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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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noch
Kümmerling...
    Und einen Kater haben die in der Werbung auch nie. Wenn
ich weißen Rum trinke, fühle ich mich am nächsten Tag, als hätten sie mir die
Augen mit Pressluft unter Druck gesetzt. Aber nur, weil ich den Fehler mache,
aufzuhören. Die in der Werbung saufen ständig, und daher kennen die keinen
Kater! Die sind ständig hackebreit. Aber wieso sehen die so gut aus dabei? Da
stimmt was nicht, und gestorben wird ja auch nie in der Werbung. Deswegen haben
die so gute Laune. Wenn ich mal wiedergeboren werden, dann hoffentlich in einer
Bacardi-Reklame. Aber dafür müsste ich ja erst mal sterben, und das passiert ja
nicht. Macht nichts. Bleib ich halt hier.
     
    Preußen 19. April 2001
    Da wir jetzt ja alle so stolz auf unser Deutschland sein
müssen, habe ich ein Buch über unsere Geschichte gelesen - Preußen und so. Das
ist ja schon interessant, wie das früher war, und es ist ja noch nicht mal so
lange her. Kaiser Friedrich und seine Kollegen hat ja der Großvater von meinem
Großvater noch erlebt.
    Friedrich der Große! Das muss toll gewesen sein! Ich weiß
es nicht, ich selbst war ja nicht dabei, obwohl ich auch schon so alt wie
Lothar Matthäus bin. Aber der ist ja Franke, kommt also aus dem Frankenreich,
dass ja damals mit Pippin dem Kurzen ... aber das war schon weit vor der WM
1990 ... Geschichte ist irgendwie langwierig.
    Das Doofe an Geschichte ist, dass sie meist schon vorbei
ist, und dann erinnert sich keiner mehr so richtig. Dann muss der Historiker
antreten und sagen: »So und so war das - oder anders. Wir wissen es nicht
genau. Sicher ist bloß, dass wahrscheinlich alle tot sind.« Und das Tragische
an Geschichte ist, dass die ab einem gewissen Abstand einfach alle tot sind,
und über Tote soll man ja nichts Schlechtes sagen. Deshalb ist Geschichte auch
immer großartig. Wir haben eine großartige Geschichte, und wir sind stolz,
Deutsche zu sein.
    Alle sind immer stolz. Der Papua-Neuguineaner ist stolz,
Papua-Neuguineaner zu sein, der Bergisch-Gladbacher ist stolz,
Bergisch-Gladbacher zu sein, und weil das so ist, sagt das ja auch nichts aus,
außer, dass alle gern stolz sind auf sich. Wenn die das brauchen, muss man da
nachsichtig sein und sagen: »Ja, sei mal stolz! Wenn du sonst nix hast - und es
ist ja auch normal, stolz zu sein, in allen Ländern, bekloppt, aber normal.«
...
    Auch wir Deutsche wollen wieder normal sein, also bekloppt
und stolz. Weil wir eine große Geschichte haben, Friedrich den Großen
beispielsweise. Ein großer Mann, allerdings auch schon tot. Also hat es ihm im
Grunde nichts gebracht. Das können wir vielleicht aus der Geschichte lernen:
Egal, wie groß man war, irgendwann ist man Geschichte, dann liegt man da in der
Kiste und denkt noch: »Dafür hab ich mir jetzt den Hintern aufgerissen, dass
ich jetzt hier in der Kiste liege?«
    So war der Preuße: bekloppt, stolz, aber am Ende tot. Da
bringt einem der ganze Stolz gar nichts! Es ist doch blöd, sich im Leben
aufzublasen, wenn man weiß, dass man am Ende doch platzt. Und das kann man
sagen: Preußen-Deutschland ist dann 1945 am lautesten geplatzt - da können wir
schon stolz drauf sein. Vom Knalleffekt her. Also ein bisschen stolz, das ginge
schon - oder auch nicht. Ehrlich gesagt: Mir ist es wurscht.
     
    Kleidung 29. April 2001
    Ich hasse Kleidung. Man hat nur Ärger damit. Erst muss man
sie in einem Laden kaufen, und dann kommt ein Verkäufer und fragt: »Kann ich
Ihnen helfen?« So etwas Verlogenes! Entweder ist er ein Verkäufer, dann will
er nicht helfen, sondern verkaufen. Oder er will mir helfen, dann ist er nicht
Verkäufer.
    Wenn er mir helfen wollte, würde er sagen: »Verlassen Sie
sofort diesen Laden. Hier wird alles verkauft, egal wie es sitzt oder
aussieht!« Stattdessen stehe ich mit irgendwelchen Klamotten in der
Umkleidekabine, und alles kneift und kratzt, sieht doof aus und zieht sich
hinten in die Ritze. Nur der Verkäufer sagt nicht: »Kaufen Sie das nicht! Das
kneift, kratzt, sieht doof aus und zieht sich in die Ritze.« Nein. Er sagt:
»Super! Das kommt. Im Herbst haben das alle so.«
    Dann geht man aus dem Laden und denkt: »Klasse. Aber
irgendwie kneift und kratzt es und sieht Scheiße aus und zieht sich in die ...«
- aber wem sag ich das, Sie waren ja auch schon mal Klamotten kaufen ...
    Dann hat man die Klamotten, man trägt sie, obwohl sie
kneifen und kratzen. Und dann muss man sie waschen, und dabei genau nachsehen:
30, 40 oder 60 Grad oder Reinigung, Flecken mit Schweißbrenner

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