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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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gar nicht dazu. Das ist ja kriminell und sollte aus der Natur ausgeschlossen
werden. Es gibt Tiere, deren Natur es ist, den Tatbestand Ruhestörung in Tateinheit
mit Körperverletzung zu erfüllen. Und bei Mücken kommt noch Diebstahl dazu!
Mein Blut gehört mir! Ekelhafte Viecher.
    Und für die ist das hier ja das Wetter schlechthin. Ich
habe das Gefühl, dass die Mücken in diesem Jahr eine unglaubliche Größe erreichen:
Wir können momentan bei uns abends das Klofenster auflassen, selbst wenn das
Licht an ist - die Viecher passen da gar nicht mehr durch.
    Wobei es sich bei den ganz großen gar nicht um Mücken
handelt, sondern um Schnaken oder Schneider. Die erreichen in diesem Jahr ein
ordentliches Stockmaß. Eigentlich dürften die ohne Maulkorb gar nicht raus.
Neulich dachte ich: »Wieso ist denn mein Rucksack so schwer?« Ich nahm ihn
runter, um nachzugucken, und da saß eine Monsterschnake darauf und grinste mich
an.
    Naja, irgendwann kommt der Herbst, und dann ist der Spuk
vorbei. Dann kommen wieder die Hausspinnen, und die wiegen bei uns 2,5
Kilogramm. Die sind auch übel. Dann werde ich mir eine Flinte kaufen müssen ...
     
    Wetten 26. Juni
2002
    Wer bei dieser Weltmeisterschaft alles richtig getippt
hatte, der kann doch gar keine Ahnung von Fußball haben. Andererseits: Wenn man
richtig gewettet hat, konnte man bei den Ergebnissen auch richtig gewinnen. Nur
musste man sich vorher den Fußballsachverstand aus der Birne geprügelt haben.
Italien, Argentinien, Frankreich, Portugal, alle weg? Und wissen Sie, woran
das liegt? Das liegt an mir. Das ist metaphysisch. Wenn ich auf eine Mannschaft
tippe, dann macht es »puff«, und sie ist draußen.
    Das ist ein geheimes Talent von mir. Ich habe das bei
Aktien entdeckt. Eine Aktie, die ich kaufe, steht am nächsten Tag sofort in
der Zeitung mit dem Hinweis: »Insolvenzverfahren eröffnet.« Ich könnte ein
Vermögen verdienen mit Aktienempfehlungen. Ich empfehle etwas, und Sie sagen:
»O.K., dann lasse ich die Finger davon.« Und ich kriege 10 Prozent
des vermiedenen Verlustes. Übrigens, mein Tipp: Telekom. Jetzt einsteigen. Die
halbieren sich noch.
    Aber jetzt habe ich mir vorgenommen, gar nicht mehr zu
wetten. Das habe ich auch schon meinen Freunden gesagt: »Ich wette nicht mehr
mit.« Da haben die gleich gerufen: »Wollen wir wetten, dass du das nicht
durchhältst?« Da habe ich gleich eingeschlagen. Und damit auch schon verloren.
Alles andere hätte mich auch gewundert.
     
    Berlin 11. Juli 2002
    Ich bin übrigens gerade in Berlin. Ich dachte, jetzt, da
die Mauer weg ist, könnte ich mir die Stadt einmal angucken. Wirklich interessant!
Der Berliner ist ja teilweise ganz anders als der Rheinländer! Da gibt es
sogar sprachliche Differenzen: Eine Redewendung wie »Guten Tag« kennt er
nicht. Der Berliner sagt: »Hä!« Das kommt, glaube ich, aus dem slawischen
Sprachraum.
    Wenn man bei uns um 1:00 Uhr jemanden nach der Uhrzeit
fragt, natürlich einen, der eine Uhr anhat, dann sagt der: »1:00 Uhr«. Der
Berliner sagt: »Weeß ick nich.« Und wenn man ihn dann darauf hinweist, dass er
doch eine Armbanduhr trage, dann wird der Berliner empfindlich, dann sagt er:
»Weeß ick selbs'.« Oder: »Hömma du Pfeife, gloobste ick koof mir ne Uhr, damit
ich allen als Zeitansare zur Verfüjung stehe?« Oder so ähnlich - ich verstehe
die Sprache ja nur marginal. Natürlich hat der Berliner Recht! Klar, wenn man
sich eine teure Uhr gekauft hat, will man natürlich nicht, dass andere einfach
darüber verfügen ...
    Er hätte natürlich auch einfach sagen können: »1:00 Uhr«.
Aber der Berliner ist eben anders. Er sieht das Ganze mehr von der
prinzipiellen Seite. Er sagt sich: »Wenn ich jetzt einem die Uhrzeit sage,
fragt der Nächste auch und ruckzuck bin ich der stadtbekannte Idiot, der allen
umsonst Auskunft gibt.« Und am Ende ist man Informant. Und da ist der Berliner
mittlerweile vorsichtig.
    Schön ist es in Berlin übrigens in der U-Bahn. Wenn die
Türen aufgehen, steigt immer einer ein, der durch den Wagen ruft: »Juten Tach.
Ick bin durch unglückliche Umstände in die Lare jeraten ... und so weiter ...
und möchte Sie bitten diese Zeitung zu kaufen, deren Erlös an Obdachlose ...«
Natürlich lässt man sich als Tourist nicht lumpen. 2 Euro, stimmt so. Und man
hat seine Ruhe. Bis zur nächsten Station. Da steigt nämlich der Erste aus und
der Nächste ein und brüllt: »Juten Tach ... Unglückliche Umstände ...
Obdachlosenzeitung ... Erlös an Obdachlose

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