Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
Typen ein wenig zu provozieren, frage ich Josef, ob er geschieden oder tatsächlich „getrennt lebend“ ist. Seine ausführliche Antwort folgt prompt: „Hallo Angie, das ist wirklich eine sehr präzise Frage, die ich gerne beantworte, wenngleich dies einige Worte erfordert. (Meine) Frau P. und ich haben uns vor zwei Jahren getrennt. Die Initiative hierzu ging letztlich von P. aus. Es ist uns gelungen, den Trennungsprozess ohne die sonst typischen Streitigkeiten zu gestalten. Wir haben einvernehmlich einen notariellen Trennungsvertrag erarbeiten lassen, in dem auf einen Güterausgleich verzichtet wurde, ehelicher und nachehelicher Unterhalt ebenso wie ein späterer Versorgungsausgleich ausgeschlossen wurden. Die Regelungen gelten laut notariellem Vertrag ausdrücklich auch für den Fall einer Scheidung. Vor zwei Wochen habe ich P. wegen der noch nicht vollzogenen Scheidung angesprochen. Eine solche könnte nämlich kurzfristig erfolgen, es besteht allerdings Anwaltszwang bei Gericht (der Notar kann keine „Parteien“ vertreten). Wir müssen daher noch einen Anwalt beauftragen - dies soll nächste Woche geschehen. Angie, es würde mich sehr freuen, wenn wir in Kontakt bleiben könnten. Gerne werde ich auch weitere, persönliche Fragen beantworten. Viele Grüße Josef.“
Nun, sooo genau wollte ich es eigentlich gar nicht wissen - dass meine Frage indes gar nicht ernst gemeint war, hatte der Gute offensichtlich überhaupt nicht bemerkt.
Da es sich bei diesem Mann - man betrachte nur die Aspekte getrennt lebend, Jagd, Aussehen, Parkettsicherheit - im vollem Umfang um meinen Anti-Typ handelt, spräche eigentlich rein gar nichts für eine Fortführung der Korrespondenz - da ich aber geneigt bin, weitere Possen aus diesem Mann rauszukitzeln, geht der Briefwechsel seinen weiteren Gang. Und in seiner folgenden Mail gesteht Josef mir, dass er mich bei google gefunden habe und was für eine herrliche Fundgrube doch das Internet sei.
Im nächsten Satz fragt er sofort, ob ich mit dem, was ich über ihn im Internet gefunden habe, auch ein bisschen zufrieden sei - er hält sich also für so wichtig und unwiderstehlich, dass er davon ausgeht, dass man ihn einfach googeln müsse und gar nicht anders könne. Die Neugier siegt, und ich google Josef tatsächlich - und was ich finde, passt in mein Bild von Josef. So ist Josef geschäftsführender Gesellschafter eines Familienbetriebs, der seiner Frau gehört. Die Firma stellt Fenster, Haustüren und Rollläden her. Aha, da hat sich also wieder einer ins gemachte Nest gelegt, in die Firma seiner Frau, und dort spielt er den geschäftsführenden Gesellschafter, wichtiger Posten. Praktisch, praktisch.
Überdies ist Josef Bezirksvorsitzender im CSU Bezirksverband und Kreisvorsitzender der Mittelstands-Union. Da passt doch alles wie die Faust aufs Auge. Ein karrieresüchtiger Emporkömmling, der sich mittels Gattin und Parteibuch hochrankelt. Pfui Teufel. Und erzkonservativer Jäger obendrein.
Zum Glück schläft der Kontakt zu Josef schnell und ohne großes Zutun ein.
Albrecht - Trachtenlederne und Consulting in München. Oder: Die Gier nach dem schönen Leben
Angefangen hat alles im Frühjahr letzten Jahres. Bei „Edelagentur“. Natürlich.
Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen und mir im Klaren darüber sein müssen, dass dort nichts Gutes dabei rumkommen kann.
Was ist denn passiert, in der Zwischenzeit, werden Sie vielleicht fragen.
Ich will es Ihnen erzählen, aber hübsch der Reihe nach, und von ganz vorne möchte ich beginnen.
Ins Rollen gekommen ist die ganze Story - wie bereits gesagt - im Frühjahr letzten Jahres. Albrecht von „Edelagentur“ hat mir eine Mail geschickt - 42 Lenze zählt der Herr, sein Beruf ist „Banken und Consulting“, was immer das auch sein mag.
Seine Fotos, die er mir freiwillig zusendet, gefallen mir auf den ersten Blick nicht sonderlich, seine Gesichtszüge erscheinen allzu grobklotzig, während der Kopf wiederum nur von einer spärlichen Haarpracht bedeckt ist.
Und auf einem der Bilder ist er doch tatsächlich in Trachtenledernen und dazu passendem kariertem Hemd zu sehen - ganz in Münchner Tradition, sicherlich, aber für mich persönlich nicht eben der Inbegriff des sexiest man alive .
Der Mailkontakt beschränkt sich dann auch eher auf harmloses, unbedeutendes Geplänkel. In seinen Mails ist er immer wieder beim Urlaub im schönen Süden, den er so liebt. „...Und dann war da noch die Sache mit dem
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