichter zu ertragen.
    Abwesenheit kann etwas Wunderbares sein. Es gibt viele
Menschen, mit denen will ich nicht streiten, ich will nur, dass sie abwesend
sind, so beispielsweise alle, die immer dann, wenn ein Klavier im Raum steht,
anfangen, den Flohwalzer zu spielen. Wenn die alle in einen Vulkan stürzen
würde, wäre das akustisch ausgesprochen angenehm. Nein, das ist zu hart! Aber
es wäre ein netter Gedanke, wenn ihnen die Hände abfallen würden. Aus
humanitären Gründen könnte man zunächst mit nur einer Hand beginnen, die
allerdings langsam abfaulen sollte. Abschreckung muss sein.
     
    Geld, Jungfrauen,
Alkohol       10. Oktober 2006
    Gibt es eigentlich etwas, woran der Mensch kultur- und
religionsübergreifend glaubt? Ja. Ich glaube, es ist das Geld. Selbst der
islamistische Märtyrer, der sich in die Luft sprengt, tut dies auch aus
finanziellen Gründen. Das wissen viele Leute bei uns gar nicht, ist aber eine
Tatsache: Der Märtyrer weiß, dass seine Familie dann eine Rente von der Hamas
oder AI Kaida bekommt. Das Paradies mit den 72 Jungfrauen, die da angeblich
auf jeden verstorbenen Dschihadisten warten, ist da praktisch nur ein
Zusatzanreiz.
    Tiefer Glaube gehört natürlich trotzdem auch dazu. Um Märtyrer
zu werden, darf man keine Zweifel haben. Ehrlich gesagt kann ich gar nicht
begreifen, wie jemand so wenig Zweifel haben kann, dass er sich für seinen
Glauben in die Luft sprengt. Denn zum Glauben gehört der Zweifel doch eigentlich
dazu, sonst wäre der Glaube schließlich Wissen. Wenn man aber nicht weiß,
sondern bloß glaubt, wie kann man sich da in die Luft sprengen?
    Auf der anderen Seite hat das Ganze auch wieder irgendwie
eine ganz eigene Logik: Denn selbst wenn der Märtyrer unsicher wäre, wäre das
kein Grund, auf eine Sprengung zu verzichten. Im Zweifel sagt er sich: »Was
soll's? Ich sprenge mich in die Luft - und wenn dann auf der anderen Seite doch
kein Paradies sein sollte, ist das im Grunde auch egal, ich erleb's ja nicht
mehr.«
    Häufig beteuern religiöse Menschen: »Wer am Glauben
zweifelt, glaubt eben nicht fest genug.« Da ist natürlich was dran. Dass ich
mich noch nicht in die Luft gesprengt habe, liegt selbstverständlich daran,
dass es mir am Glauben mangelt.
    Und dasselbe trifft auch auf die religiösen Führer dieser
Selbstmordattentäter zu. Wenn so ein Osama oder der Ahmadinedschad ganz fest
glauben würden, dass auf Märtyrer ein Paradies wartet, dann würden die doch mit
gutem Beispiel vorangehen.
    Ich kann das - als Zweifler - gut nachvollziehen. Ich
würde mich auch nicht sprengen, selbst wenn mir 720 Jungfrauen versprochen
würden. Ich finde Jungfräulichkeit auch gar nicht übermäßig attraktiv. Ich
finde es ganz schön, wenn man auf anatomische Erklärungen verzichten kann.
     
    Glaube an die Liebe 9. November 2006
    Das muss ich mal loswerden: Ich glaube an die Macht der
Liebe. Das klingt natürlich ein bisschen kitschig und naiv. Doch ist Naivität
die Grundlage jeden Glaubens. Der

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