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Nuke City

Nuke City

Titel: Nuke City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Dowd
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freizumachen.
    Und dann trennte sich Kyles Geist von seinem Körper und glitt in den Astralraum. Der Raum, der voller Pflanzen war, strahlte vor Leben. Seeks-the-Moon und Doktor Douglas leuchteten ebenfalls warm, stark und gesund. Mitchell Truman war das einzige Lebewesen, das nicht vor Licht sprühte. Er war matt, eine fleischliche Hülle, die kaum noch Leben enthielt.
    Seeks-the-Moon, der gleichzeitig in den physikalischen und den astralen Gefilden sehen konnte, betrachtete Kyle in dessen Astralgestalt. Als Ausdruck von Kyles idealisiertem Selbstbild sprühte seine hochgewachsene, muskulöse Astralgestalt Funken. Für einen Augenblick war sie nicht maskiert, und seine Aura zeigte sein ganzes Potential als Magier, der in die höheren Mysterien der Welt eingeweiht war. Eine pulsierende silberne Schnur verband seine Astralgestalt mit seinem Körper. Jetzt konnte er diese Verbindung noch klar erkennen, aber je weiter sich die Astralgestalt vom Körper entfernte, desto dünner würde die Schnur werden, bis sie schließlich kaum noch zu sehen sein würde.
    »Ich bin bald wieder zurück«, sagte er zu Seeks-the- Moon, und der Geist nickte.
    Kyle wandte sich dem Fenster zu, das ebenso wie der dazugehörige Rahmen im Astralraum matt und leblos war. Seine Astralgestalt würde es mühelos durchdringen. Über die Pflanzen im Raum, die jetzt oder früher einmal lebendig gewesen waren, mußte er jedoch hinwegfliegen.
    Und er überflog sie in Gedankenschnelle.

10
     
    Kyle flog über die medizinische Einrichtung hinweg und in den immer noch dunklen Morgenhimmel. Die Stadt unter ihm lebte, erstreckte sich in Gestalt eines strahlenden Dunstes nach Norden, Westen und Süden. Im Osten ging der Dunst in das lebhafte Leuchten des Michigansees über, der fast ebenso hell vor Leben strahlte wie die Stadt.
    Kyle sah außerdem viele dunkle Flecke, Stellen in der Stadt, wo die Schöpfungen der Menschheit stark genug waren, um die lebenden Auren, die sie bewohnten, zu unterdrücken. Die Shattergraves der alten Chicagoer Innenstadt waren eine dunkle Wüste, eine Narbe über dem ehemaligen Herzen der Stadt. Diese Gegend war jedoch nicht Kyles Ziel, sondern der Truman Tower, der sich noch weiter südlich erhob.
    Er raste in die entsprechende Richtung, hoch über der Stadt, die wie ein verschwommener prismatischer Nebel an ihm vorbeirauschte. Nach kürzester Zeit ragte der Tower vor ihm auf, kalt und leblos im Astralraum, doch unverkennbar in Form und Standort. Von innen strahlten trübe Lichtflecken nach außen, aber das Nichtlebende dominierte ganz offensichtlich.
    Kyle schoß auf das Penthouse zu und flog durch die seewärts gelegenen Fenster zum Wohnzimmer der Trumans. Auf den Sofas in der Mitte saßen Melissa und ihre Schwester Madeleine, die Kyle bisher nur einmal im Vorbeigehen im Krankenhaus gesehen hatte. Sie war fast zehn Jahre älter als Melissa und auch Mitchell und sowohl von zierlicherem Wuchs als auch von hellerer Hautfarbe.
    Er bremste seinen Flug und schwebte auf der Stelle, als Charlotte aus dem tiefergelegenen Stockwerk erschien und vor ihm anhielt.
     
    »Meister«, hallte ihre Stimme durch den Astralraum. »Der Beobachter hat dich gefunden!«
    »Was ist passiert?« fragte Kyle.
    »Das Gebiet, das ich bewachen soll, wurde von einem anderen Geist betreten«, sagte Charlotte. »Ich habe ihn gespürt und wollte gegen ihn vorgehen, aber er hat mich ebenfalls gespürt und ist geflohen, bevor ich ihn erreichen konnte. Ich habe ihn nicht verfolgt, weil du mir keine entsprechenden Anweisungen gegeben hast.«
    »Nein, du hast alles richtig gemacht. Hast du gesehen, was für ein Geist es war?«
    »Das konnte ich nicht«, erwiderte Charlotte. »Er war auf jeden Fall von dunkler Farbe.«
    »Dunkel?« fragte Kyle. »War er schwach?«
    »Nein, er war mächtig, aber seine Farbe war dunkel.«
    Das verwirrte Kyle. Er hatte noch nie von einem Geist mit dunkler Farbe gehört. Andererseits hafteten diesem Fall viele Aspekte an, die ihm...
    Irgend etwas stimmte nicht. Die beiden Frauen hatten sich erhoben und wichen vorsichtig zurück, offenbar erschreckt durch etwas in seiner unmittelbaren Nähe. Er drehte sich um und schaute hinter sich, sah aber nur die dunkle Undurchsichtigkeit der Plastistahlfenster. Er und Charlotte waren neben Melissa und Madeleine die einzigen Wesen in dem Zimmer.
    Natürlich. Er war unmaskiert und strahlte Macht aus, was wahrscheinlich bedeutete, daß etwas von dieser Energie in die physikalische Welt drang, und

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