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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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Mensch glaubt an die Liebe, an den einen
unersetzlichen Partner, obwohl er längst wissenschaftlich festgestellt hat,
dass es sich um reine Biochemie handelt, um mehr nicht. Aber es ist doch schön,
wenn man das verdrängen kann.
    Über Zuneigung und Vertrauen wird ja in Wirklichkeit in
den ersten Millisekunden des Kennenlernens entschieden - und die Entscheidung
richtet sich nach dem Geruch.
    Und die Entscheidung ist längst gefallen, bevor irgendein
Bewusstsein an der Wahrnehmung beteiligt ist. An diesem Prozess sind Hirnzellen
beteiligt, die sonst die Verdauung oder den Hunger regeln. Für das Hirn ist
Liebe so etwas Ähnliches wie Pinkeln.
    Liebe ist eben auch nichts weiter als primatenhaftes
Reiz-Reaktionsverhalten. Viele glauben, sie hätten ihre Geschlechtspartner
auch mit dem Verstand ausgesucht, aber das ist wissenschaftlich völlig
unhaltbarer Unsinn.
    Wen man sich da als potentiellen Partner auswählt, das hat
sich evolutionär entwickelt. Unsere Partnerwahlkriterien stammen aus der
Höhlenmenschenzeit. Was findet die Frau schön? Groß, muskulös, energisch. Einen
Hühnen, der die Höhle beschützt, einen Versorger. Daher kommt es, dass ein gut
bestücktes Portemonnaie blind macht. Da vergisst eine Frau auch schon mal
kleine körperliche Mängel wie Dummheit, Altersdemenz oder abgekaute Fußnägel.
    Und was ist das Schönheitsideal des Mannes? Volle Lippen,
große Brüste, ein gebärfreudiges Becken - mit anderen Worten: Er sucht ein
Mutterschiff für seine Gene.
    Da kann man auch nichts machen, das ist schließlich hormongesteuert.
Als Frischverliebter will man das natürlich nicht wissen. Da glaubt man noch,
man hätte das große Los gezogen. Das ist natürlich Unsinn. Ihr Traumpartner ist
auch nur ein Pri mat wie jeder andere, und Sie haben ihn genommen,
weil sein Schweißgeruch eine zu Ihnen passende DNA vermuten lässt.
    Der Schweißgeruch ist für Frauen unglaublich wichtig, natürlich
nur, wenn er dezent, also nicht bewusst wahrnehmbar ist. Wissenschaftler haben
da ein wunderbares Experiment gemacht. Da haben die in einem Wartezimmer
geguckt, wo sich Frauen hinsetzen, wenn alle Stühle frei sind. Meist setzt man
sich ja an den Rand. Und dann haben die auf einen Stuhl in der Mitte, der in
einer ersten Versuchsphase immer frei geblieben war, ein bisschen Männerschweiß
draufgesprüht. Und zack! Plötzlich haben sich alle Frauen auf den Stuhl mit dem
Männerschweiß gesetzt. Alle! Also fast alle, drei Viertel der Frauen.
    Jetzt fragen Sie vielleicht: »Was war mit den anderen 25
Prozent?« Die hatten ihre Tage. Auch wenn wir es nicht gerne hören, wir
funktionieren erschreckend unterschwellig ... Sie können sich merken: Bei
fruchtbaren Frauen wirkt ein dezenter Schweißgeruch wie der Geruch eines
Schinken auf Hunde. Was Sie mit dieser Information anfangen, ist jetzt Ihre
Sache ...
     
    Warteschleife 22.
November 2006
    Gerade durfte ich wieder eine existentielle Erfahrung machen!
Ich war körperlos! Weil ich bei der Telekom angerufen habe. Ich hing in einer
Warteschleife, war vollständig virtualisiert und plauderte mit einer anderen
körperlosen Stimme: »Möchten Sie ... dann drücken Sie bitte die 3 ... Neukunde
oder Auftragsbestätigung oder Beschwerde ... drücken Sie die 1 ... Sagen Sie
jetzt >Ja<...« Die Automatik-Stimme stellte Fragen und erteilte Befehle,
bis sie irgendwann feststellte: »Sie werden so schnell wie möglich mit einem
unserer Sachbearbeiter verbunden ...«

Es folgte Musik, ein Freizeichen und zu meiner Überraschung
eine echte Stimme, allerdings vom Band. Sie sagte: »Sie werden schnellstmöglich
mit einem unserer Mitarbeiter verbunden ...« Und wieder Musik - Tüddelü!
    Da spürt man: Das Leben ist ein einziges Warten auf den
Tod. Wenn in Tibet jemand stirbt, dann, so glaubt der Buddhist, verlässt der
Geist den Körper und wird nach 49 Tagen in einem neuen Körper wiedergeboren. In
diesen 49 Tagen allerdings ist der Geist frei, ohne Körper. Also in der
Warteschleife.
    Wenn Sie diese Erfahrung im Rahmen einer Meditation
erleben möchten, schließen Sie die Augen und rufen Sie bei der Telekom an. Der
Geist verlässt den Körper. Er wird körperlos und wabert irgendwo im Kabelnetz
umher. Und er beantwortet Fragen: »Neukunde oder Auftragsbestätigung oder eine
Beschwerde?« Der Geist antwortet: »Ja, alles was Sie wollen! Ich will nur
einen Menschen sprechen!« Die körperlose Stimme am anderen Ende erwidert:
»Leider habe ich Sie nicht verstanden, sind Sie Neukunde, geht

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