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Nukleus

Nukleus

Titel: Nukleus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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und wieder schrien alle durcheinander.
    »Ruhig«, rief Oliver, »seid alle ruhig! Ihr macht ihn nervös!«
    Annika sagte: »Oliver … Oliver … Oliver«, so lange, bis er sich wieder auf sie konzentrierte. »Du willst doch mich, oder? Die anderen sind dir doch ganz egal, oder?«, sagte sie beschwörend, und ihre Augen blickten ganz sanft, fast hingebungsvoll. »Du willst, dass ich zu dir über die Schwelle komme, nicht? Dass wir nicht du und ich bleiben, nicht zwei, sondern eins werden, weil einer nicht genug ist und zwei zu viel sind …«
    »Zu viel, zu viel, zu viel«, meldete sich die Frau im rosa Morgenmantel wieder zu Wort.
    »Wir könnten es zusammen machen, du und ich«, redete Annika weiter. »Dazu brauchen wir Michael und die anderen nicht.«
    Michael hielt jetzt beide Fäuste gegen die Brust gedrückt, und seine Augen flogen zwischen Annika und Oliver hin und her, hin und her, während ihm weiter Speichel aus dem Mund und über das Kinn lief. »Ich will das nicht halten«, sagte er.
    »Dann gib es mir«, sagte Annika. »Willst du es mir nicht geben?«
    »Nein!« Oliver sprang zwischen sie. »Nein, Mikey, das geht nicht. Du musst es halten. So lange, bis ich dir sage, dass du loslassen darfst. Ist doch ganz leicht, Mikey.«
    »Es ist nicht leicht«, widersprach Annika. »Für Michael ist das jetzt sehr schwer, und für dich sollte es auch schwer sein. Es sollte nicht leicht sein.«
    Michael reckte sich, um Annika sehen zu können, hoffnungsvoll drehte er ihr den ganzen Oberkörper zu. »Ich will das nicht halten«, sagte er noch einmal. Dann begann er wieder zu wimmern und schloss die Augen, während seine Hand mit der Granate zu zittern begann.

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    Zum dritten Mal schrillte draußen auf dem Gang die Klingel, noch länger als vorher. »Bitte«, sagte eine der Schwestern, »die anderen Patienten brauchen Hilfe. Könnte nicht eine von uns …«
    »Nicht jetzt«, Oliver schüttelte den Kopf, »es dauert nicht mehr lang«, er unterbrach sich, lächelte Michael an, ein flackerndes Grinsen, »nur noch kurz. Wem willst du die Granate schenken, Mikey, mir oder ihr? Du darfst das entscheiden.« Erneut fuhr seine Hand in die Manteltasche, holte das Smartphone heraus, hielt es hoch und filmte Michael. »Lächeln, Mikey, du bist jetzt live im Netz. Alle können dich sehen. Mein neuester Planet.«
    Michael weinte. Er zitterte am ganzen Leib, und die Shorts, schon nass vom Schweiß, wurden noch dunkler.
    »Wem willst du das schöne Geschenk machen?«, fragte Oliver lockend, »wem willst du das Bällchen zuwerfen, der netten Dr. Jansen oder dem bösen Oliver?« Er drehte das Handy, um sich selbst zu filmen, sein flackerndes Grinsen, dann beschrieb er eine halbe Drehung und hielt es auf Annika, bevor wieder Michael auf seinem Display erschien.
    Plötzlich brannte bei Ella eine Sicherung durch. Alles vor ihren Augen wurde unscharf und bekam einen Rotstich. Sie stieß Cassidy beiseite und marschierte auf den Jungen zu.
    »Hör auf, das ist doch krank!«, schrie sie. »Warum nimmst du dir deine Scheißgranate nicht einfach wieder und schiebst sie dir selbst in den Arsch? Glaubst du im Ernst, dein perverses Programm funktioniert? Glaubst du, du kannst Menschen berechnen und zu irgendetwas treiben, indem du sie zu deinen beschissenen Marionetten machst? Du hast bloß gewichst, mein Kleiner, du hast im Dunkeln vor deinem Computer gesessen und deinen Schwengel gerubbelt, das war dein ganzes Programm, und irgendwo da draußen gab es zwei, drei verzweifelte Menschen, die sowieso am Ende waren, und denen hast du vielleicht, vielleicht , den letzten Anstoß zu ihrer Tat gegeben. Aber viel schlimmer ist, dass diese Witzfiguren vom MI6 da hinten dir dabei über die Schulter gekuckt haben und sich so daran aufgegeilt haben, dass sie auf diesen beknackten Egotrip mitreiten wollten, und angefangen haben, Menschen umzubringen, nicht mit Status-Updates, sondern mit Revolvern und Medikamenten und Fenster stürzen! Das ist der echte Irrsinn, und dafür sollte man sie in den Tower sperren und enthaupten! Aber du bist bloß ein Nerd mit Größenwahn und einem Anonymous-T-Shirt!«
    »Hey, bleib cool, bleib cool!« Olivers Stimme überschlug sich plötzlich. »Wer bist du denn überhaupt? Du hast Glück, dass du noch lebst! Du bist doch diese Schlampe … Ella Bach aus Berlin, ja? Ich hab hier was für dich. Ist das auch bloß Gewichse, ja?« Hastig sprang sein Daumen auf dem Touchfeld hin und her. »Hier! Dein Kumpel … Meyer … Alexander

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