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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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»Wetten,
dass ...«. Weil ich ein großer Anhänger des Spülbürstenschluckens bin. Wenn das
olympisch wird, bin ich dabei. Und das ist ja bei Olympia bekanntlich alles ...
     
    Autofasten 6. März 2002
    Na, das ist ja mal ein guter Vorschlag von der Kirche:
Fastenzeit fürs Auto! Also öfter mal zu Fuß gehen in der Fastenzeit. Gute
Idee. Ich muss zum Beispiel heute in die Nähe von Hannover. Da gehe ich zu Fuß.
Das ist mein freiwilliger, ganz persönlicher Beitrag zur Fastenzeit. Dass uns
die Kirche auf so etwas bringen muss! Aber die ist halt Fachmann in Sachen
Fastenzeit - die Kirche war schon immer groß, wenn es darum ging, die Menschen
zum Fasten anzuhalten. Die Kirche selbst muss ja nicht fasten, die ist ja schon
fromm. Der Papst sollte auch gar nicht zu Fuß gehen. Der braucht ja schon zum
Klo so lang wie ich nach Hannover.
    Aber die Idee des freiwilligen Verzichtes finde ich schon
gut. Darüber habe ich auch schon oft nachgedacht. Wie oft habe ich schon im
Stau gestanden und gedacht: »Wenn die jetzt alle aufs Auto verzichten würden,
dann hätte ich freie Fahrt.« Und das ist es doch, was der Mensch will. Freie
Fahrt durch Verzicht. Der Mensch hat ja gar nichts gegen freiwilligen Verzicht,
wenn andere ihn leisten. Das ist katholische Lebenshaltung.
    Der Mensch liebt den Verzicht förmlich - manchmal sogar so
sehr, dass er sogar auf den Verzicht verzichtet. Das nennt man Fasten vom
Fasten. Das mache ich auch. Ich verzichte nicht in der Fastenzeit, sondern auf
die Fastenzeit. Und das ist, katholisch gesehen, ein besonders herber Verzicht,
denn damit verzichtet der Gläubige auf die Seligkeit. Aber darauf verzichte
ich gerne, auf eine Ewigkeit in Tugend und Verzicht - da komme ich ja lieber in
die Hölle. Da ist wenigstens geheizt.
     
    Rettung 20. März
2002
    Eine Frage hätte ich mal: Wann kommt eigentlich der Messias?
Nicht, dass ich an ihn glauben würde. Aber vielleicht kommt er ja doch?
Wahrscheinlich kommt er genau dann, wenn man nicht mit ihm rechnet. Neulich
stand ich unter der Dusche, Seife in den Haaren, es klingelt... und ich dachte:
»Mist! Die Post. Oder ist es doch der Messias?« Klar, ich hastete mit nassen
Füßen über die Kacheln, fiel auf die Fresse, erreichte blutend die Türe und da
stand er\ Lange Haare, Bart - der Schmerzensmann, genau wie in den
spätgotischen Bildnissen oder bei Dürer, und sagt: »Ein Einschreiben.«
    Ich bekomme gerne Post, aber es müssen nicht jedes Mal 300
Euro Bußgeld und vier Punkte in Flensburg sein. Wenn man aber unter der Dusche
bleibt, wird man den Rest seines Lebens von dem Gedanken verfolgt, dass man den
Messias vor der Tür hat versauern lassen.

Ich glaube allerdings nicht wirklich, dass Gott uns irgendwann
einen Retter schicken wird. Dafür hat er viel zu viel Spaß daran, uns beim
Rumwurschteln zuzusehen. Deshalb lässt er ja alles schiefgehen. Dann klingelt
es wieder, wenn ich unter der Dusche stehe, und Gott sitzt im Himmel und lacht
sich kaputt. Wenn er mich nicht vielleicht sogar selbst als Postbote verkleidet
aus der Dusche klingelt. Humor kann auch echt nerven ...
     
    Designer-Särge 2. April 2002
    Haben Sie eigentlich schon Ihren Sarg ausgesucht? Man überlässt
heute die Sargauswahl nicht mehr den Überlebenden. Das ist kein Scherz, das
stand bei uns in der Zeitung! »Immer mehr Menschen suchen ihren Sarg schon zu
Lebzeiten aus.« Und das verstehe ich auch: Dieses übliche altdeutsche
Sargstyling! Eiche rustikal habe ich ja auch nicht in der Wohnung. Und in
meiner Wohnung lebe ich vielleicht höchstens 80 Jahre, aber tot bin ich ja viel
länger.
    Gut, da unten ist es dunkel. Aber dagegen gibt es jetzt
auch Särge mit Beleuchtung. Ehrlich! Die Sargindustrie hat sich da einiges
einfallen lassen. Muss sie auch, denn ihr geht es nicht so gut. Man denkt,
gestorben würde immer. Ja. Aber immer später. Die Medizin ist nämlich der
natürliche Feind des Bestatters. Der wartet heute oft jahrelang auf schon
sicher geglaubte Kundschaft, und selbst die besten Kunden kaufen ja nur einen
einzigen Sarg pro Nase. Bestatter kennen das gar nicht, dass ein zufriedener
Kunde mal sagt: »Die sind ja super, da nehme ich beide.«
    Mehr als ein Sarg pro Person ist gar nicht erlaubt. Man
darf sich nämlich nicht aufteilen lassen, sodass man danach sagen könnte: »Er
fand seine letzte Ruhe in Hamburg, Herne und Haslinghausen.« Frei nach dem
Motto: Wer erbt, soll auch gießen.
    Das geht nicht. Und immer mehr Nachkommen machen auch noch
auf »Öko«:

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