Nuhr, Dieter
rausbrennen, mit
der Schere oder Dynamit, darf man bügeln, trocknen, föhnen, abfackeln? Oder
muss man das Zeug mit einem Fächer aus japanischem Bambusgras schranktrocken
fächeln? Dann muss der ganze Haufen in die Maschine - und dann vergesse ich
ganz sicher, dass ich die Maschine angemacht habe, das Zeug wird stockig und
muffig, nach einer Woche finde ich es dann wieder, werfe es weg und gehe neue
Klamotten kaufen. Schrecklich!
Warum gehen die Menschen nicht einfach nackt? Gut, bei dem
Wetter hier erkältet man sich und sitzt mit 20 anderen nackten Virenschleudern
im Wartezimmer und muss sich Gespräche anhören: »Nein, Frau Müller, wissen
Sie, was mal jemand erfinden müsste? Kleidung, das wäre eine tolle Sache, da
könnte ich stundenlang einkaufen«, ...
Dann würde ich aufstehen, nach Hause gehen und mich von
meiner Virusgrippe einfach nicht mehr erholen. In meinem Testament würde
stehen: »Ich will nackt begraben werden, ohne alles, sogar ohne Sarg! Oder
wenigstens einer, der nicht kratzt oder kneift. Sonst gebe ich mein komplettes
Vermögen an den Tierschutzverein, mit der Auflage: Kein Pfennig an die Köter,
die schon bei leichter Bewölkung mit so einem Regencape rumlaufen.« Liebe
Hundebesitzer: Diese Viecher haben ein Fell! Ich will auch ein Fell. Ich gehe
gleich los und kaufe mir eins. Hoffentlich zieht es sich nicht in die Ritze!
Ägypten 3. Mai 2001
Ich komme grade aus Ägypten. Ein faszinierendes Land, ganz
voller Pyramiden. Das muss man sich mal vorstellen: 150 000 Leute arbeiten 35
Jahre lang an einem Gebäude! Jetzt sagen Sie: »Na und? Bei uns arbeiten 150000
Leute 35 Jahre lang alleine an der Baugenehmigung.« Und versuchen Sie mal, hier
eine Baugenehmigung für ein Haus zu bekommen, das keine Fenster und schräge
Wände hat. Da sagt doch das Amt: »Auf keinen Fall!« Warum auch immer. Was geht
es das Bauamt an, ob ich schräge Wände haben will? Aber alles ist
vorgeschrieben, damit nicht plötzlich irgendetwas architektonisch Interessantes
passiert. Bei uns wären die Pyramiden Quader, viereckig und mit Walmdach und
geschiefertem Schornstein.
Die Ägypter sind da lockerer. In Kairo wohnen allein auf
dem städtischen Friedhof 200000 Leute. Lebende, wohlgemerkt, die in die
Grabhäuser eingezogen sind, weil sie sich richtiges Wohnen nicht leisten
können. Bei uns würde das Bauamt eine Genehmigung der darunter wohnenden
Leichen verlangen, aber die in Ägypten nehmen das locker.
Die Pyramiden fand ich großartig. Auf die Idee muss man
erst mal kommen, dass man sagt: »Wir machen die Wände dreieckig und schief« -
gut, warum nicht? Wenn der Bauherr beim Einzug sowieso schon tot ist, stellt er
ja auch keine Schränke mehr auf. Und man spart das Dach.
Das finde ich konsequent. Ich wäre sicher noch beeindruckter
gewesen, wenn nicht ständig irgendwelche Leute versucht hätten, mich für ein
Foto auf ein Kamel zu zerren. Der Reiseführer hatte uns davor gewarnt, denn
hinaufkommt man leicht, aber herunter nur noch gegen Abtretung seiner
Rentenansprüche ...
Trotzdem war es schön. Die Pharaonen! Ich hätte gern auch
einen Sarg aus 110 Kilogramm reinem Gold! Man merkt zwar nichts davon, weil man
tot ist, aber allein die Vorstellung: die Gesichter der Erben, wenn das ganze
Vermögen in den Sarg eingearbeitet ist. Die Ägypter waren schon große
Humoristen.
Heute kämpfen sie mit dem Bilharziosewurm, der sich im Trinkwasser
eingeschwommen hat. So kann man auch als Tourist an den Alltagsproblemen der
Bevölkerung teilnehmen. Das war schön - ich kenne jedes Klo zwischen Kairo und
Assuan. Übrigens: Das Allerschönste in Ägypten sind Penicillin und
Hefetabletten gegen Durchfall. Ich sage nie mehr etwas gegen die
Pharmaindustrie! Das gilt übrigens für die meisten Kranken. Über die
Pharmaindustrie zieht man nur her, wenn man gesund ist. Wenn Sie dabei sind,
herzlichen Glückwunsch!
Hygiene 10. Mai 2001
Endlich ist es heraus: Zu viel Hygiene ist gar nicht gut,
macht sogar krank, befördert Allergien und Ähnliches? Das habe ich doch immer
gesagt! Als ich noch alleine in meiner Studentenwohnung gelebt habe, war ich
nie krank - weil sich nämlich in dieser Drecksbude die Keime gegenseitig
aufgefressen haben. Da stand immer ein Stapel mit schmutzigem Geschirr, und
warum sollten die Bakterien auf mich springen, wenn sich das Paradies in der
Küche stapelte?
Meine Freundin tobte: »Was für ein Saustall! Die ganze
Bude! Überall Milben.« Ich habe das gar nicht verstanden - sie ist sonst
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