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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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besser ausgesehen, aber egal!
    Dann die Bescherung. Offensichtlich hatte der Weihnachtsmann
hauptsächlich Selbstgebasteltes im Sack. Dabei hatte ich noch allen gesagt:
»Unterstützt den Einzelhandel. Kauft fette Geschenke. Vor allem für mich!«
    Stattdessen habe ich jetzt eine Fimokrippe und ein Topfset
aus Streichhölzern. Im nächsten Jahr wünsche ich mir gar nichts mehr. Wer
kreative Bastler in seinem Freundeskreis hat, bleibt auf ewig wunschlos! Was
ich in meinem Leben schon an Vasen bekommen habe, handgeklöppelt! Kinder
arbeiten ja gerne in Ton. Und alles, was gar nicht mehr zu erkennen ist, geht
dann als Vase durch.
    Noch besser sind ja die, die Lebendes verschenken. Und
damit meine ich nicht die Schimmelschicht auf den Pralinen vom Vorjahr, die
jedes Jahr weiterverschenkt werden. Nein, ich rede von Kleingetier, ganz kleine
Viecher, die sich nicht mal zum Braten am zweiten Feiertag eignen. Hamster und Ähnliches.
Viele Hamster verschwinden ja bereits am Heiligen Abend, um sich dann erst nach
Wochen durch intensiven Verwesungsgeruch aus der Sesselritze wieder ins
Gedächtnis zu bringen. Man fragt sich unschuldig, woher es denn so muffelt,
packt beherzt in die Ritze - und kämpft dann in den nächsten Stunden mit einem
gediegenen Brechreiz.
    Das passiert einem mit Kampfhunden nicht, die aber als
Geschenk trotzdem nur bedingt geeignet sind. Wer allerdings darauf hofft, im
nächsten Jahr mit dezimierter Verwandtschaft feiern zu können, sollte mal
darüber nachdenken ...
    Auch Krokodile sind bis »Heilige Drei Könige« putzig
klein. Gegen Ostern passen sie noch in die Badewanne. Und im Sommer kann man
dann in der Zeitung lesen, was aus dem Geschenk geworden ist. Das ist schön.
Wenn man Geld ausgibt, will man ja auch was davon haben ...
     
    Salsa und
Kinesiologie 6. Januar 2003
    Meine Schwester hat einen neuen Freund. Das ist schon ein
interessanter Typ. Er macht Kinesiologie. Das hat nix mit China zu tun,
sondern mit Kinetik - eine Art Orthopäde für Esoteriker. Also einer, der sagt:
»Das muss man ganzheitlich sehen.« Wenn Sie das Schienbein gebrochen haben,
sagt er: »Ja, da machen wir was, aber bei Vollmond.« Der sieht den Schienbeinbruch
als psychische Blockade. Da wollte der eine Teil von dem Schienbein
irgendwohin, der andere war aber noch nicht bereit dazu, und diese innere
Disharmonie hat dann zum Bruch geführt.
    Das lag also nicht am Betonklotz, der darauf gefallen ist,
sondern umgekehrt ist der Betonklotz darauf gefallen, um die innere Blockade
aufzubrechen. Das hat der Freund in einem Heilpraktiker-Kursus gelernt, an zwei
Wochenenden in Bad Lippspringe, und jetzt will er die ganze Welt heilen - und
fängt bei meiner Schwester an. Ich Idiot habe die beiden besucht und bin fast
wahnsinnig geworden. Alle zwei Minuten sprang er auf, ging um den Tisch herum
auf meine Schwester zu, nahm ihren Kopf in beide Hände und sagte: »Du bist
total verspannt.«
    Und dann hat er ihr den Kopf so gehalten, dass ihre
Wirbelsäule zum Erdmittelpunkt zeigt. Ich fragte aus Spaß: »Ja, ist das denn
richtig? Dann zeigt doch der Darmausgang nach Norden?« Weil ich dachte, dass
der Witze macht, aber nein!
    Der hat auch immer alle Lichter angeschaltet, weil er
glaubt, dass das Licht durch die Stirn in den Körper gelangt und da für das
Wohlbefinden zuständig ist. Der Mensch sei ein Lichtwesen. »Klar«, sagte ich
zu ihm, »deshalb braucht er auch so viel Strom.« Ironie ist in
Heilpraktikerkreisen nicht beliebt...
    Auf der anderen Seite glaube ich auch, dass ein ganzes
Wochenende in Bad Lippspringe einen schon durcheinanderbringt. Vor allem, wenn
man vorher drei Wochen lang in Peru war, weil da die Zauberkraft der Inkas
wirkt. Er meinte, da gäbe es Gnome, kein Scherz ...
    Er ist nebenher auch Salsalehrer. Sa hat er auch meine
Schwester aufgerissen. Ich glaube allerdings nicht, ob das auch mit
Lichtenergie zu tun hat oder mit Zauberkräften, eher mit ganz normalen
Hormonen. Am Ende ist Sexualität auch eine Form der Energie. Und ehe man sich
eine Blockade zuzieht, verzichtet man halt darauf, mit dem Geschlechtsverkehr
auf den nächsten Vollmond zu warten. Das kann ich nachvollziehen ...
     
    Ein Jahr Euro 8. Januar 2003
    Die Zeit vergeht. Bald ist 2003 auch schon wieder vorbei.
Wahnsinn. Der Euro, gerade erst eingeführt, ist jetzt auch schon über ein Jahr
alt. Wahnsinn. Schon ein Jahr. Und was ist nicht alles billiger geworden. Rein
zahlenmäßig. Gut, man hat natürlich nur noch die Hälfte, aber dafür

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