Nuhr, Dieter
Schreiner
damals noch Jäger und Sammler war.
Das musste sich alles erst entwickeln. Dann ging einer hin
und sagte zum anderen: »Du wirst Schreiner!« Und der fragte: »Schreiner? Was
ist denn das?« Dann sagte der Erste wieder: »Einer, der Tische macht, du
Idiot.« Und der Idiot fragte: »Was ist denn ein Tisch?« Darauf der Erste: »Du
Blödmann! Lass dir was einfallen! Wir haben 10000 vor Christus, da wird es
einfach Zeit, dass jemand den Tisch erfindet. Und merk dir eins: Stühle wären
auch nicht schlecht. Und dann Bilderrahmen! Ewig das Geschmiere an der Wand!«
Der Mensch war damals eben noch ziemlich dämlich, noch
dämlicher als heute, was ja eigentlich unvorstellbar ist...
Es wurde viel gemalt. An den Höhlenwänden hat man die
Malerei dann gefunden, Hirsche, Bären und Ähnliches. Das gibt ja bis heute, bei
McDonalds, dass man an der Wand sehen kann, was auf der Speisekarte ist. Das
ist gut, weil der Kunde von heute ja nicht immer alphabetisiert ist. Da sind
wir unseren Vorfahren weniger weit voraus als manche glauben.
Aber wir malen nicht mehr direkt auf die Wand. Und wenn
doch (und darauf wollte ich eigentlich hinaus), dann kommt nicht der Schreiner,
sondern der Maler und Lackierer. Und der kriegt das dann wieder weg. Den haben
wir gerade im Haus, und er arbeitet einwandfrei. »Nein«, sagen Sie jetzt,
»einen Handwerker, der einwandfrei arbeitet, das ist wie eine Höhlenmalerei im
Wechselrahmen, den gibt es doch gar nicht.« Doch. Wahrscheinlich zum ersten Mal
seit der Steinzeit. Aber es gibt einen. Wahrscheinlich nur den einen, und denn
können Sie jetzt nicht haben, der ist bei mir.
Politik 10. Dezember 2002
Was ist eigentlich los? Jetzt gab es schon tagelang kein
neues Haushaltsloch mehr? Den ganzen Tag noch keine neuen Steuern? Dabei ist
schon zehn vor elf. Da stimmt doch was nicht. Ist Feiertag?
Ich würde der Regierung im Grunde empfehlen, einfach mal
eine Woche gar nix zu tun. Einfach mal die Fresse halten, keine neuen Ideen
entwickeln, wie man irgendeine gesellschaftliche Gruppe noch ausnehmen könnte.
Nur eine Woche lang. Der Bürger wäre so dankbar. Momentan sind die Leute doch
ziemlich sauer. Alle gucken genervt, was die da in Berlin machen. Vielleicht
sollte man denen mal die Gelben Seiten schicken, dass die mal jemanden fragen
können, der was davon versteht?
Ich habe das kommen sehen, schon bei der Wahl: Ich stand
in der Wahlkabine, und dachte schon: »Das ist ja wie auf der Hundewiese - die
Frage ist nicht, ob man in den Haufen tritt, sondern in welchen?« Da war nix
auf dem Wahlzettel, wo man hätte sagen können: »Na, das isses doch ...«
Das Problem ist: Es sitzen in Berlin im Bundestag fast nur
noch Lehrer, Angestellte des öffentlichen Dienstes, Beamte. Ich habe nichts
gegen diese Berufsgruppen, aber sollte man nicht einmal welche wählen, die sich
auch draußen auskennen? Oder denen mal Freigang gewähren? Unseren Politikern
mal sagen: »Geht doch mal vor die Tür? Guckt euch das mal an, das sind nicht
nur Wähler, sondern richtige Menschen, und die machen gerade alle pleite.« Dann
sagen die Politiker: »Wie? Pleite? Warum erhöhen die nicht einfach die Steuer?«
Die kennen das ja nicht anders. 80 Prozent unserer Politiker haben noch nie
eine verantwortliche Tätigkeit ausgeübt.
Aber man sollte nicht zu hart urteilen. Die, die was
Richtiges können, haben oft eben keine Zeit, ihren Beruf aufzugeben und sich
für vier Jahre in ein Parlament zu setzen. Und die, die es dann machen, woher
sollen die können, was sie tun? Sie haben es ja nicht gelernt. Der Finanzminister
hat ja nicht »Finanzminister« studiert. Als Familienminister muss man nicht
selber Kinder haben. Und der Verteidigungsminister kann wahrscheinlich nicht
mal eine Rose schießen. Und das ist gut so!
In einer Demokratie sind das ja alles ganz normale Menschen,
die uns regieren. Das ist schön, dass man das Gefühl hat, das könnte sogar der
Sportlehrer machen. Das ist Demokratie!
Da sagt sich einer: »Ich will auch mal etwas mit Zahlen machen.«
Und dann wird er halt Finanzminister. Prima.
Lebende Geschenke 1 . Januar 2003
War das wieder ein Weihnachtsfest! Das fing beim Baum an.
Natürlich war es dumm, erst am 24. loszugehen, schon wegen der Auswahl. Aber
ich wusste vorher überhaupt nicht, wo Weihnachtsbäume ohne Nadeln angeboten
werden. Der einzige, der noch halbwegs grün war, war etwas gedrungen, eine Art
Latschenkiefer. Aber was anderes war nicht mehr da. Wahrscheinlich hätte ein
Efeu
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