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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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kostet
alles auch nur noch zwei Drittel.
    Nicht überall. In der Gastronomie wurde ja auch gern 1:1
umgetauscht. Das ist einfacher zu rechnen, und wer seit 30 Jahren Gastwirt
ist, der hat ja auch schon ein paar Zellen an König Kümmerling verloren. Dann
ist das nicht mehr vorstellbar, dass ein Bier wieder 1,80 kosten soll.
    Viele Gäste gehen natürlich auch nachts um eins aus der
Kneipe raus, hackebreit, Portemonnaie leer, und dann denken die am nächsten
Tag: »Wie? Kaum 23 Bier und schon kein Geld mehr! Das muss der Teuro sein!«
    Sicher, ein Rausch ist teurer geworden. Aber überlegen Sie
mal, wie viel Geld man dafür heute spart, wenn man nüchtern bleibt! Das ist
doch die Botschaft des Euro: Man muss auch mal verzichten können! Muss man denn
immer nur Sachen machen, die Geld kosten? Muss man denn ständig wohnen, essen,
und viele wollen sogar leben ... Wobei es zum Leben seit dem Euro auch keine
ernsthafte Alternative mehr gibt, denn Sterben ist ja noch teurer.
    So eine Bestattung kostet heute - da kann man eigentlich
auf den Sarg verzichten, sich in Geldscheine einwickeln und verbrennen lassen.
Wer das allerdings nicht mag, bekommt für bare Euro heute auch richtige
Qualität. Mit einem Ökosarg kann man heute bei der Feuerbestattung die
Konzentration der chlorsubstituierten Homologene im Rauchgas reduzieren. Da
wird man umweltfreundlich entsorgt, schwebt als Schadstoff durch die Luft und
denkt: »Mann, bin ich reduziert, da muss ich mir keine Vorwürfe machen.«
    Man fühlt sich wohl, und das sollte einem doch die paar
Euro wert sein. Wie ich meine Erben kenne, hätten die das Geld doch soundso
versoffen, und wären davon nicht mal richtig blau geworden. Das ist das
Schlimme: Die Preise sind so, dass man sich vor Verzweiflung besaufen will, und
am Ende kann man sich nicht mal mehr einen richtigen Rausch leisten.
Schrecklich!
     
    Selbstbetrug 22. Januar
2003
    Was uns Menschen vom Affen unterscheidet, ist die
Fähigkeit zum Selbstbetrug. Wenn zwei Paviane um die Herrschaft in einem
Affenrudel kämpfen, würde der Verlierer niemals behaupten: »Ich habe ihn
gewinnen lassen, ich bin nicht so der Karrieretyp.« Und das auch noch selber
glauben, das können nur Menschen. Genauer gesagt: Männer.
    Zum Thema Karriere gibt es unter Männern eigentlich nur
zwei Meinungen: Die einen würden für ihre Karriere sogar ihre Großmutter
verkaufen und bei der Marktanalyse feststellen, dass sie für Großmutter nix
mehr kriegen. Dann sind sie frustriert und trauern ihr Leben lang: Ich hätte
Millionär werden können, wenn nicht plötzlich der Markt für Großmütter
zusammengebrochen wäre.
    Die anderen sagen: Karrieristen sind ganz furchtbare
Typen. Aber das ist auch Quatsch.
    Das Karriere-machen-Wollen ist in uns angelegt, genetisch.
Als wir noch ein kleines Spermium waren, eine Samenzelle, und plötzlich da
unten drin waren, in dieser Frau und uns umguckten und dachten: »Hier war ich
noch nie, mein Gott, ist hier viel Platz!«, da haben wir die anderen neben uns
gesehen, und dachten plötzlich: »Moment mal, wo wollen die hin? Wollen die alle
dahin, wo ich auch hin will?« Und dann sind wir gerannt wie die Hasen. Wir
wollten die Besten sein. Wer damals gesagt hat: »Was soll die Hektik, wo bleibt
denn da die Zeit für gute Gespräche ...?«, der sitzt jetzt sicher nicht lesend
vor diesem Buch ...
    Und das Spermium kommt vom Mann. Der Mann ist also das
Karrieregeschlecht: hektisch loslaufen, Ellbogen raus, möglichst viele
Konkurrenten platt machen. Die Frau ist das Ei: Sie sitzt oben, guckt hinunter
auf die ganzen bekloppten Samenzellen und denkt: »Mein Gott, sind bekloppt,
wie die sich da abhetzen ... Und die paar, die es bis zu mir schaffen, die
gucke ich mir erst mal ganz in Ruhe an ...«
    Viele Frauen glauben, es sei ungerecht, dass viel mehr Männer
Karriere machen als Frauen. Aber liegt das möglicherweise nicht auch daran,
dass Frauen oft einfach nicht so blöd sind, bloß für ein paar Kröten mehr zu
rennen, zu buckeln und auf alles zu verzichten? Da können wir Männer noch was
lernen.
     
    Talkshows 27 Januar
2003
    Ich finde nicht gut, dass es immer weniger
Nachmittags-Talkshows gibt. Ich finde es nämlich gut, wenn Menschen miteinander
reden, denn wenn Menschen miteinander reden, hauen sie sich nicht auf die
Fresse. Und das ist für die Gestalten, die da in diesen Talkshows auftreten,
schon eine kulturelle Leistung.
    Meist geht es um kaputte Beziehungen. Da wundern sich dann
Männer, warum sie verlassen

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