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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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große Blase, und
jenes Ding, von dem wir meinen, es sei der Arsch der Welt, ist nur das Ventil -
irgendwo auf der anderen Planetenseite.
    Möglicherweise haben sich ja die Geologen geirrt, vielleicht
befindet sich tief drinnen in der Erde tatsächlich Luft. Es müsste allerdings
schlechte Luft sein, das wissen wir vom Vulkanismus. Denn wo aus dem Erdinneren
etwas nach außen dringt, stinkt und qualmt es. Vielleicht ist die FIFA sogar
für den Vulkanismus verantwortlich ... Wie auch immer: Die FIFA braucht bei uns
nur »Piep« zu sagen und schon werden im Zuge der WM-Vorbereitung ganze
Innenstädte oder Autobahnen umgebaut. Ich glaube, wenn Sepp Blatter zu Franz
Beckenbauer sagen würde: »Wir brauchen noch mehr Vulkane«, würde der Franz
sofort erwidern: »Kein Thema! Dann machen wir Hannover weg.« Schon kämen da die
Riesenbohrer.
    Das wäre schade, denn Hannover ist viel lustiger, als man
glaubt. Allerdings muss man auch sagen: Ein Vulkan wäre natürlich noch besser.
    Was den Fußball betrifft, so regen sich ja jetzt schon
viele über die WM auf und finden das alles total nervig und übertrieben. Aber
warten Sie mal ein paar Wochen und sehen Sie, wie schlimm es dann erst wird.
Wenn es so weit ist, haben Sie nur noch eine Chance: Machen Sie aus Ihrem Kopf
einen Ball! Pumpen Sie ihn prallvoll mit Luft und gucken Sie dann drei Spiele
am Tag. Ich bin sicher, irgendwann werden Sie Fußball wirklich für wesentlich
halten. Erst dann macht er so richtig Spaß, wenn man nachts träumt, man sei
Ronaldinho.
    Das Phänomen nennt sich totale Identifikation. Dann ist
man zwar vollständig durchgeknallt - aber man fühlt sich wohl. Wenn dann ein
Vulkan auf dem Spielfeld ausbricht, bleibt man ganz gelassen und denkt: »Gott
sei Dank! Das 0 :2 hätten
wir nie mehr aufgeholt.«
    In diesem Stadium hat man eine Geistesverfassung erreicht,
in der man die Welt tatsächlich für eine Kugel hält. Man tritt in den Boden,
weil man glaubt, auf der anderen Seite der Erde müsse irgendwo das Tor sein.
Sie befinden sich nun in einem Zustand, der Sie die nächsten Wochen glücklich
herbeisehnen lässt. Ich bin dabei!
     
    Fabelwesen 19. Juni 2006
    An sich bin ich kein leichtgläubiger Mensch. Aber ich habe
im Leben schon an Sachen geglaubt, das geht auf keine Kuhhaut! Das fing an mit
Frau Holle und dem Weihnachtsmann, ging dann über Asterix und Batman bis hin zu
Miss Marple und Waldemar Hartmann, also Figuren, bei denen selbst der letzte
Idiot sofort schnallt, dass es die gar nicht geben kann.
    Einige dieser Figuren habe ich dennoch höchstpersönlich
kennen gelernt. Das Sandmännchen etwa kommt heute noch jeden Tag bei mir vorbei
- oder der innere Schweinehund. Man denkt, den gebe es gar nicht, aber nein, es
gibt ihn sehr wohl. Heute Morgen habe ich mit ihm um eine Stunde Waldlauf
gerungen. Er hat gewonnen. Und er gewinnt unglaublich oft. Eigentlich ist es
immer ganz schön und vor allem sehr bequem, wenn der innere Schweinehund
gewinnt. Im Grunde ist er ein Superkumpel. Sie sollten ihn auch viel öfter mal
gewinnen lassen. Er geht für Sie Zigaretten kaufen oder trinkt ein Fläschchen
Fernet Branca mit Ihnen, bevor Sie ihn nach Hause fahren.
    Wen es allerdings wirklich nicht gibt, und das ist jetzt
möglicherweise hart für Sie, also wenn Sie empfindlich sind, hören Sie jetzt
lieber weg: Wen es wirklich nicht gibt, ist der Gilb, der Ihre Gardinen
verdunkelt. Kennen Sie den noch? Der Gilb soll in den 70er Jahren massenhaft
Gardinen eingefärbt haben. Aber angeblich war das nur eine Erfindung der
Fernsehwerbung. Wie Tilly. Die gab es auch nicht. Oder sie hieß in Wirklichkeit
Günter.
    Pinocchio war auch nur die Erfindung eines in den Abruzzen
lebenden Holzschnitzers mit Erektionstörungen. Und diejenige, die Ihnen damals
den Schnuller weggenommen hat, das war nicht die Schnullerfee oder die Zahnfee
oder sonst irgendeine Fee - das war Ihre eigene Mutter. Machen Sie mir keine
Vorwürfe, das ist nur die Wahrheit, das sind die erschütternden Erkenntnisse
der aktuellen Fabelwesenforschung. Das sind alles bloß Horrorgestalten aus dem
Kuriositätenkabinett: Hansel und Gretel, Tünnes und Schäl, Netzer und Delling.
    Den Allerunsympathischsten allerdings gibt es natürlich:
Freund Hein, den Bruder von Väterchen Frost. Wenn der kommt, hat man ruckzuck
den Geist aufgegeben. Das ist übrigens auch so eine Figur, die viele ihr Leben
lang vergeblich suchen: den Geist. Es hat schon manch einer genau den Geist
aufgegeben, den er nie besessen

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