Nuke City
Seeks-the-Moon. »Hier war etwas anderes am Werk.«
Kyle war verblüfft. »Wann hast du denn das Ergebnis eines Vampirangriffs gesehen?«
»Noch nie«, erwiderte er mit einem Blick auf die schlaffe Gestalt auf dem Bett.
»Ich auch nicht«, sagte Kyle. »Wie kannst du da...«
Der Geist hob die Hand. »Du hast mich aus den losen Energien des Astralraums geschaffen, nicht wahr?« Als Kyle nickte, sagte er: »Die Welt erinnert sich.«
»Was soll das jetzt bedeuten?«
»Es bedeutet, daß ich manchmal Dinge weiß, die du nicht weißt. Und manchmal weiß ich Dinge, die ich vielleicht gar nicht wissen sollte. Dies scheint eine dieser Gelegenheiten zu sein.«
»Natürlich!« sagte die Ärztin. »Das ist doch nur logisch!«
»Verzeihung?« sagte Kyle, indem er sich zu ihr umdrehte.
»Wo wohnt das kollektive Unterbewußtsein?« sagte sie strahlend. »Natürlich im Astralraum! Er sagte, ›die Welt erinnert sich‹, und er besteht aus denselben Energien, derselben Energie, die mit jedem Lebewesen auf diesem Planet verbunden ist. Da ist es doch nur logisch, daß er das kollektive Unterbewußtsein anzapfen kann.«
Kyle, den diese Unterhaltung ein wenig aus der Fassung brachte, wandte sich wieder an seinen Geistverbündeten. »Bisher warst du dazu noch nie in der Lage.«
Seeks-the-Moon nickte. »Es war mir nicht gestattet.«
»Es war dir nicht gestattet!« wiederholte Kyle. »Das wird jetzt absurd.«
Seeks-the-Moon hob wiederum die Hand, die ein wenig zu zittern schien. »Bitte, ich begreife das alles noch viel weniger als du und finde es mindestens ebenso beunruhigend. Ich weiß nur, daß Mitchell Truman nicht von einem Vampir angegriffen wurde.«
»Wovon dann?«
»Es war ein Geist, ja«, sagte Seeks-the-Moon, »aber als er versucht hat, die Seele des Jungen zu verschlingen, und scheiterte, ist der Junge wahnsinnig geworden.«
»Seine Seele?« fragte Doktor Douglas.
»Seinen Geist, sein Selbst, sein Ka - es gibt viele Namen dafür«, sagte der Geist. »Aber ich glaube nicht, daß der Geist seine Seele wollte, sondern vielmehr seinen Körper. Seine Seele war ganz einfach im Weg.«
»Eine fehlgeschlagene Besitzergreifung?« fragte die Ärztin.
Seeks-the-Moon zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich habe beschrieben, was ich spüre.«
»Das würde eine Menge erklären, auch hinsichtlich...«
Eine dunkelblaue und weiße Kugel schoß mit irrsinniger Geschwindigkeit in den Raum, traf Kyle an der Brust und prallte zurück. Augenblicklich umgab er sich mit einem graugrünen Schild, da er versuchte, sich vor einem weiteren Angriff zu schützen. Seeks-the-Moon bewegte sich gedankenschnell durch den Raum und stellte sich zwischen den Energieball und Mitchell Truman.
»MEISTER!« kreischte der Ball, während er durch den Raum flitzte, bevor er schließlich langsamer wurde.
»Delta?« sagte Kyle, indem er die Hände senkte.
»ICH HABE DICH GEFUNDEN! ICH HABE DICH GEFUNDEN!« rief der Beobachter, während er rasch zu Kyle schwebte.
»Großer Koyote«, murmelte Seeks-the-Moon, der sich sichtlich entspannte.
»Ich sagte Charlotte, ich könnte dich finden!« Der Beobachter umschwirrte Kyle, offenbar sehr zufrieden mit sich. »Sie hat es nicht geglaubt! Aber ich habe es geschafft!«
»Ja, das hast du, Delta«, sagte Kyle ernsthaft. »Und warum bist du hergekommen?«
Der Beobachter hielt inne und betrachtete ihn mit weit aufgerissenen Augen. »Äh...«
»Delta...«
»Ach so!« sagte er, wiederum hüpfend. »Charlotte sagte, ein anderer Geist sei gekommen!«
»Ein anderer Geist?«
»Ja!«
»Hat sie gegen ihn gekämpft?«
»Ich weiß nicht.« Der Beobachter klang besorgt ob sei ner Unwissenheit. »Sie hat mir nur aufgetragen, dich zu finden!«
Kyle seufzte. »Ist schon gut, Delta. Du hast deine Sache hervorragend gemacht.«
Der Beobachter sprang wieder in die Luft. »Ich sagte ihr, ich könnte es! Ich sagte ihr, ich könnte es!«
Kyle wandte sich an Seeks-the-Moon. »Ich werde nach den Trumans sehen«, sagte er. »Bewache mich und den Jungen, während ich fort bin.«
Der Geist nickte. »Selbstverständlich.«
Kyle setzte sich in einen der Sessel und entspannte sich. Er richtete seine Astralsinne nach innen und untersuchte seinen Körper und seinen Geist. Er war müde und hielt sich nur noch mit Kaf und Adrenalin aufrecht, aber sehr bald würde das nicht mehr genügen. Sein Geist leuchtete jedoch vor Energie. Er zwang sich, nur Geist zu sein, die Verbindung zu seinem Körper zu lösen und sich
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