Nuhr, Dieter
Friseure aber auch wahllos über alles reden. Ich
halte das für einen quantenphysikalischen Effekt: Die Teilchen im Hirn stoßen
aufeinander, und aufgrund der Heisenberg'schen Unscharfe subatomarer Teilchen
prallen die in alle Richtungen. Deswegen kommen Friseure in einem Satz von
Gerhard Schröders gefärbten Haaren über die Frisuren der Taliban auf die
Grundursache des internationalen Terrorismus. Wenn ich meinen Friseur richtig
verstanden habe, ist die Ursache des internationalen Terrorismus: Spliss. Die
haben Spliss und deshalb ... Nein, verstanden habe ich es nicht genau, ich habe
auch nicht mehr hinhören können. Deswegen kann ich die Theorie an dieser Stelle
leider nicht im Einzelnen referieren. Wahrscheinlich auch ein physikalischer
Effekt. Seit meinem letzten Friseurbesuch habe ich einen Kurzschluss im
Stammhirn. Nichts Schlimmes. Einmal waschen und föhnen, dann ist das wieder
weg.
Männer klären auf. 29.
Oktober 2002
Haben Sie das auch gelesen? Psychologen fordern: »Väter
sollen sich mehr um die Aufklärung ihrer Söhne kümmern!« Wie soll das gehen?
Die Generation der Väter heute will doch erst einmal selber aufgeklärt werden:
Wie ist das mit dem Sex? Warum habe ich keinen und immer bloß die anderen?
Wieso müssen Männer immer rumbaggern, während Frauen sich einfach an die Theke
stellen, sagen: »Ich will Sex!«, und dann steht da eine 100 Meter lange Schlange und holt die Bewerbungsformulare ab
...
Das verstehen Männer nicht. Und diese Männer sollen junge
Leute aufklären? Wie soll das denn gehen? Zumal sich ja auch einiges geändert
hat, heute ist doch alles anders. Ziehen die sich heute dafür überhaupt noch
aus? Die machen das heutzutage doch ständig und überall, das habe ich neulich
im Fachblatt für Verkehr und Orgasmuskunde gelesen, in der »Praline«.
Lesen Sie das mal! Da sind interessante Berichte aus dem
Leben drin! Angeblich gibt es heute überall Luder, an jeder Ecke warten wilde
Fleischwarenfachverkäuferinnen darauf, von einer gemischten Gruppe tabuloser
Friseure onduliert zu werden. So ist das Leben heute. Offenbar. Ich muss da was
verpasst haben ...
Als mich meine ersten Triebregungen überrannten, also
diese pubertären Zustände sinnloser Gier, wo einem die Zunge aus dem Mundwinkel
hing, da war eine nackte Brust noch etwas Anregendes. Und, liebe Kinder, das
ist zwar schon ein paar Jahre her, aber der Mensch ging schon aufrecht. Das war
die Zeit, wo man sich noch über »Stern«-Titelbilder aufregte, wenn da
Brustwarzen zu sehen waren. Liebe Kinder: Brüste - das waren früher
Geschlechtsorgane. Erst Ende der 80er wurde die Brust dann zum Dekomaterial für
unsere Innenstädte.
Wie sollen in diesen Zeiten Väter ihre Söhne aufklären?
Die wissen doch schon alles. Sollte man nicht lieber anfangen, in unseren
Grundschulen Kondomautomaten aufzuhängen? Da wollen Psychologen, dass man sich
mit seinem Sohnemann an den Wohnzimmertisch setzt und sagt: »Pass mal auf, da
gibt es etwas zwischen Mann und Frau ...« Ich kann mir schon denken, wie der
das findet. Der Kleine sagt dann todsicher: »Papa, wenn du vom Nageln reden
willst, lass stecken. Ich hab dich letztens mit der Mama gesehen, mein Gott,
seid ihr einfallslos - also, wenn du mal einen Tipp brauchst, sag Bescheid ...«
Da hat man es mit Töchtern leichter. Die sind
einfühlsamer. Wenn die erst mal so zwölf oder dreizehn sind, dann sagen die:
»Papa, setz dich mal hin, ich klär dich jetzt mal auf. Ich bin schwanger.« Da
weiß man, dass man nichts mehr sagen muss. Da weiß man: Bald ist man Großvater.
Und so fühlt man sich dann auch.
Mutter 3 1. Oktober 2002
Haben Sie auch ab und zu mal Probleme mit Ihrer Mutter?
Keine Sorge, das ist normal, die haben wir doch alle. Das geht schon bei der
Geburt los. Mutter presst und presst, und wir denken: »Hey, was ist da los?
Will die mich rausschmeißen? Hier drinnen ist doch gerade so schön warm und
kuschelig ...« Klar, dass man dann draußen erst mal brüllt.
Aber Mütter meinen es gut. Sie wollen ordentliche Menschen
aus ihren Kindern machen. Und deswegen geben sie klare Anweisungen. Meine
Mutter ist Weltmeister im Ermahnen. Sie sagt beispielsweise gerne: »Fahr
vorsichtig!« Klar. Natürlich fahre ich dann vorsichtig. Ohne die Ermahnung meiner
Mutter wäre ich selbstverständlich wieder gefahren wie die Sau! Ich hätte
mindestens 50 Hühner überfahren und drei Schweine hupend durch die Stadt
getrieben. Gut, dass ich eine Mutter habe!
Meine Mutter mahnt
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