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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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am Anfang den
Ball in die Hand gedrückt und gesagt: »Wählt zwei Mannschaften.« Und dann war
für ihn Feierabend. Der hatte eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von
aufgerundeten 20 Minuten. Und das war gut! Auch für uns.
    Heute gibt es das ja kaum noch, da fällt der
Sportunterricht aus, die Halle ist kaputt oder wird gerade renoviert. Oder der Lehrer
fällt aus, ist kaputt oder wird gerade renoviert. Oder frustriert. Lehrer sind
alle so frustriert. Früher hieß es dann: Er hat keinen Bock mehr, später sagte
man, er hat innerlich gekündigt, heute heißt das Burn-out. Mein Nachbar ist
Sportlehrer, und sagt immer: »Es ist so schrecklich an der Schule.« Jeden Tag,
also fast jeden Tag, also mehrfach in der Woche muss er mehrere Stunden
arbeiten. Ich antworte dann immer: »Komm, arbeiten? Das ist doch keine Arbeit.«
Und dann sagt er: »Ne, in dem Sinne nicht, aber es kommt mir halt vor wie
Arbeit...«
    Das ist für ihn schlimm! Und der Mann ist für die Kinder
ein Vorbild. Die sagen sich dann: »Aus mir soll mal was Besseres werden.« So
ein Schüler heute orientiert sich ja auch an seiner Elterngeneration - und das
sind wir. Jetzt gucke man sich uns Gestalten doch mal an. Wir hängen auf der
Couch, gucken die »Sexy Night« auf RTL2 und rufen ins Kinderzimmer: »Junge,
mach ma wat Intellergentes, lies ma ein gutes Buch« ...
    Und da sagen sich junge Menschen immer öfter: »Lesen? Nie.
In diesen Büchern sind viel zu viele Buchstaben. Ich werde Luder, lass mir die
Brust aufspritzen und der Rest kommt von alleine.« Und das ist natürlich oft
kontraproduktiv, vor allem bei den Jungs.
     
    Mülltrennung 9. Juni 2002
    Ich bin ja ein großer Freund der Mülltrennung! Ohne Mülltrennung
würde ich viel zu viel schlafen. Denn bei uns wird montags die graue Tonne
abgeholt, bevorzugt um sechs morgens - das ist irgendeine Form von Rache, weil
irgendjemand mal gesagt hat: »Müllmann ist nicht gerade ein Traumberuf...« Und
seitdem rächen sich die Müllmänner und brechen montags morgens um sechs in
unsere Träume ein.
    Dienstags ist grüner Punkt, mittwochs blaue Tonne, donnerstags,
soviel ich weiß, werden tote Haustiere abgeholt ... Nein: Papier! Freitags
kommt gerne der Sperrmüll und samstags - da sägt unser der Nachbar Brennholz.
Sonntags lasse ich dann morgens meine alten Heavy- Metal-Scheiben aus den 70ern
mit 110 Dezibel laufen, und zwar vor der Haustür. Nicht, dass ich das gerne
hören würde, aber einen Tag ohne Lärm am frühen Morgen halte ich gar nicht mehr
aus.
    Wir haben jetzt den ganzen Eingangsbereich als Entsorgungszone
eingerichtet. Wenn man ins Haus will, muss man auf jeden Fall an einem halben
Dutzend Tonnen vorbei, sodass man auch immer wieder an die Trennung erinnert
wird. Habe ich eigentlich die Biotonne erwähnt? Am achten Tag schuf Gott die
Biotonne. Denn die Biotonne ist wichtig. Ich nehme das sehr ernst! Ich bin auch
völlig verbittert, wenn ich da mal einen Fehler mache, wenn ich, wie neulich,
aus Versehen eine Fischgräte in die Biotonne werfe, wo man ja normalerweise
denkt, das sei in Ordnung, ist ja organisch, das passt schon ... Nein! Gesalzenes
gehört nicht in den Kompost!
    Manchmal ist man ja auch unsicher, das versaut mir den ganzen
Tag. Bananenschalen zum Beispiel. Den ganzen Tag denke ich dann: »Bin ich jetzt
eine Umweltsau?« Gerade jetzt, da wieder dieser Rieseneisblock von der
Antarktis abgebrochen ist, da fragt man sich doch: »War das vielleicht meine
Bananenschale? Oder die Fischgräte?« Es hängt ja alles irgendwie zusammen?
    Wir wissen ja von der Chaostheorie, dass eine falsch
entsorgte Bananenschale in Neuseeland eine Restmüllkrise im Kongo auslösen
kann. Ich jedenfalls esse meine Bananenschalen jetzt immer mit. Eigentlich esse
ich sogar alle Verpackungen mit. Damit ich bei der Entsorgung nichts mehr
falsch machen kann. Wenn ich dann irgendwann einmal sterbe, dann bin ich
wahrscheinlich Sondermüll, aber egal! Dann müssen sich halt die Hinterbliebenen
fragen: »Tun wir ihn in den Bio- oder den Restmüll?« Damit habe ich dann nichts
mehr zu tun. Gott sei Dank.
     
    Schnaken 24. Juni 2002
    Es ist ein komisches Wetter. Viel Wärme, aber sehr feucht.
Egal. Für die Natur ist das gut! Und ich liebe die Natur. Größtenteils
jedenfalls. Natürlich gibt es auch Natur, die ich kritisch sehe, wo ich mich
frage: »Wenn das Natur ist, ist das nicht widerlich?« Natur hin, Natur her,
aber Spinnen, Schnaken, Mücken, das ganze Zeug gehört für mich zur Natur in dem
Sinne

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