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Nukleus

Nukleus

Titel: Nukleus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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Haaren.
    Der andere Feuerwehrmann sprach in ein Walkie-Talkie mit dem dritten Mann, der unten im Wagen geblieben war. »Ruf die Polizei«, sagte er. »Wir haben hier einen Tatort … Ja, der Mann … der Oberkommissar vom LKA.« Er warf Ella einen fragenden Blick zu. »Er ist doch tot?«
    Ella nickte, was den Nagel etwas tiefer in ihr Gehirn trieb. Dann sagte sie: »Ich wüsste wirklich gern …« Die Worte hallten in ihrem Kopf nach, und die Luft vor ihren Augen begann zu flimmern. Der Rest fiel ihr nicht mehr ein. Der Boden schien sich leicht zu bewegen. Der Schweiß auf ihrer Haut wurde kalt, und sie merkte, dass ihr übel war. Was wüsste ich gern?
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Sascha aufzustehen versuchte. Er stemmte sich hoch und kam schwankend auf sie zu. Sein schwach ausgeprägtes Kinn ruckte auf und nieder, während er mit trockener Kehle schluckte. Das kurze Haar kringelte sich zu feuchten Locken. »Ella?« Auch die beiden Feuerwehrmänner näherten sich ihr mit unsicheren Schritten auf dem hin und her ruckenden Boden. »Frau Doktor? Was haben Sie denn?«
    Es war der Geruch nach verbranntem Fleisch, er verursachte ihr Übelkeit. Kurz bevor die Feuerwehrmänner sie erreicht hatten, kippten sie zur Seite, und der Boden kippte mit ihnen; es sah aus, als gin gen sie in der Vertikalen über eine Wand mit einem Läufer daran. Aber so sah es nicht lange aus, denn statt weiter näherzukommen, wurden sie kleiner und immer kleiner, und dann verschmolzen sie plötzlich mit dem quecksilbrigen Flimmern und verschwanden.
    »Ella? Ella?«

1 7
    Ella schlug die Augen auf, weil jemand fortwährend ihren Namen rief. »Frau Bach? Ella Bach? Frau Doktor?« Sie blickte auf die Knie eines Mannes, denn sie lag auf der Seite. Als sie den Kopf drehte, sah sie in das Gesicht von Oberkommissar Hassan Abdallah, der sich über sie beugte. Das Licht an der Decke über seinem Kopf blendete sie. Sie lag auf einer Trage im Rettungswagen, und ihr war kalt. »Wie geht es Hagen?«, fragte sie.
    »Er ist tot«, sagte Abdallah.
    Ella versuchte sich aufzurichten, und einen Moment lang hatte sie das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Ein stechender Schmerz schoss dicht unter der Schädeldecke von Schläfe zu Schläfe. »Er hat mir das Leben gerettet«, sagte sie.
    »Bleiben Sie liegen«, sagte Abdallah, der auf dem Stuhl neben der Trage saß. »Fühlen Sie sich in der Lage, mir ein paar Fragen zu beantworten?«
    »Sie hat eine Gehirnerschütterung«, sagte Sascha. »Sie sollte jetzt nicht reden.«
    Ella konnte ihn nicht sehen, erst als er sich ebenfalls über sie beugte und ihr mit einer kleinen, starken Lampe in die Augen leuchtete. Er knipste die Lampe aus und hielt ihr seine Hand vors Gesicht. »Wie viele Finger siehst du?«
    »Lass den Scheiß«, sagte Ella und dachte, Ärzte sind die schlechtesten Patienten, weiß doch jeder. Die Hand verschwand, dafür tauchte ein Glas Wasser auf, das ihr an die Lippen gesetzt wurde. Sie nahm es Sascha ab und leerte es in großen Schlucken. Sie sah wieder Abdallah und draußen in der Dunkelheit, über ihre Füße hinweg, eine Menge anderer Polizisten, Feuerwehrmänner und Sanitäter, die im Sekundentakt ihre Farbe wechselten, rote Jacke, blau, weiße Hose, blau, gelber Helm, blau, braune Haare, blau . Hinter einer Absperrung standen Schaulustige mit blau flackernden Gesichtern, und noch weiter hinten sprach ein Mann, eine eingeschaltete Kamera auf der linken Schulter, mit einem der beiden Feuerwehrmänner, die mit in der Wohnung gewesen waren.
    »Leg dich wieder hin«, sagte Sascha. »Wir bringen dich in die Klinik.«
    »Ich bin in Ordnung«, sagte Ella.
    »Was ist da oben passiert?«, wollte Abdallah wissen. Er schob sich ein Mecca Gum in den Mund, und seine Zähne ratterten los, legten die erste Naht zwischen Ober- und Unterkiefer. »Was hatten Sie hier überhaupt zu suchen?«
    Ella sagte: »Der Sanitäter hat mich angerufen und gebeten, zu ihm zu kommen, weil er sich bedroht fühlte und …«
    »Welcher Sanitäter?«, fragte Abdallah.
    »Kornack. Der Mann in der Wohnung. Er hat mich heute Morgen angerufen und gesagt, wir würden alle sterben, und heute Vormittag, als ich gerade nach Shirin gesehen hatte, nach unserem Gespräch, hat er gedroht, er würde etwas tun, wenn ich ihn nicht sofort in seiner Wohnung …«
    » Wir würden alle sterben, das hat er gesagt? Würden oder werden? «
    »Werden.« Ella spürte, wie ihr Magen sich hob, gegen die Bauchdecke drückte. »Ich habe Ihren Kollegen im LKA

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